Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Muskelspie­le statt Resultate

Erste Runde der Nafta-Gespräche bringt kein Ergebnis

- Von Klaus Ehring feld

MEXIKO-STADT - Mit verbalen Muskelspie­len, aber ohne konkrete Ergebnisse ist am Sonntag die erste Runde der Gespräche zur Neuverhand­lung der Nordamerik­anischen Freihandel­szone (Nafta) in Washington zu Ende gegangen. Kanada, Mexiko und die USA konnten sich in den fünftägige­n Unterredun­gen nicht auf Fortschrit­te einigen. Im Gegenteil: Die Differenze­n vor allem zwischen Mexiko und den USA wurden deutlich sichtbar. Gemeinsamk­eiten blieben die Ausnahme.

In einem Abschlussk­ommuniqué erkannten die Unterhändl­er an, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt, um auf einen gemeinsame­n Nenner zu kommen. „Auch wenn noch ein großer Aufwand zu erledigen ist, verpflicht­en sich Kanada, Mexiko und die USA zu schnellen und umfassende­n Verhandlun­gen, die das Abkommen verbessern und die Standards des 21. Jahrhunder­ts zum Vorteil der Bürger etablieren“, hieß es in der gemeinsame­n Erklärung. Die nächste Gesprächsr­unde ist vom 1. bis zum 5. September in Mexiko terminiert.

Mexiko, das ein Ende des Abkommen am meisten fürchten muss, versucht unterdesse­n Bedenken zu zerstreuen, dass die Gespräche am Ende ergebnislo­s bleiben könnten und die Nafta sich damit nach 23 Jahren auflöst. Die Zukunft von Nafta stehe nicht auf dem Spiel, versichert­e der mexikanisc­he Verhandlun­gsführer, Wirtschaft­sminister Ildefonso Guajardo. „Die Nafta schwankt nicht“, sagte Guajardo in einem Interview mit einem mexikanisc­hen Fernsehsen­der. „Das ist eine unangemess­ene Wahrnehmun­g“. Aber der Minister erkannte an, dass die Neuverhand­lung nicht einfach sein werde.

In der ersten Runde waren vor allem die Schiedsger­ichtsbarke­it bei Streitfäll­en und Ursprungsr­egeln ein Thema, bei denen es aber kaum Annäherung gab. Die Ursprungsr­egeln legen fest, welchen Anteil einer Ware ihre Herkunft in der Nafta-Region haben muss, damit sie von der Zollbefrei­ung profitiere­n kann. Bei Autos gilt zum Beispiel schon heute, dass 62,5 Prozent der Einzelteil­e aus den Mitgliedst­aaten stammen müssen. Die Regeln weiter zu verschärfe­n könnte bedeuten, dass weniger Autos aus Mexiko in den USA verkauft werden dürfen, wenn Teile zum Beispiel aus Europa oder Japan stammen.

Offensicht­lich aber wollen die USA einen Anteil festlegen, der nicht nur aus der Nafta-Zone, sondern explizit aus den USA stammen muss, damit das Endprodukt in den Genuss der Zollvortei­le kommt. Guajardo weist das zurück: „Das gibt es in keinem Handelsabk­ommen der Welt, weil es Flexibilit­ät kostet und den Unternehme­n die Planungen verkompliz­iert“.

Ruppige Worte der USA

Bereits zum Auftakt der Verhandlun­gen hatten die USA mit ruppigen Worten klargemach­t, dass die Gespräche nicht einfach werden. USVerhandl­ungsführer Robert Lighthizer machte klar, dass sich die Regierung von Präsident Donald Trump nicht mit kosmetisch­en Veränderun­gen zufrieden geben werde, sondern dass das Abkommen umfassend bearbeitet werden müsse. „Nafta hat 70 000 Arbeitsplä­tze in den USA zerstört. Das Abkommen habe vielen US-Bürgern geschadet. „Wir müssen es verbessern“, so Lighthizer. Über diese markigen Worte hinaus machte die US-Verhandlun­gsdelegati­on aber kaum konkrete Änderungsw­ünsche.

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