Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Versicherer belohnen Garagenparker
Carports sind in der Anschaffung zwar wesentlich günstiger, weisen dafür aber auch etliche Nachteile auf
STUTTGART/MÜNCHEN (dpa) - Das eigene Auto bleibt für die ganz große Mehrheit der Deutschen ein Muss. Dem aktuellen DAT-Report zufolge wollen über 90 Prozent der befragten Endverbraucher nicht auf einen Wagen verzichten. Entsprechend gut werden die Fahrzeuge behandelt, wozu auch der richtige nächtliche Abstellplatz gehört. Doch beim Thema Carport oder Garage scheiden sich die Geister. Ein Überblick über Vor- und Nachteile:
Wer allein aufs Geld schaut, entscheidet sich für den Carport, der eindeutig die günstigere Lösung ist. „Vorgefertigte Bausätze aus Holz gibt es bereits ab rund 1000Euro, während eine Garage leicht das Fünffache kosten kann“, sagt Philipp Sander vom Automobilclub Mobil in Deutschland. Vor allem wenn eine Garage individuell geplant und gebaut wird, steigen die Kosten. Und ganz ohne lästigen Papierkram funktioniert beides nicht: „Für beide Varianten gilt, dass eine Bauanzeige und oft auch eine Baugenehmigung benötigt werden.“
Vom Sicherheitsaspekt her ist die abschließbare Garage im Vorteil. „Das Fahrzeug ist hier viel besser vor Blicken, Diebstahl und Vandalismus geschützt“, sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Vor allem wertvolle oder seltene Autos sollten daher besser immer in einer Garage abgestellt werden. Auch witterungsempfindliche Autos wie etwa Oldtimer oder Cabrios mit Stoffdach seien dort deutlich besser aufgehoben.
Schutz vor Marderbissen
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt: Die Garage bietet nahezu perfekten Schutz vor Marderbissen. Für Beschädigungen an Fahrzeugen durch die kleinen Tiere haben die Kfz-Versicherer im Jahr 2015 immerhin 63 Millionen Euro aufwenden müssen. Zudem, so Sander, eigne sich eine Garage natürlich auch gut als Abstellraum für Reifen, Autozubehör und sonstige Gegenstände. Bei entsprechender Bauweise kommt der Autofahrer außerdem trockenen Fußes ins Haus. Allerdings: Zum Werterhalt eines Autos trägt eine Garage nicht zwingend bei.
Dies hängt auch von der Bauart der Garage ab. „Während sich in der Garage gern die Feuchtigkeit nach einer Regenfahrt sammelt, ist ein Carport viel besser belüftet“, sagt Mühlich. „Das Auto rostet dort sicherlich nicht so schnell.“Eine Garage sollte daher immer auch gut belüftet werden. Insgesamt bietet eine Garage aber mehr Schutz vor Wetterereignissen. Im Sommer heizt sich das Auto dort nicht so schnell auf, im Winter muss garantiert nicht gekratzt werden. Steht der Wind schlecht, können die Scheiben hingegen unterm Carport zufrieren.
Geld spart man bei der Versicherung mit dem sogenannten Garagenrabatt. „Die Unterscheidung zwischen Straße und Garage nimmt der Versicherer vor, da statistisch geringere Schadensregulierungskosten für Fahrzeuge entstehen, die nicht im Freien untergestellt werden“, sagt Jens Dötsch, Fachanwalt für Verkehrs- und Versicherungsrecht. Zahlreiche Schäden – etwa durch Unwetter oder auch Diebstahl – könnten so vermieden werden. Ein Garagenstellplatz wirkt sich dabei am günstigsten auf die Prämie aus. „Im Carport hingegen ist das Fahrzeug dem Zugriff nicht vollständig entzogen, weswegen der Rabatt geringer ausfällt.“Wie hoch der Garagenrabatt ausfällt, hängt auch von der Fahrzeug-Typklasse und der Schadensfreiheitsklasse ab. Genaue Zahlen nennt kein Versicherer, meist jedoch bewegt sich der Nachlass zwischen drei und fünf Prozent.
Lügen können teuer werden
Diesen Rabatt erhalten Autobesitzer auch dann, wenn ihr Fahrzeug nicht jeden Tag in der Garage oder unter dem Carport geparkt wird. Die in vielen Verträgen verwendete Formulierung „vorwiegend“oder „überwiegend“dürfte so zu verstehen sein, dass das Fahrzeug mindestens 50 Prozent der Zeit dort steht, sagt Dötsch. In jedem Fall sollten Versicherungsnehmer bei der Wahrheit bleiben. „Wer falsche Angaben macht, indem er beispielsweise einen Garagenplatz vortäuscht, muss mindestens damit rechnen, dass die Versicherung die Ersatzleistung kürzt und die Prämie erhöht.“
Wer weder Carport noch Garage zur Verfügung hat, kann auch auf eine mobile Halb- oder Vollgarage in Form eines Überzugs setzen. „Für Laternenparker ist das zumindest eine gute Möglichkeit, um sich im Winter das Eiskratzen zu sparen und im Sommer das Auto vor den heißen Sonnenstrahlen zu schützen“, sagt Mühlich. Auch Vogelkot bleibt so außen vor. Nachteil dieser einfachen und effektiven Lösung – neben dem zeitraubenden Anlegen des Überziehers: Wohin anschließend mit dem nassen Ding? Weiteres Problem: Mobile Überziehgaragen können den Lack zerkratzen, wenn das Auto oder die Plane nicht ganz sauber ist. „Wenn Wind aufkommt, wirken die Schmutzpartikel wie Schmirgelpapier“, erklärt Mühlich.