Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Laichingen ist für uns ein großer Wurf“
Die aktuell 15 Mitarbeiter der Firma Holder am Standort Laichingen sollen erst der Anfang sein – Hilde Mattheis zu Besuch
(memu) - „Auch die UN hat keine besseren Besprechungsräume.“Jochen Holder, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma für Oberflächentechnik, ist offenbar ganz zufrieden mit der Unterkunft seiner Firma. Schon jetzt arbeiten 15 Holder-Mitarbeiter in der ehemaligen Süddekor-Anlage in der Laichinger Gottlieb-Daimler-Straße. Und es sollen noch mehr werden. Dies hat am Montag die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis (SPD) bei einem Besuch der Firma erfahren.
In den Hallen wird gearbeitet. Vermieten will Holder allerdings die 2500 Quadratmeter an Fläche im angrenzenden Verwaltungsgebäude. Warum? „Weil wir das noch nicht brauchen“, sagt Jochen Holder. Bis jetzt befindet sich die Holder-Hauptverwaltung in Kirchheim/Teck, was sich aber „schnell ändern“könne. Laichingen würde sicher nicht „Nein“sagen.
Das Unternehmen mit 250 Beschäftigten (Stammpersonal) und Zeitarbeitern (nach Bedarf) hat mit dem Besitzer der Süddekor-Anlage, der LHI Group aus München, einen Vertrag zwischen Mietkauf und Leasing abgeschlossen. Grundfläche der Anlage: Mehr als 43 000 Quadratmeter, 27 000 Quadratmeter sind überbaut. Womöglich wird Holder das Areal kaufen. „Wir können die Immobilie nach fünf, zehn oder 15 Jahren übernehmen“, sagt Holder. Eine Untermietung der Verwaltungsfläche sei auf jeden Fall möglich. Er selbst brauche lediglich einen Schreibtisch und sei zwei bis drei Mal pro Woche in Laichingen.
Durch die Brüder und Geschäftsführer Jochen und Rainer Holder hat das in Laichingen neue Unternehmen ein Gesicht und Chefs zum Anfassen, die sich schon jetzt Gedanken um die Zukunft machen: Beide Söhne (22 und 28 Jahre), so erzählt Jochen Holder, könnten es sich vorstellen, die Firma weiter zu führen. Eine gute Aussicht, findet Hilde Mattheis. Denn so würde das Unternehmen nicht „an Finanzhaie“verkauft. Der Firma Süddekor war es einst so ergangen. Ausgang bekannt.
Millionen-Zuschuss vom Bund
Holders erstes Werk steht in Lenningen, zwei weitere in Kirchheim/Teck, das vierte jetzt in Laichingen. Die Firma ist im Bereich der Behandlung und Reinigung von Oberflächen tätig – und will sich weiterentwickeln. Insgesamt sollen die Verfahren noch umweltschonender werden. Weil Holder hier schon auf einem guten Weg ist, bekam die Firma zuletzt einen Millionen-Zuschuss vom Bundesumweltministerium (wir berichteten). In Laichingen werden Zubehörteile für die Autoindustrie gereinigt und bearbeitet – zudem soll hier ein AluminiumKompetenzzentrum entstehen. Und daneben noch eine Ausbildungsakademie. Denn zu wenig Personal kenne sich mit Aluminium aus. „Wir müssen viel mehr Leute in diesen Beruf bringen“, findet Jochen Holder.
Aktuell arbeiten 15 Leute in Laichingen. Sobald die erste Anlage steht, werden es 30 sein, mit der Logistik, der Verwaltung und der zweiten Anlage dann etwa 60. Auch Wärmebehandlung soll in Laichingen stattfinden. Diese Arbeitsplätze kämen dann noch oben drauf. Hilde Mattheis will von Jochen Holder wissen, ob auch ehemalige Mitarbeiter von Süddekor bei ihm arbeiten. Tun sie: ein früherer IT-ler und ein Controller. Leute, die angelernt werden, kommen erst später dazu. Erst müssten die Maschinen in Gang gebracht werden.
Und wie fühlen sie sich an, die von Holder bearbeiteten, späteren Teile hochpreisiger Autos? Überraschend leicht. Teile der Außenhaut eines Porsche oder der Längsträger einer späteren E-Klasse von Daimler lassen sich leicht in die Luft haben. Obwohl es „crashrelevante“Teile sind.
Zwischen neun und zehn Millionen Euro haben Holders schon in die Laichinger Anlagen investiert. Auch die Wärmeöfen werden noch einmal gewaltig Geld verschlingen. Einer kostet eine halbe Million. Bis 2020 liege ein großes Auftragsvolumen vor. „Laichingen ist für uns ein großer Wurf. Wir brauchen Platz ohne Ende und Logistik spielt eine immer größere Rolle“, sagt Rainer Holder. „Hier haben wir endlich die Lösung gefunden, denn in Kirchheim ist alles zu.“Hilde Mattheis spricht von der „Boom-Region“Laichinger Alb. „Sie werden noch mal froh sein, dass sie diesen Schritt gewagt haben.“