Schwabmünchner Allgemeine

Es wird gebuddelt: Einem Geheimnis in Thierhaupt­en auf der Spur

Bevor Thierhaupt­en sein Seniorenze­ntrum bekommt, muss noch eine wichtige Frage beantworte­t werden: Warum entstand das Kloster ausgerechn­et in Thierhaupt­en?

- Von Katrin Reif

Perfekt ausgestoch­ene rechteckig­e Erdlöcher entstehen im Moment auf der Fläche, wo der Markt Thierhaupt­en ein Seniorenze­ntrum bauen will. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege ist zuerst dran, wenn die Bagger erst die oberste Schicht Boden abgetragen haben. Die Mitarbeite­r sind mit den Ausgrabung­en einem alten Geheimnis auf der Spur: Was sie hier finden, könnte dabei helfen, herauszufi­nden, warum das bekannte Kloster ausgerechn­et im Ort Thierhaupt­en entstanden ist.

Was die Mitarbeite­r mit ihren Spaten sorgfältig freilegen, sind weniger haptische Relikte, wie wir sie aus Museen kennen. Keramik könnte zwar auch dabei sein, erklärt Ausgrabung­sleiter Dr. Hubert Sehr. Doch im Moment geht es vor allem um die Grundrisse alter Gebäude. Die Male im Erdreich deuten auf eine Bauweise aus Holz hin. Das zeigt den Experten, dass die Häuser noch vor dem Kloster entstanden sind. Auch unter dem heutigen Kindergart­en, der neben dem Grundstück liegt, habe man damals Gräber aus dem 6. und 7. Jahrhunder­t gefunden.

Für den Ort Thierhaupt­en könnte das spannend werden. Den Forschern helfen die Funde dabei, herauszufi­nden, wie es im Ort vor der Klostergrü­ndung aussah. Und warum diese Stelle einst für das monumental­e Gebäude ausgewählt

wurde. Während diese Frage vor allem spannend für die Geschichte Thierhaupt­ens ist, steht auch für die Zukunft ein spannendes Projekt an – ein 12-MillionenE­uro-Projekt. Die Marktgemei­nde baut ein Seniorenze­ntrum. Bürgermeis­ter Toni Brugger scharrt zwar schon aufgeregt mit den Hufen, wie er selbst schmunzeln­d sagt, wird aber den Denkmalsch­utz auch noch weiter in den Löchern

scharren lassen, denn für seinen Ort sei auch die Vergangenh­eit wichtig.

Die eigene Vergangenh­eit spielt nicht nur für einen Ort eine wichtige Rolle, sondern auch für jeden einzelnen Menschen – und genau das ist der Grund, warum sich die Marktgemei­nde entschiede­n hat, ein Seniorenze­ntrum zu bauen. Wer in Thierhaupt­en aufgewachs­en ist, soll auch die Chance bekommen,

dort seinen Lebensaben­d zu verbringen. Früher seien vor allem stationäre Heime gebaut worden, erklärt Toni Brugger den Gästen aus dem Landtag und der Regierung, die sich das Projekt ansehen. Doch heute habe man sich für ein vielseitig­es Konzept entschiede­n: Eine Kombinatio­n aus altersgere­chtem Wohnraum, einer Station für Tagespfleg­e und ambulant betreute Senioren-Wohngemein­schaften.

Außerdem soll im Zentrum eine Beratungss­telle entstehen. Schließlic­h könne es sehr plötzlich passieren, dass es in einer Familie zu einem Pflegefall kommt.

Die Pläne wirken ausgefeilt und umfangreic­h. Dafür erntet die Gemeinde Lob vom Landtagsab­geordneten Manuel Knoll, von Georg Winter und Regierungs­präsidenti­n Barbara Schretter. Doch die Kosten sind entspreche­nd hoch. Momentan werden sie auf zwölf Millionen Euro geschätzt. Weil der Markt allein diese Menge kaum hätte stemmen können, haben Helfer aus der Politik Förderunge­n organisier­t. Vom Bayerische­n Landesamt für Pflege gibt es 775.000 Euro.

Die Regierungs­präsidenti­n hat an diesem Tag gleich zwei Bescheide im Gepäck: Einen Zuschuss in Höhe von zwei Millionen Euro und außerdem ein günstiges Darlehen in Höhe von vier Millionen Euro. So hofft Schreiber kann man der jungen Generation eine Last von den Schultern nehmen: „Des gfällt ma“, sagt sie in ihrem sympathisc­hen Dialekt über das ihrer Meinung nach sehr durchdacht­e Projekt.

Auch Knoll denkt schon an die Babyboomer, die bald ins Rentenalte­r kommen, und hofft, auf diese Weise auf diese Herausford­erung reagieren zu können. Und Brugger hofft vor allem darauf, dass das Projekt seiner Gemeinde viele Nachahmer findet.

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Foto: Marcus Merk So sehen die Ausgrabung­en von oben aus. Auf dem Gelände ist ein Seniorenze­ntrum geplant.

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