Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Aus dem Hintergrund
Rock The Alan Parsons Live Project bietet dem Publikum im CCU einen wunderbar gepflegten Abend
- Großformatiger Pop braucht die große Bühne? Nicht unbedingt. Vor knapp drei Jahren trat Alan Parsons mit seinem Live Project im Wiblinger Klosterhof auf – und verwehte beinahe in der großen Kulisse, wo sich der Klang ein wenig in Ungefähren verlor. Da waren er und seine sieben Musiker – der Bühnentechniker stieß später noch als Sologeiger dazu – im gediegenen Ambiente des CCU besser aufgehoben. Hier kam das bestens zur Geltung, was Parsons zeit seines Lebens stets am besten konnte: perfekt ausbalancierte Klanglandschaften zu produzieren – mit ein paar kleinen Abstrichen.
Die sind dem Umstand geschuldet, dass da oben auf der Bühne zwar eine üppig bestückte Rockband steht, nicht jedoch ein gewaltiges Orchester samt Riesenchor. Gerade der wäre natürlich bei einem Stück wie „Breakdown“mit seinem gewaltigen Hymnen-Schluss unabdingbar gewesen. Aber das hätte den Personaleinsatz denn doch erheblich verteuert – und so müssen die Chorstimmen halt von der Festplatte abgerufen werden.
Die bombastischen OrchesterArrangements lassen sich mit einem gute Keyboard ganz ordentlich reproduzieren. Weil das alles nach ein paar Minuten exzellent ausbalanciert ist, macht die Show des SoundPerfektionisten Parsons richtig viel Spaß. So wie man das von einem erwarten kann, der schon bei den Beatles-Alben „Abbey Road“und „Let It Be“am Mischpult saß. Damals war er nur der Assistent, doch mit Pink Floyds epochalem Album „The Dark Side Of The Moon“schuf der gelernte Toningenieur ein unvergängliches Klang-Kunstwerk. Müßig zu erwähnen, dass seine eigenen Platten, die er mit Partner Eric Woolfson unter dem Namen The Alan Parsons Project aufnahm, hervorragend klingen, auch wenn die Musik spätestens nach dem dritten Album „Pyramid“vor allem auf den Massengeschmack zielte und entsprechend glatt daher kam. Das gilt auch für erste Stunde des CCU-Konzerts, das gepflegte, gediegene Unterhaltung bietet, mit guten Momenten („Don’t Answer Me“, „Lucifer“, „Prime Time“mit ausladendem Gitarrensolo) und ansonsten viel gefälligem Softpop. Das ist schön gespielt, mit wunderbarem 70er-Jahre-Harmoniegesang, aber nicht recht erregend.
Doch dann hebt das Konzert ab: Parsons führt das komplette „I Robot“-Album auf, das vor 40 Jahren erstmals in den Regalen der Plattenläden stand und den Durchbruch für dieses damals noch reine Studioprojekt brachte. In Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen von Streamingdiensten wie Spotify in einer Art ewigem Best-of-Modus beschallen lassen, wirkt das wunderbar nostalgisch. Ganze Alben hören, so wie die Künstler sie gedacht und gemacht hatten? Das ist so was von Seventies.
Schräge Klangcollage
Gerade „I Robot“bietet eine wilde Mischung aus Orchesterbombast, Opernchor, Rock, Science Fiction – und Disco-Sound („I Wouldn’t Be Like You“und der funkige Mittelteil von „The Voice“). Selbst die schräge Klangcollage „Total Eclipse“wird live nicht ausgelassen. Die erinnert mit wirren Chor-Stimmen und schrägen Streichern gewaltig daran, dass Parsons auch „Atom Heart Mother“von Pink Floyd aufgenommen hat, wo es mit „Funky Dung“eine identische Passage gibt. Falls er nächstes Jahr wieder auf Tour geht, hier ein kleiner Wunsch: 1978 kam „Pyramid“auf den Markt – ein schönes Album, das es verdient, komplett gespielt zu werden.
Damit ist der Abend natürlich nicht gelaufen, denn es fehlt ja noch „Eye In The Sky“, sein einziger Nummer-Eins-Hit (in Kanada). Und nach der Zugabe mit „(The System Of) Dr Tarr And Professor Fether“und „Games People Play“ist das Ulmer Publikum so aus dem Häuschen, dass es sich noch „Old And Wise“erklatscht. Da lässt sich dann Parsons, der meist nur im Hintergrund unauffällig mitspielt, zu Recht feiern.