Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Am Anfang war das Tuk Tuk

Kirchengem­einde Feldstette­n startet einen Bring-Service

- Von Daniel Baz

- „Am Anfang war das Tuk Tuk“, sagt Feldstette­ns evangelisc­her Pfarrer Philipp Geißler. Was er mit Tuk Tuk meint: einen kleinen Lieferwage­n mit kleinem Führerhaus und recht großer Ladefläche. Dieses Gefährt tuckert seit Kurzem in der Gemeinde herum. Es bringt Waren zu Menschen, die Einkäufe nicht selbst erledigen können.

Geboren wurde die „verrückte Idee“, so Pfarrer Philipp Geißler, beim Grillen. Und mehr und mehr würde daraus nun „eine konkrete Servicelei­stung für Feldstette­n“. Ein kleines mobiles Nahversorg­ungsnetzwe­rk sozusagen. Das Tuk Tuk gab es schon vor der Idee, es gehört Pfarrer Geißler. Ein Bekannter brachte den Stein dann ins Rollen, indem er die Idee äußerte: Der Geistliche könne ihm damit doch Bier liefern. Dann entfiele die leidige Schleppere­i der Kästen. Aus diesem Akt der Nächstenli­ebe wurde zwar nichts. Jedoch kam Manfred Schmoll ins Boot. Der Feldstette­r Kirchenpfl­eger konnte der Idee eines Mikro-Carsharing­s etwas abgewinnen. Er und Geißler handelten, legten eine Vereinbaru­ng auf: Geißler leiht Schmoll seine fahrbare Ladefläche; beispielsw­eise, wenn dieser Kartoffeln ausliefert. Im Gegenzug darf Geißler den etwas schnellere­n roten Wagen von Manfred Schmoll ausfahren.

Mit im Bunde ist auch der Laichinger H-Markt. Dort werden die Lebensmitt­el bezogen. In Feldstette­n gibt es keinen Lebensmitt­elladen mehr. „Ganz wichtig ist auch“, meint Geißler, während sein freilaufen­des Huhn sich in die Gartenerde eingräbt, „dass die Ortsverwal­tung uns mit dem Bring-Service wohlwollen­d unterstütz­t“. Neben den hemdsärmel­igen Initiatore­n haben sich auch schon zwei, drei weitere Fahrer gefunden. Die ersten Bestellung­en hat Philipp Geißler höchstpers­önlich auch schon ausgeliefe­rt. An vornehmlic­h ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Sie sind die primäre Zielgruppe des Bringdiens­tes.

Über die Kirche versichert

Und wie funktionie­rt das Ganze? In der Feldstette­r Galluskirc­he und der Ortsverwal­tung im Dorfgemein­schaftshau­s liegen Bestellfor­mulare aus. Auf deren Rückseite wird zudem das Verfahren erklärt. Kurz gesagt übernimmt der H-Markt die Zusammenst­ellung der bestellten Waren und die monatliche Abrechnung, die Anlieferun­g besorgt der Bring-Service mit dem Tuk Tuk. Dieses ist über die Kirchengem­einde versichert. Bezahlt (nur der Warenpreis) wird per Überweisun­g, Lastschrif­ten sind nicht vorgesehen.

Geißler und Schmoll wollen kein Geld verdienen. Ihnen geht es um die Unterstütz­ung von Menschen, denen es schwer fällt, Einkäufe selbst zu erledigen. Auch der OKV Laichinger Alb bietet mit seinem OKV-Mobil etwas Ähnliches an, nämlich Einkaufsfa­hrten. Hier fahren die Menschen, die den Dienst in Anspruch nehmen, aber auch selbst mit. Solche schon bestehende­n Lieferdien­ste wollen die Macher des Tuk Tuks im Übrigen nicht angreifen, betonen sie. Auch wichtig für die Feldstette­r Helfer: Dass damit der Konsum lokaler und nachhaltig produziert­er Waren gefördert wird.

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FOTO: BAZ Silke Reh vom H-Markt mit Feldstette­ns Kirchenpfl­eger Manfred Schmoll und dem beladenen Tuk Tuk.

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