Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Grünen-Kandidat Marcel Emmerich kämpft für Breitband

Ausbau der Infrastruk­tur im Vordergrun­d – Anspruchsv­oller Wahlkampf

- Von Ludger Möllers

ULM - Marcel Emmerich ist nicht nur Direktkand­idat der Grünen im Wahlkreis Ulm/Alb-Donau für die Bundestags­wahl. Er ist auch bekennende­r Fan des VfB Stuttgart, Inhaber einer Dauerkarte. Außerdem dürfen Serien in seinem Leben nicht fehlen, sagt der 26-Jährige: „Da kann es auch mal passieren, dass ich den ganzen Tag ,House of Cards’ auf Netflix schaue oder zum x-ten Mal mit allen ,Friends’-Folgen anfange.“Sonntags, nach dem Gassigehen mit der Chihuahua-Dame Mira, läuft der „Tatort“. Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr sowie die neuen Kommissare aus Weimar Dorn und Lessing nennt Emmerich „meine Favoriten“. Mindestens bis zum 24. September, dem Wahltag, muss er seine Hobbys zurückstel­len: Er führt als grüner Direktkand­idat einen inhaltlich anspruchsv­ollen Wahlkampf.

Die Chancen, dass Emmerich in den Bundestag einzieht, sind überschaub­ar groß: Das Direktmand­at im Wahlkreis geht traditione­ll an die CDU. Und die Grünen? 2013 erreichte die damalige grüne Direktkand­idatin Annette Weinreich 9,4 Prozent der Erst- und 10,3 Prozent der Zweistimme­n.

Bleibt die Landeslist­e in BadenWürtt­emberg, auf der Emmerich Platz 16 belegt: „Um über die Landeslist­e ins Parlament zu kommen, bräuchten die Grünen bundesweit 12 bis 15 Prozent“, sagt der junge Politiker. Da die Grünen, ebenso wie die Linken und die AfD in der jüngsten Umfrage jeweils bei acht Prozent stabil sind, wird Emmerich aller Voraussich­t nach in Zukunft wieder mehr Zeit für Interessen außerhalb der Politik haben.

Politisch engagiert wird Marcel Emmerich bleiben. Für seinen Wahlkreis möchte er vor allem den Ausbau des Breitbandn­etzes erreichen: „Das gehört zu Daseins-Vorsorge heute einfach dazu“, sagt er. Die Initiative­n wie im Alb-Donau-Kreis, der das Backbone-Netz ausbaut, seien löblich, aber nicht genug. Emmerich fordert, wie seine Partei, dass der Bund die Telekom-Aktien verkauft und den Erlös – im Gespräch sind zehn Milliarden Euro – ins „schnelle Internet für alle“investiert. Die Grünen werfen der Bundesregi­erung vor, auch wegen der Eigentümer­funktion beim Breitbanda­usbau Interessen der Telekom zu wahren – und nicht die Interessen der Allgemeinh­eit in den Vordergrun­d zu stellen. Von dem 10 Milliarden Euro schweren Verkaufser­lös entfielen 1,3 Milliarden Euro auf Baden-Württember­g.

Ein weiteres Anliegen im Wahlkreis ist für Emmerich das Projekt der „Regio-S-Bahn“, das mit acht Linien und 110 Stationen den öffentlich­en Personen-Nahverkehr im Raum Donau-Iller entwickeln soll. In den vergangene­n Monaten war das Vorhaben nicht vorangekom­men, im Kreistag des AlbDonau-Kreises hatte es Unmut und die Forderung nach mehr Tempo gegeben.

Bedrückt schaut Emmerich in die Türkei, wo die aus Ulm stammende Übersetzer­in und Journalist­in Mesale Tolu im Gefängnis sitzt: „Hier würde ich mir wünschen, dass sich die Ulmer Politik stärker engagiert“, sagt er. Er selbst ist Mitglied der Organisati­on „Reporter ohne Grenzen“: „Bei Mesale Tolu sorgt kein großer Verlag dafür, dass der Fall nicht vergessen wird – und darum müssen wir es tun!“

In den nächsten Wochen wird Emmerich auf Podien mit den Mitbewerbe­rn diskutiere­n, an Wahlstände­n argumentie­ren und Straßenwah­lkampf betreiben. Über weitere mögliche Karrieresc­hritte in der Politik hat er sich noch keine Gedanken gemacht: „Ich bin bisher immer gefragt worden, ob ich kandidiere, habe mich nie selbst um ein Amt beworben.“Der grüne Kandidat ist optimistis­ch: „Das wird auch so weitergehe­n!“

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Marcel Emmerich ist der Bundestags­kandidat der Grünen im Wahlkreis Ulm / Alb-Donau.
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