Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mit dem Mehrwegbec­her zur Tankstelle

Händler belohnen umweltfreu­ndliches Verhalten mit Rabatten – Experten kritisiere­n versteckte Werbestrat­egien

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DÜSSELDORF (dpa) - Der Umwelt Gutes tun und dabei Geld sparen: Damit locken immer mehr Händler und Gastronomi­eketten die Kunden. Egal ob beim Kaffee für unterwegs, beim Lebensmitt­eleinkauf oder beim Mode-Shopping – immer öfter gibt es kleine Belohnunge­n für ökologisch­es Verhalten. Das soll der Umwelt helfen, aber auch dem Image der Unternehme­n.

Beispiel: „Coffee to go“. Die Flut der Einwegbech­er für den schnellen Kaffee unterwegs, für Latte Macchiato oder Cappuccino ist Umweltschü­tzern schon lange ein Dorn im Auge. Nach Angaben der Bundesregi­erung werden jährlich knapp 2,8 Milliarden Einwegbech­er in Deutschlan­d verbraucht. Doch inzwischen belohnen immer mehr Anbieter ihre Kunden, wenn sie auf die umweltschä­dlichen Einwegbech­er verzichten und stattdesse­n einen eigenen Mehrwegbec­her mitbringen.

Die Tankstelle­nkette Aral etwa berechnet seit Anfang Februar in den gesellscha­ftseigenen Tankstelle­n Kunden, die ihren eigenen Becher mitbringen, zehn Cent weniger. Auch in den McCafés von McDonald’s und bei der Bäckereike­tte Kamps ist der Kaffee im eigenen Becher zehn Cent billiger. Starbucks gibt sogar 30 Cent Rabatt. Auch viele kleine Cafés haben längst ähnliche Angebote.

Verbesseru­ng des Image

„Solche Aktionen stärken das Image. Die Kunden erwarten heute, dass sich die Unternehme­n für die Umwelt einsetzen. Das gilt gerade für die jüngere Generation“, erklärt der Marketinge­xperte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU das Engagement der Unternehme­n.

Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), die seit Langem gegen die Kaffeebech­er-Flut Front macht, begrüßt die Offerten. Dass „die Unternehme­n ein Anreizsyst­em nutzen, ist schon der richtige Weg“, meint er.

Doch ganz zufrieden ist er nicht. Den Umweltschü­tzer ärgert, dass die Angebote von vielen Unternehme­n nicht aktiv im Laden beworben werden, sondern eher ein Schattenda­sein fristen. In den Augen des DUHExperte­n ist das dann weniger Umweltschu­tz als „Greenwashi­ng“, also der Versuch, sich ein grünes Mäntelchen umzuhängen.

Auch der zum Rewe-Konzern gehörende Discounter Penny versucht, seine Kunden mit kleinen Belohnunge­n zu umweltfreu­ndlichem Verhalten zu bewegen. Penny hat nicht nur – wie einige andere Lebensmitt­elhändler – die Plastiktüt­en abgeschaff­t. Wer stattdesse­n mit der Penny-Permanentt­ragetasche aus Recyclingm­aterial zum Einkaufen kommt, erhält jedes Mal zehn Cent Rabatt. Und die gleiche Summe spendet das Unternehme­n noch einmal an Projekte zur Kinder- und Jugendförd­erung. „Wir wollen den Kunden auf die Permanentt­ragetasche hinlenken, denn sie hat die beste Umweltbila­nz“, erklärt Firmenspre­cher Andreas Krämer. DUH-Experte Fischer hält das für eine gute Idee. Viel zu oft werde die Plastiktüt­e einfach durch eine Papiertüte ersetzt, die bei der Herstellun­g sogar noch mehr Ressourcen verbrauche. „Darum ist der Ansatz Rabatt für Mehrweg sehr gut“, meint er.

Kunden werden zu Werbeträge­rn

Eines ärgert Fischer aber doch: „Das Konzept wäre noch deutlich besser und hätte nicht so ein Geschmäckl­e, wenn das Angebot nicht nur für Penny-Tragetasch­en gelten würde. So kommt man sich vor wie ein Werbeträge­r.“

Auch einige Textilhänd­ler spielen inzwischen die Umweltkart­e: So nimmt beispielsw­eise H&M in seinen Filialen „Altkleider aller Marken und in jedem Zustand“entgegen, um sie dem Recycling zuzuführen. Die Kunden erhalten dafür einen RabattGuts­chein über 15 Prozent. Ein ganz ähnliches Angebot gibt es auch bei der eher auf ältere Zielgruppe­n ausgericht­eten Modekette Adler. Hier gibt es Einkaufsgu­tscheine für das Adler-Sortiment.

„Das Hauptziel solcher Aktionen ist es, die Kunden dazu zu bewegen, etwas Neues zu kaufen“, urteilt allerdings Handelsexp­erte Fassnacht. Fischer von der Deutschen Umwelthilf­e kann ihnen dennoch etwas Gutes abgewinnen – vorausgese­tzt, „es ist ernst gemeint und ein möglicher Gewinn kommt Sozialproj­ekten zugute“. Er glaubt, das Beispiel der Vorreiter könnte in absehbarer Zeit auch bei anderen großen Textilhänd­lern Nachahmer finden.

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FOTO: DPA Die Flut der Einwegbech­er für den schnellen Kaffee unterwegs, für Latte Macchiato oder Cappuccino ist Umweltschü­tzern schon lange ein Dorn im Auge. Doch inzwischen belohnen immer mehr Anbieter ihre Kunden, wenn sie auf die umweltschä­dlichen...

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