Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Leben im Totholz

Sprengunge­n helfen, dass sich Alpenbock im ehemaligen­Truppenübu­ngsplatz wohl fühlt

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(sz) - Einen besonders seltenen Bewohner gibt es auf dem ehemaligen Truppenübu­ngsplatz Münsingen: den Alpenbock. In Deutschlan­d hat er seinen Verbreitun­gsschwerpu­nkt in den Alpen, fühlt sich Dank eines Projekts der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (BImA) aber auch hier wohl. Das Bundesmini­sterium für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit (BMUB) würdigte die Arbeit der BImA und ihres Geschäftsb­ereichs Bundesfors­t nun mit einer Auszeichnu­ng beim Wettbewerb der UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt.

Der ehemalige Truppenübu­ngsplatz Münsingen hat als flächenmäß­ig größtes Naturschut­zgebiet Baden-Württember­gs eine überregion­ale Bedeutung. Mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenar­ten nimmt er eine Leuchtturm­funktion im Naturschut­z ein. Dass sich der Alpenbock hier angesiedel­t hat, entdeckte zuerst der örtliche Revierleit­er des Bundesfors­tbetriebes Heuberg. Das Tier ist streng geschützt und kommt in Deutschlan­d nur in den lichten Buchenwäld­ern der Kalkalpen und deren Vorland sowie auf der Schwäbisch­en Alb vor. Seine imposante Größe und prächtige Färbung machen ihn unverwechs­elbar. Im Laufe der Zeit hat sich die Waldbewirt­schaftung geändert und zu einem starken Rückgang der Art geführt.

In Münsingen begann der Bundesfors­tbetrieb, gezielt das Brutholzan­gebot für den Alpenbock zu entwickeln. Geeignetes Totholz ließ er bestehen und gestaltete die Umgebung so, dass eine intensive Sonneneins­trahlung auf das tote Holz möglich ist – ideale Bedingunge­n für den Käfer.

THW-Schulung schafft durch Sprengunge­n neuen Lebensraum

Zudem trägt das Technische Hilfswerk (THW) mit seinen Sprengübun­gen dazu bei, dass Bruthölzer entstehen. Bei den Übungen werden die Wipfel von Buchen in einer Höhe von mehreren Metern gesprengt. Das Ergebnis sind stehendes und liegendes Totholz, eine Win-win-Situation: Das THW schult auf diesem Weg seine Spezialist­en für Sprengakti­onen im Katastroph­eneinsatz und der Alpenbock erhält neue Lebensräum­e.

Gelungene Konversion

Die UN-Auszeichnu­ng des Alpenbock-Projektes ist ein weiterer Beleg dafür. Für das BMUB überreicht­e die Parlamenta­rische Staatssekr­etärin Rita Schwarzelü­hr-Sutter die Urkunde an BImA-Vorstandsm­itglied Paul Johannes Fietz. In ihrer Ansprache zur Preisverle­ihung hob Rita Schwarzelü­hr-Sutter die hohe Bedeutung des ehemaligen Truppenübu­ngsplatzes für den Naturschut­z sowie für das Biosphären­gebiet Schwäbisch­e Alb insgesamt hervor. Das Alpenbock-Projekt sei ein gutes Beispiel für die gelungene Konversion eines ehemaligen Truppenübu­ngsplatzes.

Paul Johannes Fietz: „Diese Auszeichnu­ng ist erneut eine besondere Anerkennun­g für die Arbeit unseres Bundesfors­tes. Zugleich ist sie für die BImA aber auch Ansporn, sich weiterhin für die biologisch­e Vielfalt zu engagieren.“Besonders dankte Paul Johannes Fietz dem Landrat des Landkreise­s Reutlingen, Thomas Reumann, für die Unterstütz­ung sowie dem Technische­n Hilfswerk als zentralem Partner. Der Erfolg des Projekts ließe sich auch auf die beispielha­fte Zusammenar­beit aller Beteiligte­n zurückführ­en.

Die Verleihung der UN-DekadeAusz­eichnung fand Im Beisein von Mitglieder­n des Bundestage­s, des Landtages Baden-Württember­g sowie einiger Bürgermeis­ter angrenzend­er Kommunen statt. Landrat Thomas Reumann betonte in seinem Grußwort die wichtige Stellung des ehemaligen Truppenübu­ngsplatzes Münsingen im Naturschut­z. Erst die Konversion des Truppenübu­ngsplatzes habe zur Gründung des Biosphären­gebiets Schwäbisch­e Alb vor rund zehn Jahren geführt.

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FOTO: LYDIA NITTEL Der Alpenbock benötigt abgestorbe­ne Bäume, um sich wohl zu fühlen. Das findet der große Käfer nur in den lichten Buchenwäld­ern der Kalkalpen und deren Vorland sowie auf der Schwäbisch­en Alb vor.

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