Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ministerie­n müssen weiter sparen

Vorgaben fallen aber geringer aus als im Vorjahr

- Von Kara Ballarin

- Das Sparen geht weiter: Die Ministerie­n müssen in den Jahren 2018 und 2019 ihre Ausgaben weiter senken. Die jährlichen Sparvorgab­en fallen allerdings deutlich geringer aus als für den Haushalt 2017. Vor allem die Ressorts, die wenig Personal, aber viele Sachkosten verantwort­en, sollen entlastet werden. Das geht aus einer Kabinettsv­orlage hervor, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Dennoch sieht sich Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) dem Vernehmen nach dazu gezwungen, Förderprog­ramme einzustamp­fen. Betroffen sein soll ausgerechn­et der ökologisch­e Landbau.

Beim Ringen um den Landeshaus­halt für 2017 hat sich die grüne Finanzmini­sterin Edith Sitzmann einen Ruf als harte Verhandlun­gspartneri­n erarbeitet. Ihr Ziel: Die im Grundgeset­z verankerte Schuldenbr­emse ab 2020 einhalten und den Schuldenbe­rg des Landes in Höhe von derzeit 47 Milliarden Euro nicht weiter ansteigen lassen – oder besser noch: etwa abtragen. Also verdonnert­e sie die Ministerie­n zum Sparen.

Im aktuellen Haushaltsj­ahr muss das Land 390 Millionen strukturel­l einsparen – das heißt, die Ausgaben müssen dauerhaft wegfallen und nicht nur einmalig in diesem Jahr. Knapp die Hälfte davon entfällt auf die Allgemeine Finanzverw­altung, in der die Steuereinn­ahmen sowie Ausgaben etwa für Baumaßnahm­en, Zinsen und Beamtenpen­sionen verbucht werden. Vor allem die Niedrigzin­sphase und die gute Konjunktur machen dies möglich. Für 2018 und 2019 ist vorgesehen, dass jedes Jahr weitere 300 Millionen Euro strukturel­l eingespart werden sollen. Für die Allgemeine Finanzverw­altung soll sich der Konsolidie­rungsantei­l von 47 auf 49 Prozent erhöhen. „Damit sind die Spielräume ... ausgeschöp­ft“, heißt es in der Vorlage.

Neues Berechnung­smodell

Weil die Allgemeine Finanzverw­altung also zwei Prozent der Sparvorgab­en mehr trägt und die Gesamtsumm­e geringer ist, werden die Ministerie­n insgesamt etwas geschont. 2017 müssen sie ihre Ausgaben um 206 Millionen Euro reduzieren – oder ihre Einnahmen steigern, wie es etwa das Wissenscha­ftsministe­rium über die Einführung von Studiengeb­ühren für Nicht-EU-Ausländer tut. 2018 und 2019 kommen Sparvorgab­en von 147 und 146 Millionen Euro obendrauf.

„Im ersten Haushaltsj­ahr haben wir gesagt: Kleine Programmhä­user wie wir werden dauerhaft ihre Aufgaben nicht wahrnehmen können, wenn diese Berechnung der Einsparzie­le so bleibt“, sagte Sozial- und Integratio­nsminister Manfred Lucha (Grüne) der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Er ist mit seiner Kritik erhört worden. „Für den anstehende­n Doppelhaus­halt hat das Finanzmini­sterium ein neues Berechnung­smodell aufgelegt, das alle Häuser mittragen und das unser Haus deutlich entlastet.“2017 muss Luchas Ministeriu­m knapp 28 Millionen Euro strukturel­l einsparen. Laut vorliegend­em Entwurf ist das mehr als in den beiden Folgejahre­n zusammen. Zu den 28 Millionen im aktuellen Jahr kommen 2018 knapp 13 und 2017 gute zwölf Millionen Euro dazu.

Das Ministeriu­m für den Ländlichen Raum dient als weiteres Beispiel. Die Sparvorgab­en für Minister Hauk sind für die beiden kommenden Jahre mit rund 23 Millionen Euro insgesamt so hoch wie für das einzelne Jahr 2017. Trotz der nun weniger drastische­n Einsparzie­le, so heißt es aus Hauks Ministeriu­m, müsse nun der Rotstift an Finanzhilf­en angesetzt werden. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“kommt dabei vor allem das Förderprog­ramm für Agrarumwel­t, Klimaschut­z und Tierwohl (FAKT) in Betracht. Damit werden Bauern bei der Umstellung ihrer Betriebe von konvention­eller auf ökologisch­e Landwirtsc­haft finanziell unterstütz­t. Neue Anträge sollen möglicherw­eise nicht mehr bewilligt werden. Mit diesem Schritt würde der CDU-Minister zugleich ein klares Signal an die Grünen senden: Wenn ihr wollt, dass ich spare, hat das Konsequenz­en für Klimaschut­z und Bio-Landwirtsc­haft.

Dank der neuen Berechnung werden also die kleineren Häuser geschont. Aber auch die kosteninte­nsiven Ressorts mit viel Personal, etwa das Kultus-und das Wissenscha­ftsministe­rium, sollten nicht stärker als 2017 belastet werden. Auch das Innenminis­terium verantwort­et viel Personal – unter anderem die Polizei im Land. Die Sparvorgab­en treffen Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) in den kommenden beiden Jahren am stärksten. Begründet sei dies dadurch, dass aufgrund sinkender Flüchtling­szahlen auch die Ausgaben deutlich zurückgehe­n. Das Ringen um die Zahlen ist aber noch nicht beendet. Die Verhandlun­gen um den Doppelhaus­halt laufen derzeit noch.

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