Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Prozess um Amokfahrt in Heidelberg – Staatsanwältin hält Täter für schuldunfähig
HEIDELBERG (dpa) - Sechs Monate nach der tödlichen Amokfahrt in eine Menschenmenge in Heidelberg hat mit der Verlesung der Anklage der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Der 35 Jahre alte Deutsche sei mit besonderer Rücksichtslosigkeit gegen Schutzlose vorgegangen und habe deren Tod in Kauf genommen, sagte Staatsanwältin Christiane Vierneisel am Dienstag vor dem Landgericht Heidelberg. Er soll am
25. Februar auf dem belebten Bismarckplatz mit einem Mietauto einen Passanten getötet und zwei weitere Menschen verletzt haben.
Der Angeklagte sei allerdings wegen einer paranoiden Schizophrenie unfähig, sein Handeln zu steuern und daher schuldunfähig, sagte Vierneisel. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus. Richter Edgar Gramlich schloss anschließend auf Antrag der Verteidigung die Öffentlichkeit aus. Bei dem sogenannten Unterbringungsverfahren ist aber die Urteilsverkündung öffentlich, sie könnte am
12. September sein.
Die Tat vom Karnevalssamstag hatte Spekulationen über einen möglichen terroristischen Hintergrund ausgelöst. Der Staatsanwaltschaft Heidelberg zufolge stützten die Ermittlungen eine solche Theorie aber nicht.
Nach der Tat auf dem Bismarckplatz floh der Fahrer zu Fuß, mit einem Küchenmesser bewaffnet. Als ihn Polizisten stellten, weigerte er sich, aufzugeben. „Er zeichnete sich mit dem Finger ein Kreuz auf die Stirn, nahm den Arm vor das Gesicht und rannte auf den Polizeibeamten los“, sagte Anwältin Vierneisel. Ein Polizist feuerte daraufhin, der mutmaßliche Täter erlitt einen Bauchdurchschuss und musste notoperiert werden. Der vollbärtige Mann ist derzeit im Psychiatrischen Zentrum in Wiesloch untergebracht.