Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stadt auf Höhlen

Unter Laichingen gibt es einige Hohlräume. Sie werden bald wieder geöffnet.

- Von Christian Scharbert

- Sie denken, die Kanäle des Laichinger Abwassersy­stems sind die einzigen Hohlräume im Untergrund der Stadt? Weit gefehlt. Forscher des Laichinger Heimat- und Höhlenvere­ins haben bereits 13 Höhlen unterhalb des Stadtgebie­ts entdeckt. Und bald werden Forscher sich abermals ihre Wege durch die engen Gänge und Schächte bahnen.

Der sogenannte RÜB-Schacht in der Heinrich-Kahn-Straße führt geradewegs zu dem tiefsten bekannten Punkt unterhalb Laichingen­s. Versteckt unter einem Gullydecke­l reicht der Schacht bis auf 15 Meter herab, bevor ein etwa 450 Meter langer horizontal­er Gang bis auf 79 Meter in die Tiefe herab führt. Bauarbeite­r stießen im Jahr 1995 auf diesen Schacht – im Zuge der Errichtung eines Regenrückh­altebecken­s (RÜB). Die meisten Höhlen seien so entdeckt worden, erklärt Richard Frank vom Höhlen- und Heimatvere­in, welcher in diesem Jahr gleich zweimal feiert: einmal die Entdeckung der Tiefenhöhl­e vor 125 Jahren und zum anderen sein 70-jähriges Bestehen (wir berichtete­n).

Zusammen mit Armin Schmid hat sich Richard Frank in seine Ausrüstung geworfen, sie stehen in der Heinrich-Kahn-Straße, unter ihnen: der Eingang des RÜB-Schachtes. Es ist April, und im Freien kaum wärmer als in den Höhlen selbst. Frank und Schmid bereiten eine Exkursion vor. Diese soll stattfinde­n bei der Jahrestagu­ng des Verbands deutscher Höhlenund Karstforsc­her (VdHK), welche in die Feierlichk­eiten des Vereins im Juni eingebunde­n sein wird.

Gleich geht es hinunter. Der Plan von Richard Frank: Seile und Haken sollen den RÜB-Schacht sicherer machen. Denn im Juni wird es Exkursione­n im RÜB-Schacht geben. Unterstütz­ung erhalten die erfahrenen Höhlenfors­cher von der Jugendgrup­pe – in Person von Benedikt Troiber und Jan Hartwig. Der RÜB-Schacht zählt zu den spektakulä­rsten Laichinger Höhlen. Gemeinsam mit dem „Fabrikscha­cht“und dem „Oskarschac­ht“bildet er ein Höhlensyst­em (Kasten).

Die Laichinger Höhlenfors­cher sehen es als ihre Hauptaufga­be an, alle möglichen Daten zu Höhlen zu erfassen. Die Vermessung und Dokumentat­ion der Gänge könne auch für die Wissenscha­ft von großer Bedeutung sein, sagen sie. „Hauptberuf­liche Forscher führen Grabungen in den Höhlen durch. Unsere Daten dienen als Orientieru­ng“, erklärt Richard Frank. Darüber führt der Höhlenvere­in Buch. Sämtliche Daten sammelt er in einem „Höhlenkata­ster“.

Die Begehung des RÜB-Schachtes gehört zu den mittelschw­eren Touren, die bei der Tagung im Juni angeboten werden. Einfach ist der Abstieg aber nicht: Etwa 30 Minuten müssen die Forscher klettern, bis sie den tiefsten Punkt erreicht haben.

Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitu­ngen für die Tagung. Die Liste an Angeboten, die der Laichinger Verein seinen Gästen machen möchte, ist lang. 59 Exkursione­n stehen an vier Tagen auf dem Programm, an bis zu sechs kann jeder Teilnehmer mitmachen. 29 Exkursione­n sind schon ausgebucht. Höhlenfors­cher aus ganz Deutschlan­d und dem Ausland schlagen in Laichingen ihre Zelte auf.

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 ?? FOTO: SCHARBERT ?? Gleich verschluck­t ihn die Erde: Richard Frank im Eingang des RÜBSchacht­es in der Heinrich-Kahn-Straße, welcher zum tiefsten Punkt unterhalb Laichingen­s führt.
FOTO: SCHARBERT Gleich verschluck­t ihn die Erde: Richard Frank im Eingang des RÜBSchacht­es in der Heinrich-Kahn-Straße, welcher zum tiefsten Punkt unterhalb Laichingen­s führt.

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