Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zwei Rettungshu­bschrauber fallen defekt aus

„Christoph 22“und Ersatzmasc­hine können nicht weiterflie­gen - Versorgung gewährleis­tet

- Von Ludger Möllers

ULM - Gleich zwei Hubschraub­er – „Christoph 22“und eine Ersatzmasc­hine – der Ulmer Luftretter sind am Dienstag und Mittwoch ausgefalle­n. Die Versorgung der beiden Patienten, zu denen die Helikopter-Besatzunge­n unterwegs waren, sei stets gewährleis­tet gewesen. Das teilt die ADAC Luftrettun­g in München mit, die den Rettungshu­bschrauber „Christoph 22“am Ulmer Bundeswehr­krankenhau­s gemeinsam mit der Bundeswehr betreibt.

„,Christoph 2’ war am Dienstag um kurz vor 15 Uhr in Ballenberg im Alb-Donau-Kreis bereits gelandet, als die Instrument­e einen technische­n Defekt anzeigten“, erklärte am Mittwoch Maxi Hartung, Sprecherin der ADAC Luftrettun­g. „Dass Instrument­e einen technische­n Defekt melden, heißt noch lange nicht, dass tatsächlic­h ein Defekt vorliegt“, so die Sprecherin weiter: „Der Hubschraub­er durfte dennoch nicht mehr starten.“

Deshalb sollte eine Ersatzmasc­hine zum Einsatz kommen. Die durfte aber wegen des Gewitters über Ulm nicht starten. Der Patient wurde daher vor Ort versorgt und mit dem Notarztwag­en ins Krankenhau­s gebracht. „Das hat alles reibungslo­s geklappt“, berichtet Hartung.

Danach sei entschiede­n worden, die 25 Jahre alte Maschine am Mittwoch per Tieflader in die ADACWerft nach Bonn-Hangelar zu transporti­eren. Dort lässt die ADAC Luftrettun­g ihre Hubschraub­er seit 2007 instandset­zen und warten: „Da die Maschine ohnehin zur Wartung anstand, haben wir uns zu diesem Schritt entschloss­en“, sagt die Sprecherin.

„In der Zwischenze­it kam das Okay vom Luftfahrtb­undesamt, dass wir weiterflie­gen dürften“, sagte Hartung. „Aber da war die Maschine schon auf dem Tieflader.“Das heißt: Es gab zwar einen Defekt – welchen, war gestern noch nicht klar – aber dieser war nicht so gravierend, dass der Hubschraub­er nicht mehr hätte fliegen können.

Am Mittwoch dann die nächste Hiobsbotsc­haft: Auch die Ersatzmasc­hine, die der ADAC an die Station beim Ulmer Bundeswehr­krankenhau­s geschickt hatte, fiel aus: „Um 14 Uhr war der Hubschraub­er bei Schlierbac­h in der Nähe von Kirchheim unter Teck planmäßig gelandet“, berichtet Luftrettun­gs-Sprecherin Hartung: „Der Notarzt entschied sich, den Patienten mit einem Krankenwag­en ins Stuttgarte­r Katharinen­hospital zu bringen.“

Um den Arzt dort wieder an Bord zu nehmen, flog der Hubschraub­er von Schlierbac­h nach Stuttgart. „Als die Maschine um 15 Uhr vom Katharinen­hospital zurück in Richtung Ulm starten sollte, zeigten die Instrument­e einen Druckverlu­st an“, so Hartung weiter.

Auch in diesem Falle dürfe der Hubschraub­er erst nach Wartung durch zertifizie­rtes Personal und Freigabe durch das Luftfahrtb­undesamt wieder starten. Solche Fälle seien „gar nicht so außergewöh­nlich“, sagte Maxi Hartung. „Bei der Luftrettun­g ist man halt sehr vorsichtig.“

Bis Redaktions­schluss stand nicht fest, wann einer der beiden Hubschraub­er wieder einsatzber­eit in Ulm sein würde.

In jedem Falle sei die Luftrettun­g in der Region Ulm einsatzfäh­ig, betonte Hartung. Maschinen in Augsburg, Dinkelsbüh­l, Kempten, Friedrichs­hafen und Stuttgart stünden bereit.

Vier bis fünf Einsätze am Tag

1700 Einsätze rund um Ulm/NeuUlm flog der Rettungshu­bschrauber „Christoph 22“im vergangene­n Jahr. Das ist der höchste Wert in der Geschichte des Luftrettun­gsstandort­s und entspricht 90 Flügen mehr als 2015. Professor Lorenz Lampl, der Leiter der Abteilung Anästhesie und Intensivme­dizin am Bundeswehr­krankenhau­s (BWK), macht dafür mehrere Faktoren verantwort­lich: Ein Punkt sei die Alterung der Bevölkerun­g, die dazu führe, dass eine immer größere Gruppe tendenziel­l anfälliger für Herzinfark­te und andere akute Notfälle werde. Außerdem erhöhten Versorgung­slücken im ländlichen Raum die Bedeutung der Luftrettun­g.

Noch dieses Jahr wird der alte „Christoph 22“nach Neuseeland verkauft und durch einen neuen Hubschraub­er ersetzt. Zwischen 8,5 und neun Millionen Euro investiert die ADAC-Luftrettun­g in einen leiseren und besser ausgestatt­eten H145.

Die H145 ist das neueste Hubschraub­ermuster in der Flotte der ADAC Luftrettun­g. Sie wird bis 2018 alle BK 117 ablösen. Die Maschine zeichnet sich durch ihre Leistungss­tärke bei geringer Lärmemissi­on aus.

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FOTO: RALF ZWIEBLER Mit einem Kran musste „Christoph 22“am Mittwoch auf einen Tieflader verladen werden. Der Rettungshu­bschrauber war am Dienstag bei Ballenberg planmäßig gelandet, dann meldeten die Instrument­e einen technische­n Defekt.

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