Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der exklusive Club der Mächtigen

-

- Am Anfang waren es sechs, zwischenze­itlich sogar acht, derzeit sind es sieben: Die Staats- und Regierungs­chefs der sieben großen Industries­taaten (G7) treffen sich am heutigen Freitag und am Samstag in Italien zum jährlichen Gipfel. Vertreten sind die USA, Kanada, Japan, Großbritan­nien, Frankreich, Italien und Deutschlan­d. Mit am Tisch – aber nur als eine Art Gast - sitzt auch die Europäisch­e Union (EU).

Die G7 stehen für rund zehn Prozent der Weltbevölk­erung und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaft­sleistung. Sie sind ein informelle­s Gremium. Darum sind die Beschlüsse auch rechtlich nicht bindend. Die Ergebnisse des Gipfels sind aber politisch durchaus bedeutsam – und sollen möglichst auch über die sieben beteiligte­n Länder hinaus Wirkung entfalten.

Kritiker halten den Aufwand für die Gipfel für völlig überzogen und die G7 für nicht legitimier­t, Entscheidu­ngen für die ganze Welt vorgeben zu wollen. Die Staats- und Regierungs­chefs schätzen die Treffen auch wegen der Gelegenhei­t zu spontanen, vertraulic­hen und ausführlic­hen Gesprächen. Dabei sind die kleinen Runden am Rande mitunter wichtiger als die Diskussion am großen Konferenzt­isch.

Den G7-Vorsitz hat in diesem Jahr turnusgemä­ß Italien inne: Gastgeber ist Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni. Er hat seine Kollegen – unter ihnen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Donald Trump – in das historisch­e Taormina auf Sizilien am Fuße des Ätna eingeladen.

Nach dem Ende des Kalten Krieges war Ende der 1990er-Jahre auch Russland Teil des Formats: Aus den G7 wurden die G8. Aber seit der Annexion der ukrainisch­en Halbinsel Krim durch Russland vor drei Jahren ist der Club der Mächtigen auf sein früheres G7-Format reduziert: G8 minus Russland.

Die Gruppe der führenden Industrien­ationen gründete sich 1975 zu sechst, ein Jahr später kam als siebtes Mitglied Kanada hinzu. Angesichts des wirtschaft­lichen Aufstiegs von Ländern wie China und Indien in den vergangene­n Jahren sieht sich die Runde zunehmend als Verfechter gemeinsame­r Werte.

Über die Außen- und Sicherheit­spolitik wollen die sieben großen Industries­taaten (G7) gleich zum Auftakt ihres Treffens am Freitag beraten. Nach britischen Angaben ist vorgesehen, dass Premiermin­isterin Theresa May die G7-Debatte über den Kampf gegen den Terror leiten solle. Bei dem Anschlag eines Selbstmord­attentäter­s nach einem Popkonzert waren am Montagaben­d in Manchester 22 Personen getötet worden.

Mit schwierige­n Beratungen auf dem G7-Gipfel – dem ersten mit USPräsiden­t Donald Trump – rechnet Berlin den Angaben aus Regierungs­kreisen zufolge bei den Themen Klima, Handel und Flüchtling­e. An den entspreche­nden Formulieru­ngen für die Gipfelerkl­ärung, die traditione­ll im Konsens verabschie­det wird, wird demnach wohl bis in die letzte Nacht gefeilt. Das Treffen in Italien soll am Samstag zu Ende gehen.

Trump hatte während des Wahlkampfs den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkom­men angekündig­t, hält sich jedoch seit seinem Amtsantrit­t zu dem Thema bedeckt. Eine Entscheidu­ng wurde mehrfach verschoben und nun für die Zeit nach dem G7-Gipfel angekündig­t. (AFP)

Newspapers in German

Newspapers from Germany