Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Grabstein rührt besonders
Achtklässler des Gymnasiums befassen sich mit „Hölle von Verdun“– Delegation reist nach Frankreich
(sz) - Die Austauschschüler der Klassen 8 des AlbertSchweitzer-Gymnasiums engagieren sich in einem deutsch-französischen Schulprojekt „100 Jahre Verdun“. Der Grund: Die französische Partnerschule des ASG, das Collège Jules Verne in St. Hilaire, hat sich seit Schuljahresbeginn 2016/17 fächerübergreifend im gesamten Abschlussjahrgang mit einem Schulprojekt zum Thema „100 Jahre Verdun“beschäftigt. Die deutschen Kolleginnen haben sich seit dem letzten Sprachaustausch 2016 an der Planung mitbeteiligt.
Das berufliche Gymnasium von St. Hilaire schloss sich mit weiteren Projektaktivitäten an, und so sind es aktuell 130 französische Schüler und 14 Lehrer, die am 29. März in Verdun die knapp 50-köpfige Delegation aus Laichingen erwarten. In der Gedenkstätte von Verdun gestalten die jungen Deutschen zusammen mit den französischen Gleichaltrigen eine feierliche und musikalisch umrahmte Zeremonie mit Reden, Gedichtrezitationen, besinnlichen Worten und Blumenniederlegung.
Dieser feierliche Akt stellt den Höhepunkt der Projektarbeit dar, für die das französische Collège bereits vom Nationalen Kultusministerium in Paris mit einem Zertifikat ausgezeichnet wurde und dies jetzt als Schullogo führen darf.
Um die gesellschaftliche und politische Dimension dieses deutschfranzösischen Zusammentreffens in Verdun zu verstehen, bereiteten sich auch die Achtklässler in Laichingen darauf vor und luden mit Heinz Surek einen Lokalhistoriker und Kenner der deutsch-französischen Aussöhnung zu einem Vortrag ein.
In seiner auf die Schüler zugeschnittenen Einführung in die Problematik der „Hölle von Verdun“, in der innerhalb von 300 Tagen auf beiden Seiten etwa knapp eine Million Soldaten starben, machte er deutlich, wie wichtig danach eine deutschfranzösische Aussöhnung mit den Symbolfiguren Charles de Gaulle und Konrad Adenauer wurde und wie sie zu einem mehr als 70 Jahre währenden dauerhaften Frieden in Europa führte. Den Schülern wurde auch bewusst, dass die Verblendung junger Menschen damals durch politische Führer auch heute wieder stattfindet – wie etwa bei IS-Kämpfern und Terror-Attentätern.
Gebannt hörten sie auch seinen Erzählungen über Verdun aus Laichinger Sicht zu und konnten sich durch das zahlreiche Bildmaterial Vieles lebhaft vorstellen: Geschützdonner aus den Vogesen bis nach Deutschland, das nächtliche Aufleuchten der Geschützfeuer, die Lebensmittelknappheit, die zu den „exotischsten Rezepten“führte, Kinderarbeit statt Schule, gefallene Laichinger Soldaten.
Aber auch die an der Heimatfront immer deutlich werdende Sinnlosigkeit einer solch zerstörerischen Kriegsmaschinerie und das Leid und Entsetzen in den gebeutelten Familien machten sie betroffen. Ganz besonders berührt hat die Achtklässler das letzte Bild des Vortrages: Der Grabstein mit dem Namen des 1944 in der Normandie gefallenen Vaters des Referenten.
Sie mussten dann natürlich an Heinz Surek die Frage stellen: „Wie wurde in Ihrer Familie die deutschfranzösische Aussöhnung und Freundschaft nach solch einem tragischen Ereignis gelebt?“Seine Antwort: „Charles de Gaulle und Konrad Adenauer zeigten uns den Weg und ich habe ihn bis heute beschritten, denn nur eine stabile deutsch-französische Freundschaft und Kooperation auf den verschiedensten Gebieten kann uns ein stabiles Europa garantieren. Auch Ihr seid mit Eurem Austausch und diesem Treffen in Verdun auf diesem Weg – geht ihn weiter!“