„Mit Kind kann ich Sie nicht mal rausklagen“
Wer in Augsburg eine Wohnung sucht, braucht starke Nerven. Viele stoßen auf fragwürdige Vermieter, dubiose Angebote oder krasse Forderungen. Betroffene erzählen.
Die Lage auf dem Augsburger Wohnungsmarkt ist angespannt. Wer eine passende Bleibe sucht, muss sich auf ein Nervenspiel einstellen: Bezahlbare Wohnungen in guter Lage sind rar, die Konkurrenz ist groß. Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt, was sie bei ihrer Wohnungssuche in Augsburg erlebt haben – und viele Antworten erhalten. Hier sind die teils verstörenden, teils kuriosen, teils verzweifelten Schilderungen:
„Miete für ein Jahr bar auf den Tisch gelegt“
„In den fünf Jahren, in denen wir auf der Suche waren, haben wir einiges erlebt. Der Knaller war aber, wie ein „Mitbewerber“für ein 160 Quadratmeter großes Haus die Miete für ein Jahr inklusive Kaution bar auf den Tisch gelegt hat. Für sich und seine Frau. Da hat man als normal arbeitende Familie mit Kindern keine Chance.“
Facebook-Nutzerin „Nadine Hiebl“
„Freundlichkeit endet an der Schwelle zur Wohnung“
„Mein Freund und ich suchen seit etwa November eine Wohnung in Augsburg und Umgebung. Was uns leider extrem negativ auffällt, ist die Ablehnung gegenüber Haustieren, insbesondere Hunden, die im Vergleich zu Katzen etwa oft explizit ausgeschlossen werden. Wir haben einen kleinen Hund, der absolut stubenrein, kein Kläffer und sehr gut erzogen ist. Alleine durch den kleinen Zwerg fallen für uns sicher über 70 Prozent aller Wohnungen weg. Und selbst wenn es heißt „Haustiere nach Vereinbarung“, wird sich gegen uns entschieden, oft wird unser Hund als Grund dafür genannt. Ich habe schon öfter gelesen, wie hundefreundlich Augsburg angeblich sein soll, leider endet diese Freundlichkeit wohl an der Schwelle zur Eigentumswohnung.“
Anonym, Name der Redaktion bekannt
„Sollten Sie mal Lust haben…“
Ein 27-Jähriger schildert, er habe nach einer Besichtigung eine Nachricht erhalten. Darin schreibt der Vermieter: „Ich fand Sie heute umwerfend! Hübsches Face, guter Style, sportliche Figur in ripped skinny Jeans. Sehr geil!“Sollte er einmal Lust auf „ordentlichen“Oral-Sexualverkehr haben, „bitte jederzeit melden! Wäre mir 100 Euro wert.“Anschließend beschreibt er seine Fantasien. „NO KISS. NO FUCK. DISKRET. Melden oder einfach löschen! Bisex-Gruß ;-)“Der 27-Jährige kommentiert gegenüber unserer Redaktion, mehr müsse man dazu nicht sagen. „Ich nehme es mit Humor.“
Anonym, Name der Redaktion bekannt
„Die Lektion: Sei nicht ehrlich, lüge“
„Als ich als internationaler Student in Augsburg ankam und mich bei der Wohnungsvermittlung der Universität anmeldete, verlor ich sofort mein Wohnheimzimmer, weil ich dumm war und ehrlich erwähnte, dass ich mit meiner Frau kam. Die Universität erlaubte uns, für ein paar Tage in unserem reservierten Zimmer zu übernachten, wir mussten uns aber einen neuen Platz suchen. Bei der Suche nach Mietwohnungen war es völlig unverständlich, dass zwei Personen in einem kleinen Zimmer nicht erlaubt waren. Es sollte doch meine Entscheidung sein, ob ich den Raum für meine Bedürfnisse zu eng finde oder nicht. Am Ende bekamen wir ein Zimmer im Wohnheim einer Schule, aber – obwohl wir dankbar waren, überhaupt ein Zimmer zu bekommen – wegen der ständig feiernden Teenager war es eines der höllischsten Semester. Die Lektion: Sei nicht ehrlich, lüge.“
Facebook-Nutzer „Virgo Siil“
„Auf die nächsten zehn Jahre Couch“
„Ich habe zwei Hunde und zwei Katzen – und brauche gar nicht anzufragen. Haustiere sind meist verboten. Ich schlafe seit zehn Jahren auf der Couch, mit Kindern fehlt eben ein Zimmer für mich. Auf die nächsten 10 Jahre Couch …juhuuu“
Facebook-Nutzerin „Marion Ey“
„Allgemein ‘ne Katastrophe“
„Beim städtischen Vermieter wurde immer wieder gesagt, es gebe keine freien Wohnungen. Und prompt haben Bekannte durch Vitamin B genau ebendiese Wohnungen bekommen, obwohl ich damals dann fast obdachlos war, weil ich aus meiner alten
Wohnung rausmusste und auch immer wieder vorgesprochen habe. Der Wohnungsmarkt in Augsburg ist allgemein ‘ne Katastrophe.“
Facebook-Nutzerin Bianca Oertel
„Hat uns aus der Wohnung geworfen“
„Mein Lebensgefährte ist Italiener, aber seit er ein Jahr alt ist in Deutschland. Er hat hier seine Schule usw. gemacht. Als wir uns eine Dreizimmerwohnung ansahen, wurden wir gefragt, welche Nationalität wir hätten. Ich antwortete Deutsche. Als mein Lebensgefährte sagte, er sei Italiener, wurde uns gesagt, dass der Vermieter mit Ausländern nichts zu tun haben wolle – egal, wie lange er schon hier ist. Er hat uns dann wortwörtlich aus der Wohnung geworfen.“
Facebook-Nutzerin „Kimmy Viperbunny“
„Alleinerziehend und Bürgergeld – Katastrophe“
„Hier in Augsburg als Alleinerziehende und abhängig vom Bürgergeld ist ‘ne Katastrophe. Man bekommt keine Hilfe, von nichts und niemandem. Und kein Vermieter will einen haben.“
Facebook-Nutzerin „Edele Michaela“
„Mit Kind kann ich Sie nicht mal mehr rausklagen“
„Ich war alleinstehend, Studentin und
schwanger. Alle Vermieter: „Nein, solche Leute will ich hier nicht!“Einer meinte: „Wenn das Kind da ist, kann ich Sie ja nicht mal mehr rausklagen.“
Facebook-Nutzerin „Leelou Lonelyfree“
„Aber Sie sehen ja gar nicht so ausländisch aus?“
„Ich hätte mal eine Wohnung bekommen, da als Lesbe ja keine Familienplanung zu erwarten ist und das wäre dem Vermieter schon am liebsten, wie es hieß. Oder: Ich habe mich mal auf Wohnungen beworben, einmal mit meinem Nachnamen und einmal mit dem deutschen Nachnamen der damaligen Partnerin. Sie hatte da definitiv mehr Glück. Oder: Einmal sagte ein Vermieter: „Ich hatte schon Bauchweh wegen des Nachnamens, nachdem ich die Herkunft gegoogelt habe. Aber Sie sehen ja gar nicht so ausländisch aus?“
Facebook-Nutzerin „Caro Lin“
„Menschen wie wir werden nicht beachtet“
„Seit über sechs Jahren bin ich auf der Suche nach einer größeren Wohnung, weil zwei meiner vier Kinder beeinträchtigt sind. Sie sind Autisten und brauchen zwingend mehr Privatsphäre. Es ist einfach eine Riesen-Unverschämtheit, dass man solche Menschen wie uns einfach nicht beachtet.“
Facebook-Nutzerin „Ayse Karabey Kaya“
„Decke kam runter und Schimmel an den Wänden: 600 Euro pro Zimmer“
„Ich bin zu einer Haus-WG-Besichtigung eingeladen worden: Der Rasen meterhoch, die Holzfenster kaputt und die Heizung war ein alter Holzofen. Der Aufenthaltsraum war „möbliert“mit einer alten verdreckten und kaputten Couch. Die Decke kam runter und Schimmel an den Wänden. Hinzu kam offene Elektrik. Je Zimmer: 500 bis 600 Euro. Katastrophe.“
Facebook-Nutzer „Dani Weigelt“
„99 Prozent der Vermieter antworten nicht – oder sind Betrüger“
„Ich bin hochschwanger und suche eine Wohnung mit mindestens zwei Zimmern. Aber noch dazu mit Hund und Bürgergeld antworten leider 99 Prozent der Vermieter überhaupt nicht oder es kommen nur Antworten von Betrügern über booking.com mit Vorauszahlung. Aber das Beste ist, wenn Vermieter – offensichtlich aufgrund meiner Angaben – sagen, sie würden 70-Quadratmeter-Wohnungen nur an eine Person vermieten, da sie sonst zu klein seien. Ich suche jetzt seit Juli letzten Jahres ohne Erfolg.“
Facebook-Nutzerin „Nicki Gangl“
„Bei Besichtigung Belüftungsgerät angeschlossen“
„Wir waren vor Jahren eine Wohnung anschauen, es standen um die 30, 40 Leute vor der Türe. Dann kam ein Arbeiter mitten in die Besichtigung rein und hat erstmal ein Belüftungsgerät angeschlossen. Und jetzt ratet, wer nicht in dieser Wohnung wohnt: Mein Mann und ich haben uns nur angeschaut und sind gegangen.“
Facebook-Nutzerin „Carina Lender“
„Absage – ohne Wenn und Aber“
„Lebst Du vom Staat, bekommst Du sofort eine Absage – ohne Wenn und Aber. Hast du Schulden, kannst aber dennoch alles stemmen, bekommst Du sofort eine Absage. Als Alleinerziehender, egal wie viele Kinder: Absage. Bist du Raucher, würdest aber nie in der Wohnung rauchen? Egal, Absage.“
Facebook-Nutzer „Tom Vietz“
„Bla bla bla“
„Gründe, warum wir eine Wohnung nicht bekommen haben: Wir haben Katzen. Wir haben Wohnungskatzen. Wir haben ein Kind. Wir sind zu jung (mit Mitte 30). Man wolle nur Alleinstehende. Man wolle nur Rentner. Bla bla bla.“
Facebook-Nutzerin Melanie Meyfarth
„Vermieter hat einen Dummen gesucht“
„Am Telefon hieß es, es müsste bisschen was gemacht werden. Tatsächlich war es eine heruntergekommene Bruchbude und der Vermieter hat einen Dummen gesucht, der auf eigene Kosten alles renoviert. Eine Frechheit!“