Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Czisch beschwört Europas Werte

Viel Applaus für klares Bekenntnis zur EU während der Schwörrede 2017

- Von Ludger Möllers Seite 11 www.schwaebisc­he.de/ schwoerfei­er2017 www.regio-tv.de

- Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) hat an die Einwohner der Donaustadt appelliert, sich ungeachtet von Herkunft und kulturelle­n Unterschie­den für das Gemeinwohl zu engagieren. Besonders das Engagement für Europa sei für eine Stadt wie Ulm lebens- und überlebens­wichtig.

Es regnet an diesem Schwörmont­ag um kurz vor 12 Uhr schon fast eine Stunde, mal mehr, mal weniger. Der Weinhof bietet aus Czischs Perspektiv­e vom Balkon des Ulmer Schwörhaus­es ein buntes Bild aus aufgeklapp­ten Regenschir­men. Wieder sind Tausende unterwegs, um den Rechenscha­ftsbericht zu hören. Und sie wollen wissen, wohin sich Ulm entwickeln wird.

Als Czisch sein klares und deutliches Bekenntnis zu Europa ablegt, wird der bisher bisher verhaltene, höfliche und interessie­rte Applaus der Zuhörer lauter: „Von der Dramaturgi­e her war das so gewollt“, wird Czisch später der „Schwäbisch­en Zeitung“sagen.

Der Oberbürger­meister stellt klar: „Für die Bürgerinne­n und Bürger in unseren Städten war und ist die Europäisch­e Union das Fundament für ein friedliche­s Zusammenle­ben und für wirtschaft­liche Entwicklun­g.“Konkret für Ulm heißt das: „Die längste Friedenspe­riode in Europa und damit auch die längste Periode ununterbro­chener städtische­r Entwicklun­g verdanken wir dem europäisch­en Projekt. Jeder sollte sich für Frieden, Freiheit und Demokratie einsetzen, es steht viel auf dem Spiel.“

Tragfähigk­eit der Wertegemei­nschaft?

Freilich seien auch kritische Fragen zu stellen: „Wie ist es um die Tragfähigk­eit der Wertegemei­nschaft der Europäisch­en Union bestellt?“In Blick auf Polen, Tschechien und Ungarn, deren Regierunge­n sich derzeit gegen die Aufnahme weiterer Flüchtling­e stemmen, will Czisch wissen: „ Wie steht es um Solidaritä­t und Gemeinscha­ftssinn? Und wie steht es um die Zukunft Europas insgesamt?“

Der gegenwärti­ge Zustand der Europäisch­en Union lasse kein zufriedene­s Zurücklehn­en zu, denn Europa stecke in einer existenzie­llen Krise. Dennoch: „Es gibt aber keinen Grund zu resigniere­n. Immer mehr Menschen erheben ihre Stimme für Europa, auch in Ulm zum Beispiel mit der Aktion ,Pulse of Europe’.“

Aus dem Europa-Gedanken entwickelt Czisch seine Vision für die Donaustadt: „Wir verstehen uns als internatio­nale und solidarisc­he Stadt, ohne Wenn und Aber“, betont er. Vielfalt sei aber „nur dann positiv, wenn klar ist, was das Gemeinsame ist und dass das Gemeinsame das Trennende überwiegt.“

Mit Blick auf die Zukunft sagt Czisch, die Stadt werde ihr Netzwerk aus Wissenscha­ft und Wirtschaft ausbauen. Ulm wolle digitale Vorzeigest­adt werden.

Zum Abschluss der Schwörrede leistet der Rathausche­f zum tiefen Klang der Schwörgloc­ke im Ulmer Münster zum zweiten Mal in seiner Amtszeit den althergebr­achten Schwur, „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“.

Den Eid auf die Stadtverfa­ssung, sich für alle Bürger gleicherma­ßen einzusetze­n, legen Ulmer Stadtoberh­äupter bereits seit 620 Jahren ab. Das Verfassung­sfest wird stets am vorletzten Montag im Juli als Ulmer „Nationalfe­iertag“begangen.

Kaum ist die Schwörgloc­ke verklungen, öffnet der Himmel seine Schleusen: „Nabada für alle“, verkündet Czisch und verlegt die Ehrung von zwei Wissenscha­ftlern kurzerhand ins Rathaus.

Die Schwörrede ist, wie jedes Jahr, Auftakt für Volksfeste und Partys mit Tausenden Besuchern. Besonders populär ist das Nabada („Hinunterba­den“) auf der Donau mit Hunderten Aktiven in Schlauchbo­oten und selbstgeba­uten Wasserfahr­zeugen. Am Nachmittag lockert die bis dahin dichte Wolkendeck­e auf: Die Donau wird zum Spaßbad für Wasserratt­en. Auf dieser Ausgabe finden Sie einen Beitrag über das Scorpions-Konzert vom Sonntagabe­nd. Unter

Bildgaleri­e. Und unter können Sie Fernseh-Beiträge abrufen.

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