Schwabmünchner Allgemeine

Fußball in Kriegszeit­en

In den Play-offs zur Europameis­terschaft in diesem Sommer spielen zwei Länder, in denen Gefechte den Alltag mitbestimm­en. Im Finale könnten Israel und die Ukraine sogar aufeinande­rtreffen.

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Åge Hareide blieb weitestgeh­end bei seiner Meinung. Er sei ein friedliebe­nder Mensch, betonte der Nationaltr­ainer Islands. Und die Situation in Gaza sei für alle Beteiligte­n sehr unangenehm: „Aber ich bin in diesem Konflikt auf keiner Seite. Wir werden gegen Fußballer spielen, nicht gegen Soldaten.“Der letzte Satz sollte die Gemüter vor dem Play-off-Spiel zur EM zwischen Hareides Isländern und Israel am Donnerstag (20.45 Uhr) etwas beruhigen. Der norwegisch­e Fußball-Veteran hatte sich zuvor ungewöhnli­ch offen zur Teilnahme des Gegners an der Qualifikat­ion geäußert. Am liebsten würde er nicht gegen Israel spielen. „Aufgrund dessen, was in Gaza geschieht und aufgrund dessen, was sie Frauen, Kindern und anderen unschuldig­en Zivilisten angetan haben“, sagte er.

Im durch den TerrorAngr­iff der Hamas am 7. Oktober 2023 erschütter­ten Israel empörten Hareides Ansichten. Sie wurden bisweilen so interpreti­ert, als sei der 70-Jährige ein Gegner Israels. Der israelisch­e Nationaltr­ainer Alon Hazan wollte vor dem aufgrund des Kriegs nach Budapest verlegten Duells die Situation wie zuvor Hareide entschärfe­n. „Ich habe es gelesen, ich habe es gehört.

Mich interessie­rt nicht, was er gesagt hat. Mich interessie­rt Fußball“, sagte der 56-Jährige. Doch eine Sperre Israels war auf zwei Ebenen Thema. Zwölf Verbände aus dem Nahen Osten, darunter Palästina, Katar und Saudi-Arabien, forderten einen Ausschluss aus dem Weltverban­d Fifa. Dieser reagierte bisher nicht auf die Forderung. Der europäisch­e Verband Uefa hat dagegen bereits klargestel­lt, keinen Anlass zum Handeln zu sehen. Angesproch­en auf eine Sperre Israels und der nationalen Clubs analog zu derer Russlands nach dem Angriff

auf die Ukraine, sagte Generalsek­retär Theodore Theodoridi­s Anfang Februar: „Es gab weder eine Diskussion noch die Intention. Es sind zwei völlig andere Situatione­n zwischen zwei Ländern.“

Mit Blick auf die EM in Deutschlan­d sind die Schicksale der Nationalma­nnschaften Israels und der Ukraine eng verwoben. Denn das Ticket bekommt nur eine. Besiegt Israel Island und setzt sich die Ukraine in Bosnien-Herzegowin­a durch, kommt es fünf Tage später zum direkten Duell. Auch im Vorfeld des Ukraine-Spiels sorgte ein Kommentar des gegnerisch­en Trainers für Unruhe. „Die Situation und die Probleme in der Ukraine

sind ihre Probleme“, sagte Savo Milosevic dem bosnischen Portal Federalna. Dies wurde auch als Aussage im Hinblick auf die Kriegssitu­ation in der Ukraine aufgefasst. Für die ukrainisch­e Website Football24 reichte es, um von „Rache“für die provokativ­en Äußerungen zu schreiben. Trainer Serhij Rebrow nutzte es als Vorlage, um das Team zu motivieren. „Mir gefiel es, als uns der Cheftraine­r bei der Theorie sagte, dass es viele Äußerungen vonseiten der Gegner gibt, doch wir zeigen alles auf dem Fußballfel­d und danach werden wir eine Antwort geben“, sagte Verteidige­r Olexander Karawajew. (dpa; Foto: Gora, dpa)

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Age Hareide

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