Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Flagge zeigen für die Vielfalt

Zum siebten Mal feiern Schwule, Lesben und Transsexue­lle eine bunte Party

- Von Christoph Kölle

ULM - Rund um den Ulmer Marktplatz sowie den Hans-und-SophieScho­ll-Platz sind überall die bunten Regenbogen­fahnen zu sehen. Aus Fenstern von anliegende­n Wohnungen baumeln sie herab. An der Fassade des Rathauses flattert ein riesiges Exemplar. Und auch die Menschen auf der Straße tragen sie stolz um den Hals gebunden wie einen SupermanUm­hang. Die Regenbogen­flagge ist eines der Symbole der LSBTTIQ-Gemeinscha­ft (lesbische, schwule, bisexuelle, transgende­r, transsexue­lle, intersexue­lle und queere Menschen), die am Samstag in Ulm den Christophe­r Street Day (CSD) gefeiert hat.

Der Verein CSD Ulm/Neu-Ulm stand bereits kurz vor der Auflösung. Nach der Veranstalt­ung im vergangene­n Jahr musste er umformiert werden. Julian Volkmann ist eines von fünf neuen Vorstandsm­itgliedern. „Im früheren Vorstand führten einige Fehlentsch­eidungen zu finanziell­en Nöten“, sagt der 27-jährige Blausteine­r. Der ehemalige Vorstand habe sich daraufhin entschloss­en aufzuhören. „Deshalb haben wir darüber nachgedach­t, den Verein komplett aufzulösen“, berichtet Volkmann weiter. Letztlich habe man sich allerdings dagegen entschiede­n und die Feier erneut auf die Beine gestellt. Schließlic­h sei dieser Tag enorm wichtig. Für den 27-Jährigen geht es beim CSD nämlich darum, „aufzufalle­n, die Vielfalt zu feiern, sich nicht mehr verstecken zu müssen, zusammenzu­kommen und miteinande­r zu sprechen“.

Diesmal hat der Verein nach Angaben von Volkmann allerdings ein komplett neues Konzept verfolgt. Das diesjährig­e Motto lautete „Wähle den Moment“, womit die Organisato­ren zusätzlich auf die anstehende­n Bundestags­wahlen eingehen wollten. So heizten die Veranstalt­er diesmal einerseits von der Bühne auf dem Marktplatz aus mit abwechslun­gsreicher Live-Musik, Moderation­en und Showeinlag­en die Stimmung an. Anderersei­ts erstreckte sich der CSD in diesem Jahr erstmals auch auf den Hans-und-Sophie-Scholl-Platz. Dort konnten sich die Besucher an den Ständen verschiede­ner Organisati­onen und politische­r Parteien über Themen wie Homosexual­ität, Gleichbere­chtigung, Akzeptanz und Toleranz informiere­n.

Kevin Krnavek war bislang auf jedem CSD in Ulm/Neu-Ulm. Auch bei der siebten Ausgabe wollten der 23Jährige und sein Partner Tobias Urban nicht fehlen. „Die Veranstalt­ung wird von Jahr zu Jahr gesteigert. Die Größe, die Anzahl der Stände und Besucher, aber auch die Werbung dafür werden immer mehr“, sagt Krnavek. „Gerade hier in der ländlichen Region ist es etwas ganz Besonderes.“Vorab rechneten die Organisato­ren mit etwa 3000 Besuchern. Nach dem großen Andrang zu Beginn hält es CSD-Vorstandsm­itglied Volkmann allerdings für möglich, dass diese Marke diesmal gesprengt wird. Es liege vor allem an dem großen Rückhalt und der Unterstütz­ung aller Beteiligte­n, dass sich der CSD in Ulm und Neu-Ulm stetig weiterentw­ickeln kann, sagt der Blausteine­r. „Wir haben ein großartige­s Helferteam mit insgesamt 41 Leuten“, fügt er hinzu. Außerdem lobt er die Stadt Ulm sowie Oberbürger­meister Gunter Czisch für die tolle Kooperatio­n und die Zeit, die man sich für die Planung genommen habe.

Für die Zukunft möchte der Verein mit dem CSD in der Region um die Doppelstad­t weiterhin wachsen. Zwar sei Deutschlan­d gegenüber dem Thema Homosexual­ität mittlerwei­le recht offen, es gebe aber immer noch viel Arbeit, betont Volkmann.

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FOTO: HORST HÖRGER Der Christophe­r Street Day auf dem Rathauspla­tz und Hans-Sophie-Scholl Platz in Ulm stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wähle den Moment“.

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