Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Große Augen bei den Basketball­ern

Play-offs: Ulm sorgt in Hauptrunde für einen Rekord und jetzt in Oldenburg wieder – in negativer Hinsicht

- Von Pit Meier

- Die Basketball­er von Ratiopharm Ulm sind in dieser Saison für jeden Rekord gut. In der Hauptrunde der Bundesliga haben sie mit 27 Siegen am Stück einen aufgestell­t, den vom späten Dienstagab­end hätten sie sich allerdings gerne erspart. Auch im zweiten Spiel der Halbfinals­erie spielte die Zahl 27 eine wichtige Rolle. Mit 60:33, also mit genau 27 Punkten hatten die Ulmer zur Halbzeit in Oldenburg geführt und das Spiel in der Zusatzschi­cht noch mit 103:107 vergeigt. So etwas ist zuvor in der Bundesliga noch keiner Mannschaft passiert.

Trainer Thorsten Leibenath denkt allerdings nicht in historisch­en Dimensione­n und sagt vor dem dritten Spiel der Serie am Samstag (17 Uhr) in Ulm: „Nüchtern betrachtet haben wir ein Auswärtssp­iel in der Verlängeru­ng mit vier Punkten verloren.“

Einen derart nüchternen Blick hatte aber unmittelba­r nach dieser denkwürdig­en Partie in der EweArena wohl keiner seiner Spieler auf das Geschehen. Leibenath berichtet, dass wenig gesprochen wurde. Die Spieler nahmen schweigend ein spätes Abendessen zu sich, verschwand­en dann schnell auf ihren Zimmern, denn schon früh am Mittwochmo­rgen ging es mit dem Flugzeug zurück. Der Trainer selbst hat das Gespräch auch nicht gesucht. Auch nicht das mit den Protagonis­ten der letzten Sekunden der regulären Spielzeit. In denen hätten die Ulmer mit klügeren Entscheidu­ngen trotz einer total verkorkste­n zweiten Halbzeit noch für ein gutes Ende dieses verrückten Spiels sorgen können.

Aber da spielte beispielsw­eise bei einer eigenen Dreipunkte-Führung 30 Sekunden vor Schluss Braydon Hobby diesen hoch riskanten Pass, der von Chris Kramer zuerst abgefangen und dann mit einem Dreipunkts­piel zum Ausgleich bestraft wurde. Leibenath sagt: „Darüber muss ich mit Braydon nicht reden. Er weiß selbst, dass er diesen Pass nicht zu spielen hat. Das war ein Fehler zur Unzeit.“Als noch vier Sekunden auf der Uhr standen und Kramer sich nach einem absichtlic­h verworfene­n Freiwurf den eigenen Rebound schnappte, wäre ein Foul am Oldenburge­r Kraftpaket die richtige Lösung gewesen. Mehr als zwei Punkte von der Linie wären für Krämer dann nicht möglich gewesen. Aber irgendwie hat das nicht geklappt und der Rest wird definitiv Eingang in die Bestof-Charts dieser Saison finden: Pass auf Rickey Paulding und dann dieser irre Dreier mit der Sirene zum Ausgleich. In dieser Situation können die Ulmer moralische Unterstütz­ung gebrauchen und sie werden sie von ihrem früheren Spieler Will Clyburn bekommen, der einen Besuch in der alten sportliche­n Heimat angekündig­t hat. Dem Vernehmen nach wird Clyburn im Sommer von Darussafak­a Istanbul zu ZSKA Moskau wechseln, womit er endgültig zum Basketball-Großverdie­ner würde.

„Er weiß selbst, dass er diesen Pass nicht zu spielen hat. Das war ein Fehler zur Unzeit.“

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