Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Zeitreise, wie sie spannender nicht sein könnte
Blaubeurer Laientheaterspieler führen Publikum durch die Geschichte der Stadt
BLAUBEUREN - Auf eine kurzweilige, unterhaltsame und äußerst lehrreiche Reise durch die vergangenen 750 Jahre von Blaubeuren haben Blaubeurer Laientheaterspieler ihre Gäste vor Kurzem mitgenommen. Dabei haben sie sich und wichtige Ereignisse der Stadt gekonnt in Szene gesetzt. Was die 20 Schauspieler und ihre zahlreichen Helfer unter der Leitung von Regisseurin Beate Schneck hinbekommen haben, vermag kein Geschichtsunterricht zu leisten.
Insgesamt 300 Besucher verfolgten bei den drei bereits im Vorfeld ausverkauften Veranstaltungen gebannt wichtige Geschehnisse, die die Geschichte der Stadt Blaubeuren während der vergangenen 750 Jahre maßgeblich bewegt haben. Dazu erfuhr das Publikum in den sieben Szenen allerhand über den Lebensalltag der Menschen in vergangenen Zeiten.
In seinem Drehbuch hatte Johannes Menge sieben wichtige Ereignisse der Blaubeurer Geschichte aufgearbeitet, jedoch aus ungewöhnlichen Perspektiven. Zunächst wohnte das Volk, beziehungsweise das Publikum, der offiziellen Übergabe der Ernennungsurkunde zur Stadt durch Pfalzgraf von Tübingen am 24. Dezember 1276 im Rathaus bei. Gleichzeitig jedoch erfuhren die Zaungäste, was dies für die Blaubeurer Bürger und jene, die weiterhin unter der Herrschaft des Klosters leben mussten, bedeutete. Dann erlebten die Zuschauer eine Alltagsszene im Spital des 15. Jahrhunderts, bevor Reformator Matthäus Alber im Jahre 1535 den Blaubeurern in der Stadtkirche das Wesen und die Veränderungen der Reformation erklärte. Vor dem ehemaligen Oberamt erfuhr das Publikum, wie es um die Rolle der Frau um 1730 stand. Im Mittelpunkt stand die kluge und gebildete Magdalena Sibylla Rieger.
Fall der Jagdwilderei
Vor dem Amtsgericht hatte Oberamtsrichter Wilhelm Dodel, der schwäbische Salomon, einen Fall der Jagdwilderei aufzuklären, den er auf unnachahmliche Art löste. Das Publikum bildete hier die Zuschauermenge bei diesem unterhaltsamen Gerichtsfall. Sehr beeindruckend war das Zusammentreffen von Graf Eberhard im Barte mit Abt Heinrich Fabri, die gemeinsam die Planungen zum Neubau der Klosterkirche besprochen haben. Stimmungsvoll geleiteten singende Mönche die Beobachter in einer Prozession durch den Kreuzgang in den Chor der Klosterkirche.
Das Publikum erlebte mit, wie der Abt seine Kirche plant und die Künstler der Ulmer Schule Jörg Syrlin der Jüngere und Michael Erhart ihre Vorstellungen präsentieren.
Den krönenden Abschluss bildete Eduard Mörikes Besuch am Blautopf. Endlich weiß das Publikum, wie er auf die Idee zur Geschichte der Schönen Lau gekommen ist. Den zauberhaften Abschluss bildeten die Damen der Bauchtanzgruppe, die zur Musik der Spielleute einen stimmungsvollen Tanz aufführten.
Doch lebte das Theater nicht nur von den einzelnen Szenen. Diese waren geschickt verknüpft durch zwei Blaumännle, die koboldartig durch die Straßen huschten und dem Publikum den richtigen Weg wiesen. Mal traf die Gruppe auf mittelalterliche Spielleute, dann wieder rezitierten Gruppen von Kindern auf dem Weg zum Blautopf Mörikes Frühlingsgedicht.
Die 20 Schauspieler zeigten eine beeindruckende Leistung. Viele von ihnen füllten mehrere Rollen an den unterschiedlichen Stationen aus und schlüpften in die von Waltraud Siebeneich geschneiderten, authentischen Kostüme. Regisseurin Beate Schneck hob das Besondere dieser Art von Theater hervor: „Blaubeurer haben etwas für Blaubeurer gemacht“– und dabei unglaublich viel Unterstützung von weiteren Blaubeuren erhalten. Rund 60 Helfer halfen den Schauspielern und sorgten für einen denkwürdigen Abendspaziergang durchs mittelalterliche Blaubeuren. Steffi Dispan als Vorsitzende des Blaubeurer Tourismusvereins hatte das Spektakel mit Unterstützung von Stephan Buck organisiert.