Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kaiser-Brauerei soll wachsen
Chinesischer Besitzer will Touristen aus Fernost nach Geislingen lotsen
GEISLINGEN (cb) - Geislinger Braukunst erleben: Das können Interessierte bei der letzten Brauerei der Stadt bisher schon bei Führungen. Ab dem 1. September werden nun noch mehr Menschen durch die Brauerei strömen. Denn der neue Eigentümer, die chinesische Aitedian (International) Holding will gezielt chinesische Touristen zur KaiserBrauerei lotsen. Das soll neben einem Besuch bei Porsche in Stuttgart und der WMF in Geislingen zu einer Sightseeing-Tour gehören.
Zum 1. September wechselt die Brauerei in chinesischen Besitz über, was den Beginn einer neuen Ära einläutet. Und diese soll möglichst mit dem bisherigen Geschäftsführer
Christoph
Kumpf und allen bisherigen Mitarbeitern erfolgen, wie der Käufer Guojian Jiang bei einem Pressegespräch verriet. Auf Chinesisch versteht sich. Als Dolmetscherin fungierte seine Mitarbeiterin und Unternehmensberaterin Xiaoping Zhao-Moll.
„Es sind die Marke, die FamilienTradition, die Werte, die uns wichtig sind und die wir in China vermarkten“, erläuterte sie. Doch auch die Auszeichnungen der Vergangenheit tragen zu diesem Wechsel bei. Das Kaiser-Hefe-Weizen und das neue „Export 1881“erhielten kürzlich Goldmedaillen beim World-BeerAward. Und auch Christoph Kumpf gab den Ausschlag zum Kauf – ein junger und ein fähiger, innovativer Geschäftsführer an der Spitze. „Da werden die Chinesen begeistert sein.“
Zwei Ziele verfolgt der neue Eigentümer mit der letzten Brauerei in Geislingen, stellte Xiaoping ZhaoMoll fest: Zum einen soll die deutsche Traditionsbrauerei zum Ausflugsziel chinesischer Touristen auf deren Deutschlandtour werden. „Also erst Porsche-Museum, dann Metzingen, dann WMF und KaiserBrauerei“, sagte sie. Darum soll sich in Zukunft Ulrich Kumpf kümmern, der hierzu schon einige Ideen und Pläne mit sich herum trägt.
Wer befürchtet, die KaiserBrauerei soll zu einer reinen Schau-Brauerei werden, denn kann Xiaoping Zhao-Moll beruhigen: In Geislingen soll mehr Bier gebraut werden. Denn Guojian Jiang will es nicht nur in der Region vermarkten, sondern in ganz Deutschland – und auch darüber hinaus. „Mittelfristig wollen wir natürlich das Bier auch nach China exportieren“,
„Das Interesse an weiteren Flächen in der Umgebung ist auf jeden Fall da.“Xiaoping Zhao-Moll über die Erweiterungspläne des neuen Eigentümers der Kaiser-Brauerei
betonte die Sprecherin von Guojian Jiang. Besteht die Gefahr, dass irgendwann einmal Kaiser-Bier auch in China gebraut wird? Das sei nicht ausgeschlossen, sagte die Dolmetscherin. Der Fokus liege momentan aber darauf, den Geislinger Standort zu stärken.
Und Guojian Jiang will den Worten auch Taten folgen lassen. So möchte er die Maschinen und Anlagen modernisieren. Der Fokus liege dabei auf der Energiespartechnik, Qualitätssteigerung und Effizienz der Anlagen, erklärte Christoph Kumpf. „Wir haben noch freie Kapazitäten dadurch, dass wir in den vergangenen drei Jahren einige Biersorten aus dem Angebot genommen und damit rund 20 Prozent im Vergleich zur Vorinsolvenz abgebaut haben“, sagte er. Es sei gut möglich, dass die Brauerei langfristig vergrößert werden könnte. „Das Interesse an weiteren Flächen in der Umgebung ist auf jeden Fall da“, fügte Xiaoping ZhaoMoll hinzu. Auch sollen bei der Kaiser-Brauerei weitere Arbeitsplätze entstehen. „Wir wollen in Zukunft noch mehr Leute einstellen.“