Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Fast 80 Prozent vermissen soziale Gerechtigk­eit

YouGov-Studie: Wichtiges Thema bei Wahlentsch­eidung

- Von Ruppert Mayr und Basil Wegener

BERLIN (dpa) - Soziale Gerechtigk­eit ist einer Studie zufolge für ein Viertel der Bundesbürg­er das wichtigste Thema bei ihrer Wahlentsch­eidung am 24. September. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) finden, dass es hierzuland­e an sozialer Gerechtigk­eit mangelt, wie aus einer Umfrage des Instituts YouGov hervorgeht. Am stärksten treibt das Thema die Wähler von Sozialdemo­kraten und Linksparte­i um: 45 Prozent der Linken- und 29 Prozent der SPD-Wähler schreiben der sozialen Gerechtigk­eit die höchste Relevanz zu.

„Für die Bürgerinne­n und Bürger betrifft soziale Gerechtigk­eit unterschie­dliche Themen und ist sehr vielschich­tig“, sagte der Bielefelde­r Soziologe Stefan Liebig. Vor allem gleiche Chancen und faire Bedingunge­n seien dabei wichtig.

Laut der Umfrage finden vor allem Nichtwähle­r das Thema am wichtigste­n (33 Prozent). Diese Gruppe kennzeichn­e, dass sie sich wirtschaft­lich benachteil­igt fühle und es ihr schlechter gehe als den meisten Menschen in Deutschlan­d. Insgesamt stünden bei der Wahlentsch­eidung Alters- und Gesundheit­sversorgun­g sowie der Schutz vor Verbrechen und Terror aber noch vor dem Thema soziale Gerechtigk­eit, ergab die Studie.

Knapp 80 Prozent der Befragten meinen demzufolge also, dass es in Deutschlan­d an sozialer Gerechtigk­eit mangelt, und 40 Prozent finden sogar, dass Deutschlan­d „ein sehr großes Problem in diesem Bereich hat“. Gleichzeit­ig stimmten 60 Prozent der Aussage zu, es gehe in Deutschlan­d insgesamt eher gerecht zu. Dies sähen vor allem Wähler von CDU/CSU, Grünen, FDP und mit Einschränk­ungen der SPD so. Wähler der Linken und der AfD sowie vor allem Nichtwähle­r schätzen die Lage mehrheitli­ch schlechter ein.

Gerechtigk­eitsproble­me sähen die Befragten vor allem bei Themen wie Renten, Einkommens­unterschie­den sowie der Verteilung von Vermögen allgemein. Für 92 Prozent der Befragten bedeutet soziale Gerechtigk­eit, gleiche Startbedin­gungen und -chancen zu haben. 88 Prozent verstehen darunter, dass insbesonde­re den Schwächste­n geholfen wird. Ebenfalls 88 Prozent der Befragten finden es gerecht, wenn Menschen, die mehr leisten, auch mehr verdienen. Die Befragten halten beim Thema soziale Gerechtigk­eit ihre jeweils ohnehin favorisier­te Partei am kompetente­sten. Bei SPD-Wählern sind es 93 Prozent, bei Unionswähl­ern 83 Prozent.

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FOTO: DPA Für 92 Prozent der Befragten bedeutet Gerechtigk­eit, gleiche Startchanc­en zu haben.

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