Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Im Alina-Fieber
Auch die Redaktion ist angesteckt. Wie sich die Laichingerin gestern schlug.
LAICHINGEN/LONDON - Um ein (Locken-)Haar hat Alina Reh (20) am Donnerstagabend den Einzug ins 5000 Meter-Finale bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London verpasst. Sie kämpfte aber und legte eine neue persönliche Bestzeit hin. Zwischendurch musste sie auch die Ellenbogen einsetzen.
Die spinnen doch die Briten! Zumindest was die englische Schreibweise des Nachnamens von Alina Reh angeht, sind einige Fotoagenturen am Donnerstag unkonventionell unterwegs. So wurde in der Unterschrift zu obigem Rennfoto aus Alina Reh kurzerhand Alina Deer (deutsch: Reh). Vielleicht hat der Fotograf aber auch nur auf Alinas Facebook-Seite gespickelt. Sie hat sich ein Reh als Profilfoto ausgesucht.
Nun aber zum Sport – und mit der am Donnerstagabend gezeigten Leistung kann Alina Reh, können ihre Fans, stolz auf die junge Laichingerin sein. Zwar verpasste sie den Einzug in den Finallauf am Sonntag, jedoch stellte sie mit 15:10.01 eine neue persönliche Bestzeit auf. Sie hat es geschafft, sich abermals zu steigern.
Und danach sah es zu Beginn des Rennens gar nicht unbedingt aus. Denn es war kein flotter Start im Londoner Stadionrund, so wie es Alina wegen ihrer relativen Spurtschwäche eigentlich mag. Zudem schien sie in den ersten Runden regelrecht gefangen zu sein im hinteren Viertel des Feldes. Doch anders als einige ihrer Konkurrentinnen musste sie – als das Tempo von den Führenden angezogen wurde – nicht abreißen lassen. Erst im Finale des Rennens vergrößerte sich der Abstand zu den vordersten Läuferinnen.
Der Live-Kommentator des Senders Eurosport zeigte sich noch während des Rennens sehr angetan von einem der „größten deutschen Lauftalente seit vielen Jahren“. Obwohl schon da abzusehen war, dass es knapp werden würde mit dem Finale. Dies wäre angesichts der starken und erfahreneren Konkurrenz aber auch fast eine Sensation gewesen. Von Anfang an war klar: Es geht für Alina Reh nicht um Medaillen in London, sondern darum, Erfahrungen zu sammeln. Und das konnte sie sicher: Nicht nur ein Mal musste sie sich gegen andere Läuferinnen mit Ellenbogen zur Wehr setzen.
Gefreut haben dürfte sich über ihre tolle neue Bestzeit auch ihre Laichinger Familie, die das Rennen natürlich live verfolgte. Sie berichteten davon, dass Alina schon angespannt gewesen sei vor dem Lauf. Zum Glück aber nicht beeinträchtigt durch einen aktuell grassierenden Norovirus im Londoner WM-Camp.
Alina Reh gehört die Zukunft. Und seit der TV-Übertragung dürfte es einige geben, die die Schwäbische Alb und Laichingen, welches auch erwähnt wurde vom Live-Kommentator als Alinas Heimatstadt, eben auch mit jungen Lauftalenten in Verbindung bringen dürften. Trotzdem: verkneifen konnte es sich der Kommentator nicht, darauf hinzuweisen, dass es auf der Alb meist zwei Kittel kälter ist als anderswo und zunächst der Schnee weggeräumt werden muss, bevor man auf die Laufstrecke gehen kann. Immerhin meinte er: Dies würde auch abhärten.