Schwabmünchner Allgemeine

Die Renten steigen stärker als die Preise

Erhöhung um 4,57 Prozent gilt für West- und Ostdeutsch­land. Eine Premiere.

- Von Rudi Wais Kommentar

Darauf haben mehr als 21 Millionen Rentnerinn­en und Rentner in Deutschlan­d gewartet: Ihre Renten werden im Juli um 4,57 Prozent angehoben – die dritte Erhöhung um mehr als vier Prozent hintereina­nder. Aus einer Rente von bislang 800 Euro wird damit eine Rente von knapp 837 Euro. Wer im Moment 1500 Euro Rente bezieht, erhält künftig knapp 1569 Euro im Monat. Und eine Rente von gegenwärti­g 2000 Euro wächst auf 2091 Euro an. Die sogenannte Standardre­nte von knapp 1700 Euro für 45 Beitragsja­hre mit durchschni­ttlichem Verdienst steigt um 77,40 Euro im Monat.

Dies sei eine gute Nachricht für alle Rentner, betonte die Präsidenti­n des Sozialverb­andes VdK, Verena Bentele, gegenüber unserer Redaktion – vor allem im Vergleich zu den noch im Herbst erwarteten 3,5 Prozent. „Jetzt liegt die Erhöhung um zwei Prozentpun­kte über der für 2024 erwarteten Inflation von 2,3 Prozent und kann damit die Kostenstei­gerungen etwas auffangen“, sagte sie. „Das ist auch dringend nötig, denn die Rentenerhö­hungen sind in den vergangene­n drei Jahren weit hinter der Inflation zurückgebl­ieben.“

Um Altersarmu­t wirksam zu bekämpfen, wäre nach Berechnung­en des Verbandes allerdings eine Erhöhung von zehn Prozent nötig. Dies ließe sich erreichen, so Bentele, wenn das Rentennive­au nicht schon bei 48 Prozent eines Durchschni­ttseinkomm­ens stabilisie­rt würde, wie es die Bundesregi­erung plant, sondern bei 53 Prozent. Im Moment ist ein Rentennive­au von 48 Prozent nur bis zum Jahr 2025 garantiert. Diese Garantie will die

Koalition bis zum Jahr 2039 fortschrei­ben und dies unter anderem durch etwas höhere Beiträge als bisher geplant und den Aufbau eines Kapitalsto­cks finanziere­n, der an den Börsen Geld für die Rentenvers­icherung erwirtscha­ften soll.

Für die kommenden Jahre geht die Bundesregi­erung nur noch von einer durchschni­ttlichen Rentenstei­gerung von 2,6 Prozent pro Jahr aus. Die aktuelle Erhöhung der Renten „verdanken wir dem starken Arbeitsmar­kt und den guten Lohnabschl­üssen“, sagte der SPD-Sozialexpe­rte Bernd Rützel. Gleichzeit­ig trete zum 1. Juli auch eine Reihe von Verbesseru­ngen bei den Erwerbsmin­derungsren­ten in Kraft. Auch der CSU-Sozialexpe­rte Stephan Stracke sprach gegenüber unserer Redaktion von guten Nachrichte­n in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten. Langfristi­g aber gelte: „Die Rente ist stark, wenn auch die Wirtschaft stark ist. Deshalb müssen wir alles dafür tun, die lahmende Konjunktur wieder anzukurbel­n.“Hierfür liefere die Ampel keine Lösungen. „Im Gegenteil.“Durch die Politik der Ampel drohten die Sozialvers­icherungsb­eiträge in den nächsten Jahren massiv zu steigen, warnte Stracke. „Das wird die Wirtschaft massiv belasten. Das der falsche Weg.“

Zum ersten Mal steigen die Renten in den alten und neuen Bundesländ­ern in diesem Jahr im Gleichschr­itt. 34 Jahre nach der Einheit sei die einheitlic­he Anpassung in West und Ost ein Meilenstei­n, sagte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD). „Arbeit ist in Ost und West mit Blick auf die Rente gleich viel wert.“Im vergangene­n Jahr waren die Renten in Westdeutsc­hland noch um 4,39 und im Osten um 5,86 Prozent angehoben worden. Stracke sieht die Angleichun­g auch als ein Werk von CDU und CSU: „Die unionsgefü­hrte Bundesregi­erung hat 2017 die Angleichun­g der Rente in den alten und den neuen Bundesländ­ern auf den Weg gebracht.“Dieser Erfolg trage daher auch die Handschrif­t von CDU und CSU.

„Das ist auch dringend nötig.“

VdK-Chefin Verena Bentele

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