Alltagshilfe für Menschen mit Behinderung
Dieter Demel von der Caritas berät Betroffene im südwestlichen Landkreis Augsburg. Wobei er unterstützen kann.
Menschen mit einer Behinderung oder Kranke müssen sich häufig mit der deutschen Bürokratie auseinandersetzen. Antrag über Antrag an Ämter gilt es auszufüllen – Pflegegrad, Behindertenausweis oder Erwerbsminderungsrente sind nur Beispiele. Häufig gibt es auch mit den Krankenkassen Auseinandersetzungen, ob das gewünschte Hilfsmittel wirklich nötig ist und bezahlt wird. Wer Hilfe im Bürokratie-Dschungel benötigt oder wertvolle Tipps braucht, kann sich an die Caritas wenden. Der Verband bietet Beratungen an.
Einen eher ungewöhnlichen Beratungsfall schildert der Leiter der offenen Behindertenarbeit des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Augsburg, Dieter Demel, den er kürzlich hatte: Eine Dame mit Multipler Sklerose sei zu ihm gekommen. Bei dieser Krankheit kommt es häufig zu einer Art Lähmungsgefühl in den Beinen, wie die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft schreibt. Die Frau möchte gerne einen sogenannten Neurostimulationsanzug haben. Dieser hilft den Muskeln dabei, zu entspannen. Der Haken daran: Der
Anzug ist ziemlich kostspielig, könnte aber eine schlimme Krankheit abmildern. Nicht umsonst heißt Multiple Sklerose auch „die Krankheit mit den 1000 Gesichtern“. Demel hilft der kranken Frau dabei, an diesen Anzug zu kommen. Bisher hat er allerdings erfolglos bei der zuständigen Krankenkasse angefragt, ob sie bereit wären, den Anzug zu finanzieren. Doch er gibt nicht auf. Im nächsten Schritt möchte er bei einigen wohltätigen Stiftungen anfragen. Diese könnten den Anzug aus ihren Mitteln bezuschussen. Mit solchen und ganz andersgearteten Fällen hat Demel immer wieder zu tun.
Die offene Behindertenberatung in Schwabmünchen und Königsbrunn richtet sich generell an alle Menschen mit körperlicher Behinderung bis zum Alter von 60 Jahren. Demel kümmert sich um die betroffenen Personen aus dem südlichen Landkreis, den Stauden und Stadtbergen. Er sagt: „Unser wichtigstes Ziel ist: Teilhabe schaffen von Menschen mit körperlicher Behinderung.“So wie die Dame mit der Multiplen Sklerose wollten die meisten Menschen wissen: „Wie bekomme ich finanzielle oder ideelle Unterstützung“, sagt Demel. Damit er für jeden Hilfesuchenden genug Zeit hat, bittet er
Besucher um vorherige Anmeldung. Seine Beratungen bietet Demel sowohl telefonisch, schriftlich als auch persönlich an.
Demel gibt Auskünfte zu verschiedenen Themen, wie Wohnen, Mobilität, Arbeit und Pflegeversicherung. Bei letzterer können Betroffenen
einen Pflegegrad beantragen. Auch dabei hilft die Caritas. Bei den insgesamt fünf Pflegegraden sei „auch Demenz mit dabei, je nach Alltagsorientierung“, sagt Demel. Beispielsweise stehe einer Person mit Pflegegrad eins ein Entlastungsbetrag von 125 Euro zu. Ebenso wie ein Zuschuss zu Pflegehilfsmitteln. Bei Pflegegrad zwei gebe es darüber hinaus Pflegegeld in Höhe von rund 330 Euro. Genug, um eine Haushaltshilfe zu engagieren.
Demel betont: „Wir von der Caritas wollen individuelle Hilfe bieten.“Je nach Grad der Behinderung gebe es steuerliche Vorteile, bis zu fünf Tage Zusatzurlaub, die Möglichkeit früher in Rente zu gehen oder einen Zuschuss für den öffentlichen Nahverkehr. Alternativ könnten Interessierte einen Fahrdienst nutzen oder einen Behindertenparkplatz vor dem Haus bekommen. In puncto Wohnen sei die barrierefreie Gestaltung des Hauses oder der Wohnung ein großes Thema. Das ermögliche Menschen möglichst lange selbstständig zu Hause zu wohnen.
Neben der klassischen Beratung ist auch die Netzwerkarbeit in Demels Beruf wichtig. Er könne dabei helfen, zu „vielen anderen Anlaufstellen Netze zu knüpfen“. Beispielsweise
zum familienunterstützenden Dienst (FUD), wenn ein Ehepaar ein behindertes Kind habe und eine Betreuung für einen Arztbesuch oder Ähnliches brauche. Demel kennt auch das AutismusKompetenzzentrum der Caritas in Augsburg gut, ebenso wie die Ulrichs-Werkstätten in Schwabmünchen.
Zu den wichtigen Säulen im Leben von Menschen mit und ohne Behinderung gehören neben Wohnung, Arbeit, Bewegungsfreiheit aber auch die Freizeit. Dazu gehören inklusive Sportvereine, die ein Angebot für körperlich Behinderte bieten, genauso wie der offene Behindertentreff in Schwabmünchen und Bobingen. In Schwabmünchen ist der nächste Treff bereits am Donnerstag, 14. März, von 19 bis 21 Uhr im Schützenheim. Die offene Behindertenberatung hat in den vergangenen Jahren zum Beispiel Leuchtturm-Projekte wie „Inklusives Theater“in Kooperation mit dem Eukitea-Theater in Diedorf mitbetreut, berichtet Demel.
Kontakt: Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg, Dieter Demel, Depotstraße 5, 86199 Augsburg, Telefon 0821/5704813. E-Mail: oba@caritas-augsburgland.de