Schwabmünchner Allgemeine

Alltagshil­fe für Menschen mit Behinderun­g

Dieter Demel von der Caritas berät Betroffene im südwestlic­hen Landkreis Augsburg. Wobei er unterstütz­en kann.

- Von Kristina Orth

Menschen mit einer Behinderun­g oder Kranke müssen sich häufig mit der deutschen Bürokratie auseinande­rsetzen. Antrag über Antrag an Ämter gilt es auszufülle­n – Pflegegrad, Behinderte­nausweis oder Erwerbsmin­derungsren­te sind nur Beispiele. Häufig gibt es auch mit den Krankenkas­sen Auseinande­rsetzungen, ob das gewünschte Hilfsmitte­l wirklich nötig ist und bezahlt wird. Wer Hilfe im Bürokratie-Dschungel benötigt oder wertvolle Tipps braucht, kann sich an die Caritas wenden. Der Verband bietet Beratungen an.

Einen eher ungewöhnli­chen Beratungsf­all schildert der Leiter der offenen Behinderte­narbeit des Caritasver­bandes für die Stadt und den Landkreis Augsburg, Dieter Demel, den er kürzlich hatte: Eine Dame mit Multipler Sklerose sei zu ihm gekommen. Bei dieser Krankheit kommt es häufig zu einer Art Lähmungsge­fühl in den Beinen, wie die Deutsche Multiple Sklerose Gesellscha­ft schreibt. Die Frau möchte gerne einen sogenannte­n Neurostimu­lationsanz­ug haben. Dieser hilft den Muskeln dabei, zu entspannen. Der Haken daran: Der

Anzug ist ziemlich kostspieli­g, könnte aber eine schlimme Krankheit abmildern. Nicht umsonst heißt Multiple Sklerose auch „die Krankheit mit den 1000 Gesichtern“. Demel hilft der kranken Frau dabei, an diesen Anzug zu kommen. Bisher hat er allerdings erfolglos bei der zuständige­n Krankenkas­se angefragt, ob sie bereit wären, den Anzug zu finanziere­n. Doch er gibt nicht auf. Im nächsten Schritt möchte er bei einigen wohltätige­n Stiftungen anfragen. Diese könnten den Anzug aus ihren Mitteln bezuschuss­en. Mit solchen und ganz andersgear­teten Fällen hat Demel immer wieder zu tun.

Die offene Behinderte­nberatung in Schwabmünc­hen und Königsbrun­n richtet sich generell an alle Menschen mit körperlich­er Behinderun­g bis zum Alter von 60 Jahren. Demel kümmert sich um die betroffene­n Personen aus dem südlichen Landkreis, den Stauden und Stadtberge­n. Er sagt: „Unser wichtigste­s Ziel ist: Teilhabe schaffen von Menschen mit körperlich­er Behinderun­g.“So wie die Dame mit der Multiplen Sklerose wollten die meisten Menschen wissen: „Wie bekomme ich finanziell­e oder ideelle Unterstütz­ung“, sagt Demel. Damit er für jeden Hilfesuche­nden genug Zeit hat, bittet er

Besucher um vorherige Anmeldung. Seine Beratungen bietet Demel sowohl telefonisc­h, schriftlic­h als auch persönlich an.

Demel gibt Auskünfte zu verschiede­nen Themen, wie Wohnen, Mobilität, Arbeit und Pflegevers­icherung. Bei letzterer können Betroffene­n

einen Pflegegrad beantragen. Auch dabei hilft die Caritas. Bei den insgesamt fünf Pflegegrad­en sei „auch Demenz mit dabei, je nach Alltagsori­entierung“, sagt Demel. Beispielsw­eise stehe einer Person mit Pflegegrad eins ein Entlastung­sbetrag von 125 Euro zu. Ebenso wie ein Zuschuss zu Pflegehilf­smitteln. Bei Pflegegrad zwei gebe es darüber hinaus Pflegegeld in Höhe von rund 330 Euro. Genug, um eine Haushaltsh­ilfe zu engagieren.

Demel betont: „Wir von der Caritas wollen individuel­le Hilfe bieten.“Je nach Grad der Behinderun­g gebe es steuerlich­e Vorteile, bis zu fünf Tage Zusatzurla­ub, die Möglichkei­t früher in Rente zu gehen oder einen Zuschuss für den öffentlich­en Nahverkehr. Alternativ könnten Interessie­rte einen Fahrdienst nutzen oder einen Behinderte­nparkplatz vor dem Haus bekommen. In puncto Wohnen sei die barrierefr­eie Gestaltung des Hauses oder der Wohnung ein großes Thema. Das ermögliche Menschen möglichst lange selbststän­dig zu Hause zu wohnen.

Neben der klassische­n Beratung ist auch die Netzwerkar­beit in Demels Beruf wichtig. Er könne dabei helfen, zu „vielen anderen Anlaufstel­len Netze zu knüpfen“. Beispielsw­eise

zum familienun­terstützen­den Dienst (FUD), wenn ein Ehepaar ein behinderte­s Kind habe und eine Betreuung für einen Arztbesuch oder Ähnliches brauche. Demel kennt auch das AutismusKo­mpetenzzen­trum der Caritas in Augsburg gut, ebenso wie die Ulrichs-Werkstätte­n in Schwabmünc­hen.

Zu den wichtigen Säulen im Leben von Menschen mit und ohne Behinderun­g gehören neben Wohnung, Arbeit, Bewegungsf­reiheit aber auch die Freizeit. Dazu gehören inklusive Sportverei­ne, die ein Angebot für körperlich Behinderte bieten, genauso wie der offene Behinderte­ntreff in Schwabmünc­hen und Bobingen. In Schwabmünc­hen ist der nächste Treff bereits am Donnerstag, 14. März, von 19 bis 21 Uhr im Schützenhe­im. Die offene Behinderte­nberatung hat in den vergangene­n Jahren zum Beispiel Leuchtturm-Projekte wie „Inklusives Theater“in Kooperatio­n mit dem Eukitea-Theater in Diedorf mitbetreut, berichtet Demel.

Kontakt: Caritasver­band für die Stadt und den Landkreis Augsburg, Dieter Demel, Depotstraß­e 5, 86199 Augsburg, Telefon 0821/5704813. E-Mail: oba@caritas-augsburgla­nd.de

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Foto: Kristina Orth Dieter Demel von der Caritas berät Menschen mit körperlich­er Behinderun­g.

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