Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Pereira fordert klare Köpfe
Für 1860 geht es gegen den Jahn um alles – Ismaik schweigt
(SID/dpa/sz) - Von Hasan Ismaik war nichts zu sehen, zu hören oder zu lesen. Eigentlich ist der jordanische Mehrheitsgesellschafter des TSV 1860, ohne den in München-Giesing nichts mehr geht, bekannt für sein großes Mitteilungsbedürfnis. Doch vor einem der wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte, dem Relegations-Hinspiel der Löwen bei Jahn Regensburg (Freitag, 18 Uhr/ARD und Sky), scheint er auf Tauchstation gegangen zu sein. Es wirkt ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm.
Ein Absturz in die Drittklassigkeit würde nicht nur Ismaik, der die angeschlagenen Sechziger mit seinen Millionen am Leben erhält und alle fatalen Personalentscheidungen in dieser Saison mindestens mitgetragen, in vielen Fällen auch selbst getroffen hat, ins Mark treffen. „Wir müssen ein großes Spiel machen, um zu gewinnen“, sagte Trainer Vitor Pereira, „wichtig ist, dass wir Charakter und Kampf in zwei Spielen zeigen. Aber es geht nicht nur über den Kampf, sondern auch über den klaren Kopf“, forderte er. Pereira war im Januar mit großen Vorschusslorbeeren nach München gekommen, der einstige Meistertrainer (FC Porto, Olympiakos Piräus) gilt als bestbezahlter Trainer der zweiten Liga – und verantwortet einen der teuersten. Bei einem Abstieg wäre er weg, ebenso wie ein Großteil der Mannschaft. Nur sechs Spieler sollen einen Vertrag für die dritte Liga haben. Dorthin stieg der TSV 1860 übrigens zuletzt vor 25 Jahren ab – und kam neun Jahre nicht mehr hoch.
Immerhin hat der, selbstredend für viel Geld, vom FC Liverpool geholte Geschäftsführer Ian Ayre schon betont, dass sein Vertrag auch bei einem Abstieg Gültigkeit hätte. Auch Ismaik selbst will den Löwen die Treue halten. Ob dieses Bekenntnis bei einem Worst Case nach dem Rückspiel am Dienstag in der Allianz Arena, für das, Stand Donnerstag, bereits an die 50 000 Karten verkauft wurden, weiter Bestand hat? Falls nicht, dürften an der Grünwalder Straße womöglich die Lichter ausgehen.
Seit der Niederlage am letzten Zweitligaspieltag in Heidenheim (1:2) waren sie bei den Löwen deshalb bemüht, halbwegs die Ruhe zu bewahren. Auch Diskussionen um Pereira dämmte Präsident Peter Cassalette zu Beginn der Woche gleich ein. „Wir stehen alle voll hinter dem Trainer und seinem Team“, sagte er, „wir vertrauen ihm und der Mannschaft in den beiden Relegationsspielen. Zu achtzehnhundertsechzig Prozent.“Etwas anderes bleibt ihm aber auch nicht übrig.
In Regensburg könnte die Laune dagegen kaum besser sein. Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga 2013 und dem Sturz in die Regionalliga 2015 ist der Durchmarsch zurück in die zweithöchste deutsche Spielklasse zum Greifen nah. „Unser Antrieb ist klar: Wir wollen hoch gehen!“, sagte Trainer Heiko Herrlich der „Bild“. Er sei da übrigens „ganz bei Jürgen Klopp: Ich habe Lust aufs Gewinnen, nicht Angst vorm Verlieren.“