Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bayerns Favorit heißt van Bommel
Der Ex-Kapitän aus den Niederlanden könnte Sportdirektor der Münchner werden
(SID/dpa/sz) - Erst Philipp Lahm, dann Max Eberl – und jetzt doch Mark van Bommel? Die quälend lange Suche des FC Bayern nach einem Sportdirektor soll laut Präsident Uli Hoeneß überraschend bald erfolgreich beendet sein, möglicherweise mit dem einstigen „aggressive leader“als neuem starken Mann.
Hoeneß kündigte am Montag am Rande der Asientour des deutschen Fußball-Rekordmeisters in Singapur eine Lösung „innerhalb der nächsten sechs Wochen“an. Namen nannte er nicht. Laut „Eurosport“ist der frühere Bayern-Kapitän van Bommel allerdings Top-Kandidat auf die Nachfolge von Matthias Sammer. Der Niederländer hat mit Franck Ribéry, Arjen Robben und Thomas Müller einst noch zusammengespielt und wäre eine sehr teamnahe Lösung.
Van Bommels Schwiegervater Bert van Marwijk dementierte das Gerücht jedoch bei Sport1. „Mark wird nicht Sportdirektor bei Bayern, er ist in Eindhoven Trainer der U19 und das macht ihm großen Spaß“, sagte der frühere BVB-Coach: „Wenn er zu Bayern gehen würde oder mit denen verhandeln würde, hätte ich es gewusst.“
Das könnte allerdings auch eine taktische Aussage sein. Van Bommel, der von 2006 bis 2011 das Bayern-Trikot getragen hatte, gilt als Wunschlösung von Hoeneß. Der hatte den 40Jährigen zuletzt bereits als neuen Assistenten von Cheftrainer Carlo Ancelotti installieren wollen. Dies scheiterte an van Bommels Verpflichtungen bei der PSV Eindhoven und offenbar auch am Widerstand des Italieners, stattdessen kam Willy Sagnol. Bei der Sportdirektoren-Suche hatte sich Hoeneß bei Lahm und Gladbach-Manager Eberl einen Korb geholt.
Als Hoeneß nach Oliver Kahn als möglichen Kandidaten gefragt wurde, betonte er: „Wir wollen hier jetzt nicht auf den Basar gehen. Wir werden das rechtzeitig mitteilen.“Kurz darauf sagte Hoeneß der „Sport Bild“, Kahn habe „uns klar gesagt, dass er nicht Sportdirektor werden will. Darum ist er auch kein Thema.“
Der Posten des Bayern-Sportdirektors ist seit dem Abgang von Sammer vor einem Jahr vakant. Hoeneß und Rummenigge sehen eine Neubesetzung als „dringend notwendig an“, um wieder ein „Bindeglied“zwischen Mannschaft und Chefetage zu haben.
Hoeneß zeigte sich bei dem Termin in Topform, Hitze und Reisestrapazen hatten bei ihm offenbar keine Spuren hinterlassen – trotz des zehnstündigen Trips von Shenzhen nach Singapur. Ein Seitenhieb gegen die transferwütige internationale Konkurrenz („Zeichen von Schwäche“) hier, eine Ermahnung für die geschlauchten Stars da. Für diese sei nach dem 0:4 gegen den AC Mailand im nächsten Test heute (13.35 Uhr/ Sport1 und DAZN) gegen den FC Chelsea „ein kleiner Druck da, dass man ordentlich ausschaut“.
Dass die Spieler wegen der Strapazen murren, hat auch Hoeneß vernommen – und Konsequenzen angekündigt. „Es ist eine sehr lukrative Reise, aber das ist sicherlich grenzwertig, was wir hier gemacht haben bis jetzt“, sagte er: „Wir werden sicher weiterhin diese Reise machen. Aber ob man unbedingt vier Spiele in zwölf Tagen machen sollte, mit einer Reise in ein anderes Land noch, das wird sicherlich auf den Prüfstand kommen.“
Eigener Weg im Haifischbecken
Rummenigge sprach nach der Blamage gegen Milan von einem „toten Tag“, sieht aber kein „kritisches Problem“. Auch Hoeneß sagte, er sei „in keiner Weise hektisch“. Dass sich die Bayern aber auch künftig auf Wunsch von Sponsor Audi zu einem zusätzlichen Ortswechsel von China nach Singapur überreden lassen, „wage ich sehr zu bezweifeln“, sagte Hoeneß. 23 000 Flugkilometer legt der Klub insgesamt zurück, in Thiago und Juan Bernat haben bereits zwei Profis verletzt die Heimreise angetreten.
Ehrgeizige Ziele hat Hoeneß nach wie vor: „Am liebsten wäre mir, wir würden Meister, Pokalsieger und in der Champions League gut mitspielen. Und im Lauf des Jahres eine Mannschaft aufbauen, die die nächsten Jahre für Furore sorgen kann.“Prinzipiell gelte: „Wir sind für die Zukunft gut gerüstet und in der Lage, jederzeit nachzulegen, wenn es nötig ist. Wir müssen uns in dem Haifischbecken, in dem wir uns bewegen – 100 Millionen hier, 200 Millionen da – unseren eigenen Weg finden. Aber irgendwann wird sich durchsetzen, dass nicht das Geld alles entscheidet, sondern die kluge Strategie.“