Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Zwischen islamischer und westlicher Kunst
„Somnambulistan“– Kunstverein Biberach zeigt Werke von Ergül Cengiz
BIBERACH (sz) - Der Kunstverein Biberach im Komödienhaus die Ausstellung „Somnambulistan“der Münchner Künstlerin Ergül Cengiz.
Kaum hat der Besucher die Ausstellung betreten, steht er vor überdimensionalen Scherenschnitten, die frei von der Decke herabhängen. Ihre vielfältigen Formen, Strukturen, Reihungen schaffen Durchblicke und werfen Schatten. Im Betrachter wird ein völlig anderes Raumgefühl erzeugt. Raum und Betrachter werden Teil der Installation.
Eine großformatige Collage bedeckt fast eine ganze Wand. Ergül Cengiz verwendet dafür bestehendes Material aus ihrem Alltag, wie Seiten aus Zeitungen und Magazinen, Skizzen, Kinderzeichnungen. Mit flächendeckenden Gittermustern im Linolschnitt überdruckt die Künstlerin solche Collagen und verbindet so die vielen Einzelteile zu einem neuen Ganzen.
Ergül Cengiz’ Arbeiten sind geprägt von einer formalen Auseinandersetzung mit der islamisch geprägten ornamentalen Kunst in Verbindung mit figurativen Darstellungen westlicher Tradition. Sie positioniert sich damit bewusst zwischen der Kunsttradition des Westens und der islamischen Welt.
Somnambulismus bedeutet Schlafwandeln, aber auch Mondsüchtigkeit. Demnach ist für die Künstlerin Somnambulistan das Land der Schlafwandler und Mondsüchtigen. Sie will damit sagen: Es ist für sie an der Grenze eines noch nicht ausreichend erwachten Bewusstseins zwischen islamischer und christlicher Welt gelegen.
Cengiz wurde 1975 im bayerischen Moosburg an der Isar geboren und studierte nach dem Abitur Textildesign in Istanbul und anschließend Malerei an der Akademie in München und der Hochschule Hamburg. Die Ausstellung „Somnambulistan“ist bis 17. September im Komödienhaus in Biberach zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr und am Freitag, 15. September, von 19 bis 22 Uhr (Kulturparcour).