Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
General Roßmanith geht in den Ruhestand - Nachfolger kommt von der Luftwaffe
Befehlshaber verabschiedet sich im Januar Ulmer Kommando vor „Nato-TÜV“
(mö/dpa) - Generalleutnant Richard Roßmanith (62), seit 2012 Befehlshaber des „Ulmer Kommandos“, tritt am 31. Januar 2018 in den Ruhestand. Nachfolger in der Wilhelmsburg-Kaserne wird der Luftwaffen-General Jürgen Knappe (60), wie die „Schwäbische Zeitung“aus gut unterrichteten BundeswehrKreisen erfuhr. Roßmanith hat das Kommando mit 800 Soldaten aus 17 Nato- und EU Nationen, das bis zu 60 000 Mann aller Waffengattungen in Kampf-und Kriseneinsätzen führen kann, konsequent auf Nato-Anforderungen ausgerichtet. 2018 wird die Zertifizierung durch das Bündnis angestrebt. Derzeit gibt es lediglich zwei Hauptquartiere für solche Einsätze. Diese sind in den Niederlanden und Italien.
Über seine Versetzung in den Ruhestand zum 31. Januar sei er kürzlich informiert worden, sagte der General am Mittwoch: „Das hat man mir plötzlich mitgeteilt.“Das Ende der Dienstzeit sei nach seinen mehr als 44 Jahren in Uniform für 2018 zu erwarten gewesen, erklärte Roßmanith, der im März seinen 62. Geburtstag gefeiert und die Dienstzeit bereits verlängert hatte: Generäle werden mit 62 Jahren in den Ruhestand geschickt.
Abschied kommt ein Jahr zu früh
Zugleich gab der Befehlshaber zu verstehen, dass ihm der Abschied zum Ende des Jahres lieber gewesen wäre. Im Mai 2018 steht bei einer großen Übung in Norwegen die Zertifizierung des Ulmer Kommandos als mobiles Nato-Hauptquartier an. Danach soll es jederzeit für die Führung von Einsätzen der Militärallianz im Ausland mit mehreren Zehntausend Soldaten verschiedener Länder aktiviert werden können. Roßmanith sagt: „Nach einer Aktivierung würden wir maximal 60 Tage Zeit haben, um alles vorzubereiten – einschließlich der gesamten operativen Planung auch für die Truppen, die dazugehören.“
Nachfolger Roßmaniths wird dem Vernehmen nach Generalmajor Jürgen Knappe (60), der seit 2015 das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin führt. Anders als Roßmanith, der jahrelang in Nato-Verwendungen gearbeitet hat, verfügt Knappe über vergleichsweise wenig Erfahrung in internationalen Stäben. Der Amtsantritt seines Nachfolgers am 1. Februar sei aber sinnvoll, sagte Roßmanith: „Dann hat er Zeit, sich bis zur Übung einzuarbeiten.“
Roßmanith, der als kritischer Denker gilt, hatte nach den Affären um rechtsextreme Umtriebe und erniedrigende Rituale in der Truppe vor einer überzogenen Kritik an der Bundeswehr gewarnt und für einen offenen Dialog über deren Traditionspflege plädiert. Er fordert die überlegte, kritische und fundierte Auseinandersetzung mit der Geschichte, den Verbrechen und Leistungen der Wehrmacht. Nur in der Auseinandersetzung, nicht aber in der Leugnung könnten die „Gespenster der Vergangenheit“vertrieben werden.