Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Von „krattligen und buckligen Wiesen“
Diskussion um Ausgleichsflächen für zwei Baugebiete im Heroldstatter Rat – Hans Barth will anderen Standort
- „Keine Ausgleichsflächen auf den besten Wiesen.“Dies hat Gemeinderat Hans Barth in der Sitzung am Montagabend gefordert, als sich der Heroldstatter Gemeinderat mit den Bebauungsplänen „Sportzentrum Heroldstatt“und „Ober dem Steigle“befasste. „3,7 Hektar Ausgleichsfläche auf einer ebenen Wiese, das geht nicht“, ergänzte Barth und brachte die Themen Ausgleichsflächen und Pflanzgebote für Bauland ins Rollen.
Hans Barth stellte sogar einen Antrag im Gemeinderat, vor der Ausweisung von Ausgleichsflächen Alternativstandorte zu dem gewählten Standort Schönbuch im Nordwesten Ennabeurens zu suchen und „bucklige, krattlige, unebene Wiesen“zu nehmen. Er habe in seiner Funktion als Ortsbauernobmann der Verwaltung mehrere Vorschläge für Ausgleichsflächen gemacht und sei jetzt über den gewählten Standort Schönbuch völllig überrascht. „Ich fühle mich über den Tisch gezogen. Das lasse ich mir nicht bieten“, sagte Barth wörtlich und weiter: „3,7 Hektar beste Wiesenfläche darf man nicht einfach wegstreichen.“Das sei man den fünf Milchviehbauern in Heroldstatt schuldig.
Sein Antrag, der Gemeinderat sollte mögliche Ersatzflächen begutachten, fand zunächst bei vier JaStimmen und vier Enthaltungen Zustimmung. Doch als Städteplaner Clemens Künster, der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Weberruß und Kämmerer Werner Zimmermann unisono warnten, die Begutachtung der Wiesen und Felder könnte die laufenden Bebauungspläne ins Stocken bringen und eine Wohnbebauung im Gebiet „Ober dem Steigle“gar bis zu einem Jahr hinausziehen, erfolgte eine Kehrtwende im Rat: Hans Barth zog seinen Antrag zurück und die vier Befürworter folgten ihm. Eine große Hausaufgabe gaben allerdings Heroldstatts Räte dem Planungsbüro Künster mit auf den Weg: Für den Standort Schönbuch seien parallel Alternativflächen zu überprüfen.
Dieser Entscheidung war eine längere Diskussion im Rat vorausgegangen, bei der Clemens Künster deutliche Worte fand. Ohne einen Auslegungsbeschluss des Gemeinderats würden die zwei Bebauungspläne „Sportzentrum Heroldstatt“und „Ober dem Steigle“blockiert und gelähmt, ein Satzungsbeschluss würde sich um Monate hinausziehen. Die beiden Bebauungspläne seien miteinander verzahnt, da für beide Vorhaben Ausgleichsflächen der Naturschutzbehörde zu melden sind. Und Künster betonte: „Ohne Ausgleichsflächen keine Genehmigung für eine Wohnbebauung in Ennabeuren auf dem früheren Sportgelände.“
Ähnlich sah es auch Werner Zimmermann: „Ohne Vollzug killen wir die Wohnbebauung auf dem Ennabeurer Sportgelände.“Auch Rudolf Weberruß warnte vor Konsequenzen, sollte der Gemeinderat die Bebauungspläne infolge der Ausgleichsflächen blockieren: „Dann kommen wir in der zeitlichen Abfolge in die Bredouille und müssen womöglich von vorne anfangen. Wir dürfen uns nicht im Kreise drehen.“Ohne konkrete und ausreichende Ausgleichsflächen in den Bebauungsplänen seien die Bebauungspläne zum Scheitern verurteilt. „Es ist wichtig, dass das Verfahren weiter geht und nicht blockiert wird“, erklärte Dietmar Frenzel.
Städteplaner Clemens Künster wie die Verwaltung räumten ein, dass bislang keine alternativen Flächen für den Eingriff in die Natur bei den Sportzentren in Sontheim und Ennabeuren untersucht worden seien. Konkrete Flächen müssten genannt und überprüft werden, die die Naturschutzbehörde entsprechend der Qualität der Flächen bewerte. Das Heroldstatter Ökopunkte-Konto müsse gefüllt werden.
Künster ließ noch wissen, dass in den geplanten 3,66 Hektar großen Ausgleichsflächen mit Teilaufforstung im Schönbuch (an der Kreisstraße Ennabeuren nach Feldstetten an der Gemarkungsgrenze unweit der Panzerringstraße) 81 Prozent auf das Baugebiet „Ober dem Steigle“und 19 Prozent auf das „Sportzentrum Heroldstatt“gehen. Was das Gewerbegebiet „Auf dem Wörth X“angehe, so habe die Gemeinde dort eine Überdeckung, sprich einen Überschuss an Ökopunkten, die berücksichtigt werden. Klar sei, dass als Ausgleichsflächen nur gemeindeeigene Flächen in Betracht kommen, erläuterte der Städteplaner.
Mit der Maßgabe, dass Alternativstandorte geprüft werden, verabschiedete das Gremium einen Auslegungsbeschluss für die beiden Bebauungspläne und einen Beschluss zur Offenlegung der Pläne, wie im Baugesetzbuch gefordert. „Ich verbürge mich für die Prüfung anderer möglicher Ausgleichsflächen“, sagte abschließend der stellvertretende Bürgermeister Weberruß und meinte noch etwas augenzwinkernd trotz der ernsthaften Auseinandersetzung: „Notfalls schauen wir die möglichen Standorte bei einem Sonntagsspaziergang an.“
„Ich fühle mich über den Tisch gezogen.“ „Es ist wichtig, dass das Verfahren nicht blockiert wird.“