Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Am Anfang war das Tuk Tuk
Kirchengemeinde Feldstetten startet einen Bring-Service
- „Am Anfang war das Tuk Tuk“, sagt Feldstettens evangelischer Pfarrer Philipp Geißler. Was er mit Tuk Tuk meint: einen kleinen Lieferwagen mit kleinem Führerhaus und recht großer Ladefläche. Dieses Gefährt tuckert seit Kurzem in der Gemeinde herum. Es bringt Waren zu Menschen, die Einkäufe nicht selbst erledigen können.
Geboren wurde die „verrückte Idee“, so Pfarrer Philipp Geißler, beim Grillen. Und mehr und mehr würde daraus nun „eine konkrete Serviceleistung für Feldstetten“. Ein kleines mobiles Nahversorgungsnetzwerk sozusagen. Das Tuk Tuk gab es schon vor der Idee, es gehört Pfarrer Geißler. Ein Bekannter brachte den Stein dann ins Rollen, indem er die Idee äußerte: Der Geistliche könne ihm damit doch Bier liefern. Dann entfiele die leidige Schlepperei der Kästen. Aus diesem Akt der Nächstenliebe wurde zwar nichts. Jedoch kam Manfred Schmoll ins Boot. Der Feldstetter Kirchenpfleger konnte der Idee eines Mikro-Carsharings etwas abgewinnen. Er und Geißler handelten, legten eine Vereinbarung auf: Geißler leiht Schmoll seine fahrbare Ladefläche; beispielsweise, wenn dieser Kartoffeln ausliefert. Im Gegenzug darf Geißler den etwas schnelleren roten Wagen von Manfred Schmoll ausfahren.
Mit im Bunde ist auch der Laichinger H-Markt. Dort werden die Lebensmittel bezogen. In Feldstetten gibt es keinen Lebensmittelladen mehr. „Ganz wichtig ist auch“, meint Geißler, während sein freilaufendes Huhn sich in die Gartenerde eingräbt, „dass die Ortsverwaltung uns mit dem Bring-Service wohlwollend unterstützt“. Neben den hemdsärmeligen Initiatoren haben sich auch schon zwei, drei weitere Fahrer gefunden. Die ersten Bestellungen hat Philipp Geißler höchstpersönlich auch schon ausgeliefert. An vornehmlich ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Sie sind die primäre Zielgruppe des Bringdienstes.
Über die Kirche versichert
Und wie funktioniert das Ganze? In der Feldstetter Galluskirche und der Ortsverwaltung im Dorfgemeinschaftshaus liegen Bestellformulare aus. Auf deren Rückseite wird zudem das Verfahren erklärt. Kurz gesagt übernimmt der H-Markt die Zusammenstellung der bestellten Waren und die monatliche Abrechnung, die Anlieferung besorgt der Bring-Service mit dem Tuk Tuk. Dieses ist über die Kirchengemeinde versichert. Bezahlt (nur der Warenpreis) wird per Überweisung, Lastschriften sind nicht vorgesehen.
Geißler und Schmoll wollen kein Geld verdienen. Ihnen geht es um die Unterstützung von Menschen, denen es schwer fällt, Einkäufe selbst zu erledigen. Auch der OKV Laichinger Alb bietet mit seinem OKV-Mobil etwas Ähnliches an, nämlich Einkaufsfahrten. Hier fahren die Menschen, die den Dienst in Anspruch nehmen, aber auch selbst mit. Solche schon bestehenden Lieferdienste wollen die Macher des Tuk Tuks im Übrigen nicht angreifen, betonen sie. Auch wichtig für die Feldstetter Helfer: Dass damit der Konsum lokaler und nachhaltig produzierter Waren gefördert wird.