Schwabmünchner Allgemeine

Anschlussb­usse warten oft immer noch nicht

Vor einem Monat hat sich Landrat Martin Sailer mit Nahverkehr­skunden getroffen. Jetzt gibt es eine Begründung, warum bestimmte Verbindung­en oft nicht funktionie­ren.

- Von Jana Tallevi

Rund vier Wochen ist es inzwischen her, dass sich Pendler aus dem südwestlic­hen Landkreis Augsburg im Landratsam­t mit Landrat Martin Sailer und Vertretern des Augsburger Tarifund Verkehrsve­rbunds (AVV) getroffen haben. Es ging darum, wie der Busverkehr in Verschränk­ung mit dem Bahnverkeh­r besser funktionie­ren kann. Doch noch sind nicht alle Kritik- und Verbesseru­ngsvorschl­äge der Pendler erfüllt, berichtet jetzt einer von ihnen, der vor wenigen Tagen wieder eine knappe Stunde am Bahnhof in Gessertsha­usen warten musste. Grund dafür war die Verspätung seines Zugs dort, sodass der Anschlussb­us nach Langenneuf­nach bereits abgefahren war. So kam es dazu – und passiert immer wieder.

Ausschlagg­ebend für die Verspätung war eine ganz grundsätzl­iche Eigenschaf­t der Züge des Anbieters Go-Ahead. Denn seit die Züge auf den Bahnstreck­en des Augsburger Lands fahren, funktionie­rt die eigentlich elektrisch­e Rampe für Fahrerinne­n und Fahrer von Rollstühle­n nicht so, wie sie soll. Automatisc­h ist da wenig, berichtete Pendler Dieter Rothenfuss­er bereits mehrmals. Stattdesse­n muss die Rampe jedes Mal, wenn sie benötigt wird, mit hohem Zeitund Personalau­fwand eingesetzt und wieder abmontiert werden. Dass dann bis 15 Minuten Verspätung auflaufen, ist auf diese Weise nicht zu vermeiden.

Und das ist nachmittag­s zu lange. So viele Minuten kann der Bus

auf den Zug, dessen Fahrgäste er eigentlich mitnehmen soll, nicht warten. Annemarie Scirtuicch­io, die Sprecherin des Landratsam­ts, das den runden Tisch mit den Pendlern organisier­t hatte, sagt: „Das Einrichten einer Wartezeit auf spezifisch­en Fahrten im Regionalbu­sverkehr ist möglich und wird vom AVV mit den Fahrplänen an die Verkehrsun­ternehmer zur Umsetzung vorgegeben. Tagsüber kann eine solche Wartezeit in der

Regel fünf bis zehn Minuten betragen.“Möglich sei das dann, wenn die Wartezeit für andere Fahrgäste keine negativen Folgen hätten, etwa diese woanders ihren Zug verpassen, oder die Busse ihre Verspätung den ganzen Tag mitschlepp­en. „Bei Abendfahrt­en und insbesonde­re den letzten Fahrten am Tag sind die Wartezeite­n der Regionalbu­sse auf den SchienenPe­rsonennahv­erkehr deutlich ausgeweite­t (zum Teil 15 Minuten).“

Doch es gibt noch weitere Hürden, die gerade seit der größeren Fahrplanum­stellung im südlichen Landkreis im vergangene­n Dezember dazu führen, dass der Bus nicht immer auf den Zug wartet. Grundsätzl­ich fahren die Busse dort als Zu- und Abbringer von den Zügen auf der Linie Augsburg – Dinkelsche­rben – Ulm. Doch weil die Busfahrer und Busfahreri­nnen nicht immer ersehen können, wann ein Zug tatsächlic­h ankommt, müssen sie zwangsläuf­ig irgendwann abfahren, um rechtzeiti­g am nächsten Einsatzort zu sein. Warum das nicht immer klappt, erklärt der Pressespre­cher des Bahn- und Busunterne­hmens Go-Ahead, Winfried Karg.

Tritt die Störung frühzeitig auf, etwa auf dem Weg von München nach Augsburg, dann gibt es für die Kolleginne­n und Kollegen an den Schaltstel­len noch die Möglichkei­t, diese ins System einzupfleg­en. Das lange Halten in Diedorf ist aber dann einfach zu kurzfristi­g, um den Busfahrer am Bahnhof in Gessertsha­usen zu informiere­n. Er weiß nicht, ob der Zug, auf den er warten soll, in wenigen Minuten oder erst eine halbe Stunde später kommt – und fährt ab.

Landrat Sailer ist die Kritik am AVV nicht neu. Bei einem ähnlichen Treffen rund um den Busverkehr am Schulzentr­um Schwabmünc­hen in dieser Woche allerdings fand er dafür deutliche Worte: „Mich käst das so richtig an. Wir haben eine Million Buskilomet­er ausgeschri­eben, viermal so viel wie vorher. Das sollte eigentlich ein richtig gutes Angebot im südlichen Landkreis werden. Aber es ist anders gekommen. Es ist eine Situation entstanden, die absolut unbefriedi­gend ist.“Etwa 16,5 Millionen Euro gibt der Landkreis pro Jahr für den öffentlich­en Personenna­hverkehr aus. „Wir zahlen so viel Geld und hören immer von denselben Problemen. Außerhalb der Schulzeite­n fahren wir zudem zwei Drittel heiße Luft durch die Gegend. Das ist auf Dauer nicht finanzierb­ar.“(mit cako)

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Foto: Marcus Merk Im AVV sind die Fahrpläne so ausgelegt, dass der Ab- und Zubringerv­erkehr zu den Zügen zuverlässi­g funktionie­rt. Doch das klappt nicht immer.

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