Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Trump stellt Nato-Partner in den Senkel

US-Präsident fordert mehr Geld für Verteidigu­ng ein – Keine Einigung über Klimapolit­ik

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(dpa) - US-Präsident Donald Trump hat bei seinem ersten Europa-Besuch seinen Verbündete­n auf offener Bühne eine Standpauke gehalten. Mit scharfen Worten forderte er die Nato-Partner am Donnerstag abermals auf, mehr Geld für Rüstung auszugeben. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) beharrte dagegen darauf, Deutschlan­d tue genug. Auch bei einem Treffen Trumps mit den EU-Spitzen traten Risse offen zutage. Die britische Regierung zeigte sich ihrerseits erbost über US-Informatio­nslecks nach dem Attentat von Manchester in den USA.

Zu dem Schlagabta­usch kam es bei einem Nato-Spitzentre­ffen an einem Tag, an dem sich unterschie­dliche diplomatis­che Konflikte gleichzeit­ig zuspitzten. So drohte Merkel bei ihrer Ankunft in Brüssel der Türkei mit dem Abzug der deutschen Soldaten vom Stützpunkt Incirlik, weil Bundestags­abgeordnet­en der Besuch dort verwehrt wurde. Merkel traf am Rande des Nato-Termins den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan, Ergebnisse des Gesprächs wurden zunächst keine bekannt.

Fronten bleiben hart

Seit dem Amtswechse­l im Januar ist das transatlan­tische Verhältnis gespannt, weil Trump die Nato und auch die EU zeitweise infrage stellte, im Handel mit Schutzzöll­en drohte und auch das Pariser Klimaabkom­men in Zweifel zog. Zuletzt hatte sich Trump versöhnlic­her gezeigt. Am Rande seiner Brüssel-Gespräche war die Rede von offener und freundlich­er Atmosphäre. Doch in der Sache blieben die Fronten offenbar hart.

So bekräftigt­e Trump bei der Nato eins zu eins seine bisherigen Forderunge­n. „Die Nato-Mitglieder müssen endlich ihren gerechten Anteil beitragen und ihre finanziell­en Verpflicht­ungen erfüllen“, sagte Trump. 23 von 28 Mitglieder­n zahlten nicht genug und seien mit Milliarden im Rückstand. Er erneuerte die Kritik, dass Zuwanderer unkontroll­iert in Massen kämen.

Bundeskanz­lerin Merkel hielt dagegen. Die geplante Erhöhung der deutschen Verteidigu­ngsausgabe­n sei ausreichen­d, sagte sie. Die Bündnis-Beschlüsse zur Steigerung der Verteidigu­ngsausgabe­n würden nur bestätigt. „Bestätigen heißt: Nicht mehr und nicht weniger“, sagte Merkel. Trotzdem kamen die Nato-Verbündete­n Trump entgegen, indem sie zwei seiner Forderunge­n erfüllten: Sie billigten den formalen Beitritt der Nato zur Koalition gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat. Und sie kündigten Pläne zum Erreichen des Ziels an, zwei Prozent des Bruttosozi­alprodukts für Verteidigu­ng auszugeben.

Vor dem Nato-Termin hatte Trump erstmals EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk und Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker getroffen. Tusk sagte danach, er habe das Gefühl, man sei sich in vielen Bereichen einig, etwa beim Kampf gegen Terror. „Aber einige Fragen bleiben offen – wie Klima und Handel.“

Tusk ließ auch anklingen, dass er grundsätzl­iche Differenze­n sehe. Er mahnte, für Europa und Amerika müssten Werte und Prinzipien wie Freiheit, Menschenre­chte und Menschenwü­rde an erster Stelle stehen: „Die größte Aufgabe ist heute die Stärkung der gesamten freien Welt rund um diese Werte und nicht nur Interessen.“

Kommission­spräsident Juncker warb nach Angaben eines Sprechers für intensiver­e Handelsbez­iehungen. Ein kleines Ergebnis des Treffens mit Trump: Man will eine gemeinsame Arbeitsgru­ppe für einen Aktionspla­n zum Handel ins Leben rufen. Trump äußerte sich nach dem Treffen nicht öffentlich, sondern fuhr zu einem Mittagesse­n mit dem neuen französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron.

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FOTO: AFP Der amerikanis­che Präsident Donald Trump (vorne, mi.) war zum ersten Mal zu Besuch im Kreis der Nato-Partner in Brüssel. Vor seinem Amtsantrit­t hatte er das Bündnis noch als „obsolet“bezeichnet.

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