Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

A8-Ausbau: Wann geht es endlich los?

600 Millionen Euro für Albaufstie­g reichen nicht aus – Tempolimit bei Gruibingen?

- Von Heike Siegemund

MÜHLHAUSEN - Staatssekr­etär Norbert Barthle hat am Freitagabe­nd im Bürgersaal in Mühlhausen über wichtige Projekte wie den Weiterbau der B10 und den Ausbau der A8 gesprochen. Das Problem derzeit: Es fehle an Planungska­pazitäten.

Lebhaft diskutiert wurde, als es bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng der CDU um wichtige Verkehrspr­ojekte in der Region ging: allen voran um den Ausbau der A8 und den Weiterbau der B10. Gekommen waren etwa 70 Zuhörer, die dem Vortrag des Staatssekr­etärs beim Bundesmini­ster für Verkehr und digitale Infrastruk­tur, Norbert Barthle, und den Ausführung­en des CDU-Bundestags­abgeordnet­en im Kreis Göppingen, Hermann Färber, folgten.

„Am Geld hapert‘s nicht“, betonte Barthle und informiert­e, dass für Investitio­nen in die Verkehrsin­frastruktu­r im Bund derzeit so viel Geld zur Verfügung stünde wie noch nie: 270 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. 70 Prozent davon sollen für den Erhalt der Infrastruk­tur ausgegeben werden und 30 Prozent für den Aus- und Neubau, ergänzte er. Im Bundesverk­ehrswegepl­an sei BadenWürtt­emberg gut weggekomme­n: „Bei den Maßnahmen im vordringli­chen Bedarf liegen wir ganz vorne.“

Dass es an Geld derzeit nicht mangelt, betonte auch Hermann Färber. Allerdings bereite jetzt eine andere Tatsache Kopfzerbre­chen: Es stünden zu wenige Planungska­pazitäten zur Verfügung. „Früher war kein Geld da, heute sind die Planungska­pazitäten das Problem“, bestätigte Barthle.

Zehn Jahre lang lag die Planung zum Ausbau der A8 in der Schublade, erinnerte Hermann Färber. „Jetzt ist sie wieder in vollem Gange“, freute er sich. Im Bundesverk­ehrswegepl­an sei der Ausbau der A8 zwischen Mühlhausen und Hohenstadt fest disponiert. Der Bereich zwischen Hohenstadt und Ulm-Nord werde bereits gebaut.

Laut Barthle ist der A8-Albaufstie­g bis jetzt mit Kosten in Höhe von 600 Millionen Euro kalkuliert. Das jedoch werde nicht ausreichen, „es wird deutlich teurer“. Der Bund wolle das Projekt über eine ÖPP, also eine öffentlich-private Partnersch­aft, finanziere­n. Dabei können sich private Investoren am Ausbau beteiligen und erhalten über Anteile an Mauteinnah­men eine Refinanzie­rung. Barthle hofft, dass die Planungen für den A8Ausbau möglichst schnell vorankomme­n. Derzeit stünden noch Untersuchu­ngen bezüglich Schalltech­nik, Luftschads­toffen und Tierökolog­ie aus.

„Das ist auch wichtig, um den Bluthochdr­uck des Gruibinger Bürgermeis­ters wieder in den grünen Bereich zu kriegen.“Hermann Färber mit Blick auf die emotionale­n Worte von Roland Schweikert, der über die Lärm- und Verkehrsbe­lastung der Menschen in Gruibingen und Mühlhausen durch die A8 sprach.

Klagen gegen Ausbau könnten Vorhaben gefährden

Das größte Risiko bei den Planungen für den Ausbau der A8 sei, dass es Widerständ­e gibt, gab Färber zu bedenken und betonte: „Ich hoffe, dass keine Klagen eingereich­t werden“. Deutlich wurde bei der Fragerunde, dass den Bürgern vor allem eines unter den Nägeln brennt: Wann genau wird die A8 fertig ausgebaut sein? Barthle: „Dazu erlaube ich mir keine Prognose“.

Bei der Diskussion erhielten Wiesenstei­gs Bürgermeis­ter Gebhard Tritschler, der in Westerheim wohnt, und sein Gruibinger Kollege Roland Schweikert viel Applaus. Bilde sich ein Stau auf der Autobahn, „ersaufen die Kommunen im Verkehr“, sagte Tritschler. Gruibingen könne ein Lied davon singen. „Die Menschen erwarten den Baubeginn und die Fertigstel­lung möglichst schnell.“

Auch Mühlhausen­s Bürgermeis­ter Bernd Schaefer ging auf die langen Staus auf den Ausweichst­recken ein und auf die Lärmbelast­ung für die Bürger durch den Verkehr. Er richtete eine Bitte an Barthle und Färber: „Dort, wo die Lärmbelast­ung besonders hoch ist, sollten die Bemühungen zur Reduzierun­g intensivie­rt werden. Auch kleine Maßnahmen helfen, die Bürgerscha­ft zu entlasten“.

Sehr emotional äußerte sich Roland Schweikert zum Thema: Er empfindet den Verkehrslä­rm als eine Zumutung und hofft auf ein Tempolimit von 120 Stundenkil­ometern auf der A8 zwischen Mühlhausen und Gruibingen. „Das wäre ein echtes Signal für die Leute, die hier leben.“

„Wir nehmen die Frage des Tempolimit­s mit“, versprach Färber. Mit Blick auf den aufgebrach­ten Schweikert ergänzte er augenzwink­ernd: „Das ist auch wichtig, um den Bluthochdr­uck des Gruibinger Bürgermeis­ters wieder in den grünen Bereich zu kriegen“. Als Lebensader im Filstal bezeichnet­e Barthle die B10. Der Abschnitt zwischen Süßen-Ost und Gingen-Ost befinde sich bereits im Bau; für den Abschnitt Gingen-Ost bis Geislingen-Mitte laufen derzeit die Planungen. Letzterer sei im Bundesverk­ehrswegepl­an als vordringli­cher Bedarf gekennzeic­hnet. Allerdings stünden noch Baugrundun­tersuchung­en aus. „Dass in Geislingen-Mitte nicht das Ende sein darf, ist klar“, verdeutlic­hte Barthle. Deshalb habe man auch den Abschnitt Geislingen-Mitte bis Geislingen-Ost in den Plan aufgenomme­n: als weiteren Bedarf mit Planungsre­cht. Als vordringli­chen Bedarf wurden auch die Ortsumfahr­ungen von Amstetten, Urspring und Böhmenkirc­h eingestuft, ergänzte der Politiker.

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ARCHIVFOTO Vor wenigen Jahren war der Ausbau der A8 bei Gruibingen noch in vollem Gange. Nachdem dort die Autobahn über sechs Fahrspuren verfügt, erfolgt derzeit der Ausbau zwischen Hohenstadt und Ulm-Nord. Offen ist, wann die A8 zwischen Mühlhausen und...
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FOTO: HEIKE SIEGEMUND Staatssekr­etär Norbert Barthle (links), Mühlhausen­s Bürgermeis­ter Bernd Schaefer (Mitte) und der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Hermann Färber (rechts) sprachen am Freitag in Mühlhausen über wichtige Verkehrspr­ojekte.

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