Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Trumps Ansatz ist nicht neu

- Von Frank Herrmann ●» politik@schwaebisc­he.de

Früher war alles einfacher, vor allem für Donald Trump. Während sich Barack Obama, sein Vorgänger im Oval Office, den Kopf zerbrach über die richtige Strategie am Hindukusch, ohne letztlich erfolgreic­h zu sein, klopfte der Immobilien­unternehme­r derweil wohlfeile Sprüche. Wann werde Amerika wohl aufhören, sein Geld in Afghanista­n zu verschwend­en und sich dem Aufbau des eigenen Landes zuwenden?, fragte er bei Twitter und redete einem sofortigen Rückzug das Wort.

Als US-Präsident müsste Trump einsehen, dass es in der realen Politik komplizier­ter zugeht als in der Welt der Kurzbotsch­aften mit ihren 140 Zeichen. Dass es einfache Lösungen nicht gibt, schon gar nicht für Afghanista­n. Dass es ein geopolitis­ches Vabanquesp­iel wäre, würde man das Land sich selbst überlassen. Die Taliban, scheinbar besiegt durch die Invasion des Jahres 2001, sind längst wieder im Vormarsch. Die Korruption grassiert, zu den Interessen­konflikten rivalisier­ender Stammesfür­sten kommen die Interessen­konflikte miteinande­r konkurrier­ender Nachbarlän­der.

Es ist eine Gemengelag­e, mit der schon Obama zu tun hatte. Geändert hat sich im Grunde nichts, weder an den Realitäten vor Ort noch an Amerikas Antwort darauf. Bei allem Getöse, was Trump an Konzepten anbietet, ist nichts anderes als ein „Weiter so“mit leichten Korrekture­n. Kontinuitä­t mit bombastisc­her Sprache. Was die viertausen­d Soldaten, die er zusätzlich an den Hindukusch entsenden will, ausrichten sollen, bleibt sein Geheimnis. Selbst einer weitaus größeren Streitmach­t in der Anfangszei­t von Präsident Obama ist es nicht gelungen, das Blatt in Afghanista­n nachhaltig zu wenden.

Betrachtet man es nüchtern, geht es Trumps Generälen einfach darum, die Offensive der Taliban aufzuhalte­n, in der Hoffnung, die Gemäßigter­en unter den Islamisten irgendwann an den Verhandlun­gstisch zu bringen. Auch das ist kein neuer Ansatz, sondern seit Jahren Politik der Vereinigte­n Staaten. Wäre Präsident Trump ehrlich, würde er sagen, dass er im Augenblick nur improvisie­rt.

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