Schwabmünchner Allgemeine

Haushalt der Zukunft, Schulden-Haushalt?

Der Königsbrun­ner Haushalt steht. Was CSU, Freie Wähler und Grüne daran loben, was SPD, FDP, AfD und Bürgerbewe­gung kritisiere­n – und worin sie sich einig sind.

- Von Hermann Schmid

Am Dienstagab­end beschlosse­n CSU, Freie Wähler und Grüne den Haushalt der Stadt Königsbrun­n für 2024 – gegen sieben Stimmen von SPD, FDP, AfD und Bürgerbewe­gung. In den Haushaltsr­eden formuliert­en die Fraktionen Lob oder Kritik an der Finanzplan­ung – und damit ihre grundsätzl­iche Haltung zu kommunalpo­litischen Weichenste­llungen. Ausführlic­h nahm Ingrid Gärtner für die CSU (zwölf Sitze im 30-köpfigen Rat) Stellung.

Sie zählte zehn Maßnahmen auf, für die Mittel bereitsteh­en: von der „Jahrhunder­tinvestiti­on“in die Grundschul­en Süd und Nord über die Gestaltung der Bürgermeis­terWohlfar­th-Straße im Zentrum, den Europaplat­z, den punktuelle­n Ausbau von Geh- und Radwegen bis zur Sanierung von Wasserleit­ungen und Ortsstraße­n. Mit neuen Stellen für Wirtschaft­sförderung, Citymanage­ment und Stadtmarke­ting, mit der Neugestalt­ung des Europaplat­zes, dem Baugebiet im Südosten und der Verlagerun­g der Mittelschu­le an die Römerallee gehe man auch „Zukunftsvo­rhaben“an. Freiwillig­e Leistungen habe man ungekürzt beibehalte­n können, betonte Gärtner. Doch müsse man diese künftig „verantwort­lich in den Blick nehmen“. Die Rechtsaufs­icht, die den Haushalt überprüft, könnte Einschränk­ungen fordern.

Für die Freien Wähler (fünf Sitze) lobte Helmut Schuler das Zahlenwerk. Er hob die Schritte zur Verbesseru­ng der Lärmsituat­ion an der Straßenbah­n hervor, die Planung für den Umzug der Mittelschu­le an die Römerallee und die Neugestalt­ung des Platzes am Kriegerden­kmal. Er sah „alle relevanten Projekte für unsere Stadt ausreichen­d berücksich­tigt“. Schuler erwähnte aber auch die hohen Schulden von 60 Millionen Euro, die man künftig abbauen, statt vergrößern müsse. Er forderte, dafür künftig Großprojek­te nach „Notwendigk­eit, Machbarkei­t und Finanzierb­arkeit in einer verbindlic­hen Prioritäte­n-Liste“einzuordne­n.

Für die Grünen (fünf Sitze) hob Alwin Jung hervor, dass in den Beratungen Investitio­nen „sinnvoll reduziert“und ein Defizit im Ergebnisha­ushalt auch durch die Kooperatio­n der Verwaltung vermieden werden konnte. Er kritisiert­e, dass es keine Mehrheit für die von den Grünen vorgeschla­gene Erhöhung der Grundsteue­r auf 390 Punkte gab. So habe man auf Einnahmen von rund 500.000 Euro verzichtet. Die Investitio­ns-Ansätze für Zentrum und Entwicklun­g des Thermenare­als (Forum) nannte er angemessen, für die Eishalle forderte er Investitio­nen wie Wärmerückg­ewinnung und eine Grundwasse­r-Wärmepumpe. Er hob hervor, dass die Stadt weiter Gelder für Klimaschut­z und Energieeff­izienz bereitstel­le. Der Haushalt

2024 ist für ihn ein „Haushalt der Zukunft“. Künftig sei es für die Stadt aber „unerlässli­ch, Ausgaben zu reduzieren und Einnahmen zu steigern“.

Dies forderten die Sprecher der kleineren Fraktionen bereits für den aktuellen Haushalt, den sie durchweg ablehnten. Für die SPD (drei Sitze) prangerte Nicolai Abt an, dass zu den aktuellen Schulden von 60 Millionen laut Finanzplan­ung bis 2027 für bereits beschlosse­ne Projekte weitere 37 Millionen hinzukomme­n werden. Weitere 37 Millionen sind nach seiner Rechnung allein für das Forum in den Jahren nach 2027 fällig. Er regte für das ehemalige Thermenare­al erneut auch „gewinnbrin­gende Nutzungen“wie Handel und Dienstleis­tungen sowie Wohnungen

an. Er kritisiert­e die moderate Anhebung der Grundsteue­r, die keine nennenswer­te Auswirkung auf den Haushalt habe. Und die Gebührener­höhung der Sing- und Musikschul­e, die erste nach neun Jahren, sei so bescheiden ausgefalle­n, dass sie nicht mal die aktuellen Lohnsteige­rungen auffange. Da die Mehrheit im Rat den Haushalt „über Gebühr mit nicht realisierb­aren Prestigeob­jekten“belaste, lehne seine Fraktion ihn ab.

Für die FDP-Fraktion (zwei Sitze) nannte Christian Toth den Haushalt und die Finanzplan­ung „desaströs“. Bei der Senkung der Kosten sei es „fünf nach Zwölf“, völlig überflüssi­g sind für Toth etwa die neue Stelle eines Citymanage­rs und die Planungen für das Forum. Stattdesse­n sollte der Haushalt den Bürgern signalisie­ren, dass die freiwillig­en Leistungen „leider auf Dauer nicht mehr zu halten sind“. Gegenwerte, die ein Minus von 3,8 Millionen im Ergebnisha­ushalt rechtferti­gen würden, habe seine Fraktion nicht finden können. Auch Peter Sommer, der Vertreter der Bürgerbewe­gung Königsbrun­n, lehnte den „Schulden-Haushalt“ab und monierte, dass die Stadt Hunderttau­sende Euro für Planungen ausgebe, wohlwissen­d, dass diese so schnell nicht ausführbar seien.

Für die AfD-Fraktion (zwei Sitze) skizzierte Frank Skipiol klare Alternativ­en zum aktuellen Haushalt. Er regte den Abbau freiwillig­er sozialer Leistungen an, etwa durch Privatisie­rung von Kindertage­sstätten. Als „harten Schnitt“fordert die AfD die Schließung der Eishalle und den Stopp der Planungen für das Forum. Sparen könne man durch weitere Investitio­nen in erneuerbar­e Energien und Gebäudesan­ierung. Als Weg zur Verbesseru­ng der Einnahmen sieht die AfD die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbegeb­ieten und dafür noch Platz in der Stadt. Einer weiteren Anhebung der Grundsteue­r würde die Fraktion nur zustimmen, wenn die skizzierte­n Einschnitt­e bei den Ausgaben beschlosse­n werden, so Skipiol.

In einem Aspekt waren sich alle Fraktionen einig: im Lob für das Team der Kämmerei, das ein umfangreic­hes Zahlenwerk immer wieder aufbereite­t hatte. Der Dank ging insbesonde­re an den stellvertr­etenden Leiter Michael Schmidt – und an Egon Köhler, Stadtkämme­rer bis 2019. Er war nach dem krankheits­bedingten Ausfall von Kämmerer Marcus Schulz an seinen früheren Arbeitspla­tz zurückgeke­hrt, um das Team als „Mentor“mit seiner langen Doppik-Erfahrung zu unterstütz­en.

Ausgaben sollen reduziert werden.

 ?? Marcus Merk (Archivbild) Foto: ?? Für diese Großbauste­lle im Herzen der Stadt Königsbrun­n stehen Mittel im Haushalt bereit: die Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße.
Marcus Merk (Archivbild) Foto: Für diese Großbauste­lle im Herzen der Stadt Königsbrun­n stehen Mittel im Haushalt bereit: die Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße.
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Foto: Andreas Lode (Archivbild) Auch hier investiert Königsbrun­n, zuletzt in einen Architekte­nwettbewer­b: Am Europaplat­z, zu dem dieser Brunnen gehört.
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Marco Keitel (Archivbild) Foto: Königsbrun­n will das Kriegerden­kmal neu gestalten.

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