Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Eine Ära endet
Wolfgang Stäudle verlässt die Volksbank. Fusion ist Thema für das Geldhaus.
- Die Volksbank Laichinger Alb steht robust da und wird solide geführt. Einstimmig haben die anwesenden Genossen am Montag bei der Generalversammlung Vorstand wie Aufsichtsrat entlastet. In vielen Bereichen kann die Genossenschaftsbank trotz des schwierigen Umfelds mit niedrigen Zinsen und steigender Bürokratie wachsen. Die Größe der Bank werde aber nicht ausreichen, um sich auf Dauer auf dem Markt behaupten zu können, sagte der Vorstandsvorsitzende Ralf Schiffbauer der SZ. Fusionsgespräche würden derzeit jedoch nicht geführt. Noch nicht.
Sie klangen wie ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit. Einer Zeit, in der die Vorzeichen noch anders standen für Banken: die Lieder, mit denen die Männergesangsgruppe Comedia Vocale die Generalversammlung in der voll besetzten Daniel-Schwenkmezger-Halle am Montagabend auflockerte. „Wenn ich vergnügt bin, muss ich singen“von den Comedian Harmonists war einer der Titel, mit denen die acht Sänger mitsamt Pianistin von der Ostalb für Erheiterung sorgten im Publikum.
Dieses bestand zu großen Teilen aus Genossen der Bank, die Anteile halten an der Volksbank Laichinger Alb. Genauer gesagt, waren 363 stimmberechtigte Mitglieder zugegen. Und auch diese hatten guten Grund, selbst vergnügt zu sein, angesichts der Zahlen, die ihnen der Vorstand „ihrer“Bank präsentierte. Trotz allem.
Kein Geheimnis ist es zwar, dass das niedrige Zinsniveau Banken große Sorgen bereitet. Geld, so sagte Ralf Schiffbauer, der Vorsitzende des Vorstands, habe „fast keinen Preis mehr“. Jedoch hat es die Volksbank Laichinger Alb trotzdem geschafft, das vergangene Jahr durchaus zufriedenstellend für sich und ihre Genossen abzuschließen. „Ihrer Volksbank geht es insgesamt gut – trotz der widrigen Umstände“, sagte Schiffbauer.
Gewachsen ist die Zahl der Mitglieder, auf einen neuen Höchststand von 10 346. „Damit sind wir nach wie vor die größte Personengruppe in unserem Geschäftsgebiet“, sagte Schiffbauers Vorstandskollege Edwin Widmann. Auch das betreute Kundengesamtvolumen ist gewachsen. Auf 1,037 Milliarden Euro am Jahresende 2016. Und auch die Summe, die die Volksbank Laichinger Alb an Kunden verliehen hat, ist gestiegen. Am 31. Dezember waren dies 387,3 Millionen Euro und damit 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Für Widmann nur einer der Belege dafür, dass die Bank, die sich als in der Region verwurzeltes Unternehmen sieht, ihrem Auftrag abermals nachgekommen ist: ein starker Finanzpartner zu sein der heimischen Wirtschaft und ihrer Privatkunden.
Dass die Volksbank gut geführt wird, bestätigte auch der Prüfbericht des baden-württembergischen Genossenschaftsverbandes, welchen Edwin Widmann verlas. Die Bank sei „jederzeit in der Lage, Risiken abzufangen“, sie wirtschafte „in geordneten Verhältnissen“und auch das Eigenkapital sei ausreichend (50 Millionen Euro).
Dividende von fünf Prozent
Die Bank-Genossen sparten während der Berichte nicht an Applaus. Sie bestätigten zudem die Ausschüttung einer Dividende von fünf Prozent auf die gezeichneten Geschäftsanteile (174 121 Euro). Abgezwackt wird diese vom Bilanzgewinn, der für die Volksbank unterm Strich am Ende von 2016 steht: 736 400 Euro, ein Hauch weniger als 2015 (755 300 Euro).
Doch eitel Sonnenschein herrscht mitnichten bei der Volksbank. Es sind Gewitterwolken aufgezogen am Horizont, und die Unwetter entladen sich gerade über allen Bankhäusern (nicht nur) in Deutschland. Die Probleme sind externer Natur. Neben den niedrigen Zinsen (Schiffbauer: „Die Folgen sind für gesunde Banken dramatisch“) nannten der Vorstandsvorsitzende und Edwin Widmann die Digitalisierung, den demografischen Wandel sowie zunehmende Regulatorik als die größten Herausforderungen für ihre Bank. Nicht ohne Folgen – schon heute.
Bisher hat die Volksbank zwar noch keine ihrer Dependancen in elf Gemeinden der Laichinger Alb geschlossen. Jedoch wurden schon Filialen zusammengelegt. Das heißt: Ein Mitarbeiterteam betreut zwei bis drei Geschäftsstellen bei geringeren sich ergänzenden Öffnungszeiten im Kontoservice. Das betrifft kleinere Geschäftsstellen wie Hohenstadt, Türkheim und in den Laichinger Teilorten. Auf SZ-Nachfrage sagte Ralf Schiffbauer, dass es noch unklar sei, ob diese Lösung nachhaltig vor Schließungen schützt. Er ergänzte: „Durch die Veränderungen im ,Banking’ werden sich weitere Veränderungen bei den stationären Geschäftsstellen nicht vermeiden lassen.“Wie diese aussehen können, wisse er aber noch nicht. Und auch Strafzinsen sind bei der Volksbank offenbar kein Tabu mehr (siehe Kasten).
Mit den sich verändernden Rahmenbedingungen rückt auch eines näher: die Fusion mit einem anderen Geldhaus, wie schon andernorts stattgefunden. Zwar führe die Bank „derzeit keine Fusionsgespräche“. Laut Schiffbauer müsse aber klar sein, dass die Zukunftssicherung einer regionalen Volksbank auch entscheidend von der Größe abhängig sei. „Und da ist unsere Größe sicherlich auf Dauer nicht ausreichend.“Sprich: Irgendwann wird die Volksbank, will sie weiter den Herausforderungen trotzen, sich neue Partner suchen müssen. Um allein zu bestehen, ist die Volksbank Laichinger Alb offenbar zu klein.
Angst vor der Zukunft scheinen die Laichinger Genossen aber nicht zu haben. Sie vertrauen auf die professionelle Führung ihrer 95-köpfigen Bank durch Vorstand und Aufsichtsrat. Welche ohne allzu großes Risiko wirtschaften. Sowie typisch schwäbisch: bodenständig und trotzdem weitsichtig. Selbstbewusst sangen Comedia Vocale: „Deutschland, gib nicht auf. Es gibt ein kleines Volk im Süden. Das hat’s ein kleines bisschen besser drauf.“Und das bekanntlich vor allem, wenn es ums Geld geht.