Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Diesmal hat er die Predigt dabei
Schuldekan Ulrich Ruck wurde in einem Gottesdienst aus seinem Amt verabschiedet
REUTLINGEN/BAD URACH/MÜNSINGEN (sz) - In einem Gottesdienst hat Prälat Christian Rose vor kurzem den evangelischen Schuldekan Ulrich Ruck aus seinem Amt verabschiedet.
Zahlreiche Menschen waren in die Reutlinger Marienkirche gekommen, um dem Pfarrer und Religionspädagogen Lebewohl zu sagen. 16 Jahre lang arbeitete Ulrich Ruck in den Dekanaten Reutlingen, Bad Urach und Münsingen an der Schnittstelle von Kirche und Schule. Zum 1. April wechselt er als Fachreferent in das Dezernat „Schule und Bildung“des Evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart.
Seine letzte Predigt als Schuldekan hielt Ulrich Ruck genau an der Stelle, an der er vor 16 Jahren auch seine erste gehalten hatte. Damals war Ruck der jüngste Schuldekan der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, wie Co-Schuldekan Joachim Bayer verriet. Der junge Theologe hatte damals vor lauter Aufregung seine Predigt zu Hause liegen lassen. Diesmal hatte er sie dabei.
„Ich wache auf, wenn’s noch Nacht ist, nachzusinnen über dein Wort“, lautete der kurze Satz aus dem 119. Psalm der Bibel, den Ruck seiner Abschiedspredigt zugrunde legte. Sehr persönlich sprach Ruck von der Erfahrung, nachts aufzuwachen und nicht mehr in den Schlaf zu finden. Was ihn und viele andere Menschen dann beschäftige, sei die Sorge: „Du musst planen, steuern, managen – wer soll‘s denn sonst tun, wenn nicht ich.“
Ganz anders der Beter des 119. Psalms, so Ruck: Er sinne über Gottes Wort nach. „Ich bewundere ihn, wie er zu seinem Gott flieht und im Gebet Hoffnung entsteht“, sagte der Schuldekan. Das neue Horizonte eröffnende Wort Gottes begegne vor allem in Jesus Christus. „Christus allein entscheidet über meine Würde und Würdigkeit“, betonte Ruck. „Dieses Wort dürfen wir der Welt nicht vorenthalten“, forderte der Schuldekan. Es müsse in Bildung, Seelsorge, Verkündigung und Verwaltung laut werden.
Prälat Christian Rose dankte Ulrich Ruck sehr herzlich für seinen „hochengagierten Dienst“und wünschte ihm für sein neues Amt „Gottvertrauen und Geistesgegenwart“. Im Blick auf die neue Aufgabe und in Anspielung auf den Namen des Schuldekans sagte Rose: „Ich freue mich, dass bald ein Ruck durch den Oberkirchenrat geht“.
„Sie haben viel bewirkt“
Als Liturgen führten der Dekan des Kirchenbezirks Bad Urach-Münsingen, Michael Karwounopoulos, und der Dekan des Kirchenbezirks Reutlingen, Marcus Keinath, durch den Gottesdienst. Fürbittengebet und Vaterunser sprachen langjährige Weggefährten des Schuldekans: der Leitende Jugendreferent des Evangelischen Jugendwerkes Ralf Dörr, der Geschäftsführer der Evangelischen Bildung Reutlingen Frieder Leube, die Stellvertretende Direktorin des Staatlichen Seminars für Didaktik und Lehrerbildung Reutlingen Daniela Stenzel-Karg, die Lehrbeauftragte am Seminar, Eva Gast aus Laichingen, sowie der Fachleiter für den Evangelischen Religionsunterricht am Seminar Frank Halke.
Den anschließenden Empfang im Chorraum der Marienkirche moderierte Co-Schuldekan Joachim Bayer. „Sie haben viel bewirkt“, würdigte Oberkirchenrat Werner Baur den Schuldekan. Der Leiter des Dezernats „Schule und Bildung“im Oberkirchenrat freue sich auf die zukünftig noch engere Zusammenarbeit. Der leitende Direktor des staatlichen Schulamtes Tübingen, Roland Hocker, danke Ruck für die „tolle Zusammenarbeit“und lobte ihn als einen Menschen, der mit Herzblut gearbeitet und „bei dem man sich wohl gefühlt und angenommen gefühlt hat“.
Am Ende hatte der Verabschiedete noch einmal das Wort, bedankte sich bei allen, die ihn in seinem Amt begleitet haben und sagte „Gott befohlen – Goodbye“. Kurz vor dem Abschiedsgottesdienst, erzählte Ruck, habe ihn noch eine E-Mail erreicht. Inhalt: „Ruck, Predigt nicht vergessen!“