Schwabmünchner Allgemeine

Mit Entschuldi­gung punkten

Ein falscher Anhang oder ein Fehler in der Anrede – im Berufsallt­ag kann schnell eine E-Mail-Panne passieren. Wie man so etwas wieder geraderück­t und sogar Gewinn daraus ziehen kann.

- Von Christina Bachmann

Keiner ist vor Fehlern gefeit und schnell kann ein Klick eine peinliche Situation schaffen. Wer im Job eine fehlerhaft­e Mail verschickt hat und nicht mehr zurückrufe­n kann, sollte rasch, aber überlegt versuchen, das wieder zu reparieren. Das sagt Kommunikat­ionstraine­r Michael Hasenkamp.

Hat die Autokorrek­tur einen Namen verballhor­nt, kratzt das vielleicht noch am wenigsten – außer es handelt sich um einen wichtigen Kunden. Heikler können falsche Anhänge, ungelöscht­e Absätze oder ungewollte Adressaten sein. In allen Fällen rät der Coach jedoch: „Ich sollte mich nicht wegducken und denken „vielleicht fällt es nicht auf“, sondern mich besser initiativ melden und sagen: „Mir ist da was passiert.“

Das falle den meisten nicht leicht, umso mehr, da hierzuland­e der Anspruch vorherrsch­e, alles richtig machen zu müssen. „Wir gestehen eher selten Fehler ein“, sagt Michael Hasenkamp. „Dabei habe ich die große Chance, aus einem Fauxpas etwas Positives zu machen.“

Kleine, nicht bewältigte Konflikte, die oft mit Kommunikat­ion zusammenhä­ngen, können sich auftürmen, weiß der Coach aus der Praxis. „Jedes Wort, das dem anderen sagt: „Ich gehe über meinen Fehler nicht einfach hinweg“, führt

dazu, dass ich in der Wahrnehmun­g des anderen als jemand, der sich entschuldi­gt, Punkte mache.“

Der Trainer nennt das „kleine Leuchtturm­projekte platzieren“. So etwas könne man einüben: wenn Fehler auffallen, sich die Zeit

zu nehmen und zu reagieren. Damit punktet man nicht nur beim Gegenüber, sondern macht am Ende auch weniger solcher Fehler, glaubt er. „Denn es ist mir nicht mehr gleichgült­ig, ich achte auf diese Dinge.“

Reagieren also – aber wie? Verstehbar und authentisc­h formuliere­n, rät der Coach. „Schlau ist auch, das Ganze nicht zu bagatellis­ieren, sondern emotional zu verstärken.“Also nicht nur ein kurzes „Sorry“mailen, sondern zum Beispiel schreiben: „Da ist mir etwas ganz Dummes passiert, das tut mir aufrichtig leid.“Umso eher kommt eine „Ist doch nicht so schlimm“-Reaktion zurück.

Beim Kollegen formuliert man eine angemessen­e Entschuldi­gung natürlich anders als bei der Chefin. „Welche Kommunikat­ionsebene haben Sie mit dem- oder derjenigen?“, fragt Hasenkamp. „Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefüh­l und wenn Sie unsicher sind, sehen Sie sich frühere Korrespond­enz an.“Eine gute Richtschnu­r ist, wie sich der oder die andere selbst in Mails ausdrückt.

In manchen Fällen muss oder sollte es auch nicht bei einer Entschuldi­gungsmail bleiben. Hat man etwa jemanden wirklich gekränkt, kann die Mail auch so enden: „Ich kann das jetzt alles gar nicht nur tippen, sondern würde gerne bei einem Kaffee noch mal darüber reden.“

 ?? Foto: Sebastian Gollnow, dpa-tmn ?? Falsche Anhänge oder ein ungewollte­r Adressat: Einen Fehler aktiv beim Gegenüber einzugeste­hen, bietet die Chance, den Fauxpas in etwas Positives zu verwandeln.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa-tmn Falsche Anhänge oder ein ungewollte­r Adressat: Einen Fehler aktiv beim Gegenüber einzugeste­hen, bietet die Chance, den Fauxpas in etwas Positives zu verwandeln.

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