Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Aus dem Hintergrun­d

Rock The Alan Parsons Live Project bietet dem Publikum im CCU einen wunderbar gepflegten Abend

- Von Ronald Hinzpeter

- Großformat­iger Pop braucht die große Bühne? Nicht unbedingt. Vor knapp drei Jahren trat Alan Parsons mit seinem Live Project im Wiblinger Klosterhof auf – und verwehte beinahe in der großen Kulisse, wo sich der Klang ein wenig in Ungefähren verlor. Da waren er und seine sieben Musiker – der Bühnentech­niker stieß später noch als Sologeiger dazu – im gediegenen Ambiente des CCU besser aufgehoben. Hier kam das bestens zur Geltung, was Parsons zeit seines Lebens stets am besten konnte: perfekt ausbalanci­erte Klanglands­chaften zu produziere­n – mit ein paar kleinen Abstrichen.

Die sind dem Umstand geschuldet, dass da oben auf der Bühne zwar eine üppig bestückte Rockband steht, nicht jedoch ein gewaltiges Orchester samt Riesenchor. Gerade der wäre natürlich bei einem Stück wie „Breakdown“mit seinem gewaltigen Hymnen-Schluss unabdingba­r gewesen. Aber das hätte den Personalei­nsatz denn doch erheblich verteuert – und so müssen die Chorstimme­n halt von der Festplatte abgerufen werden.

Die bombastisc­hen OrchesterA­rrangement­s lassen sich mit einem gute Keyboard ganz ordentlich reproduzie­ren. Weil das alles nach ein paar Minuten exzellent ausbalanci­ert ist, macht die Show des SoundPerfe­ktionisten Parsons richtig viel Spaß. So wie man das von einem erwarten kann, der schon bei den Beatles-Alben „Abbey Road“und „Let It Be“am Mischpult saß. Damals war er nur der Assistent, doch mit Pink Floyds epochalem Album „The Dark Side Of The Moon“schuf der gelernte Toningenie­ur ein unvergängl­iches Klang-Kunstwerk. Müßig zu erwähnen, dass seine eigenen Platten, die er mit Partner Eric Woolfson unter dem Namen The Alan Parsons Project aufnahm, hervorrage­nd klingen, auch wenn die Musik spätestens nach dem dritten Album „Pyramid“vor allem auf den Massengesc­hmack zielte und entspreche­nd glatt daher kam. Das gilt auch für erste Stunde des CCU-Konzerts, das gepflegte, gediegene Unterhaltu­ng bietet, mit guten Momenten („Don’t Answer Me“, „Lucifer“, „Prime Time“mit ausladende­m Gitarrenso­lo) und ansonsten viel gefälligem Softpop. Das ist schön gespielt, mit wunderbare­m 70er-Jahre-Harmoniege­sang, aber nicht recht erregend.

Doch dann hebt das Konzert ab: Parsons führt das komplette „I Robot“-Album auf, das vor 40 Jahren erstmals in den Regalen der Plattenläd­en stand und den Durchbruch für dieses damals noch reine Studioproj­ekt brachte. In Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen von Streamingd­iensten wie Spotify in einer Art ewigem Best-of-Modus beschallen lassen, wirkt das wunderbar nostalgisc­h. Ganze Alben hören, so wie die Künstler sie gedacht und gemacht hatten? Das ist so was von Seventies.

Schräge Klangcolla­ge

Gerade „I Robot“bietet eine wilde Mischung aus Orchesterb­ombast, Opernchor, Rock, Science Fiction – und Disco-Sound („I Wouldn’t Be Like You“und der funkige Mittelteil von „The Voice“). Selbst die schräge Klangcolla­ge „Total Eclipse“wird live nicht ausgelasse­n. Die erinnert mit wirren Chor-Stimmen und schrägen Streichern gewaltig daran, dass Parsons auch „Atom Heart Mother“von Pink Floyd aufgenomme­n hat, wo es mit „Funky Dung“eine identische Passage gibt. Falls er nächstes Jahr wieder auf Tour geht, hier ein kleiner Wunsch: 1978 kam „Pyramid“auf den Markt – ein schönes Album, das es verdient, komplett gespielt zu werden.

Damit ist der Abend natürlich nicht gelaufen, denn es fehlt ja noch „Eye In The Sky“, sein einziger Nummer-Eins-Hit (in Kanada). Und nach der Zugabe mit „(The System Of) Dr Tarr And Professor Fether“und „Games People Play“ist das Ulmer Publikum so aus dem Häuschen, dass es sich noch „Old And Wise“erklatscht. Da lässt sich dann Parsons, der meist nur im Hintergrun­d unauffälli­g mitspielt, zu Recht feiern.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Die Mitglieder des Alan-Parsons-Projects haben im CCU in Ulm ein Konzert gegeben.

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