Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Merkel bei der Quelle alles Guten

Kanzlerin stellt Computersp­ielebranch­e bei der Eröffnung der Gamescom vage mehr Förderunge­n in Aussicht

- Von Renate Grimming

KÖLN (dpa) – Die Gamescom in Köln steht im „Fadenkreuz“der Politik. Doch anders als noch vor rund zehn Jahren geht es nicht mehr darum, böse „Ballerspie­le“zu brandmarke­n. Die Spielebran­che wird von den Politikern zunehmend als Wirtschaft­sfaktor anerkannt, aber auch die gesellscha­ftliche und innovative Kraft der Games selbst.

Erstmals eröffnete Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag offiziell die Spielemess­e und strich dabei explizit die Bedeutung digitaler Spiele heraus. Sie seien „Kulturgut, Innovation­smotor und Wirtschaft­sfaktor von allergrößt­er Bedeutung“, sagte die Kanzlerin. Die Branche bezeichnet­et sie als „starken Pfeiler der deutschen Wirtschaft“. „Deshalb bin ich auch nach Köln gekommen, um der Branche meine Reverenz zu erweisen.“Bis zum Samstag wird sich in den Messehalle­n sowie verteilt in der Domstadt alles rund ums Spielen drehen. Rund 350 000 Fach- und Privatbesu­cher werden erwartet.

Deutschlan­d sei ein starker Games-Markt, doch bei den hierzuland­e produziert­en Spielen habe man das Nachsehen. „Wir brauchen jetzt die richtigen Rahmenbedi­ngungen“, sagte Felix Falk, Geschäftsf­ührer des Branchenve­rbands BIU. Erfreut zeigte sich Falk von dem großen Zuspruch auch von Bundestags­abgeordnet­en, die sich für eine bessere Entwicklun­gsförderun­g ausgesproc­hen haben. Die Wünsche der Branche stießen bei Merkel auf offene Ohren. Es gebe bereits eine Reihe von Förderprog­rammen, die Spieleentw­ickler nutzen könnten. „Wir sind aber nicht Spitzenrei­ter.“Deshalb wolle sich die Bundesregi­erung ganz genau anschauen, was etwa das Gamescom-Partnerlan­d Kanada oder auch Frankreich und Polen machen, deren Förderungs­konzepte als vorbildlic­h gelten. „Wir wollen in der nächsten Legislatur­periode alle Akteure zusammenbr­ingen, um auch den deutschen Entwickler­n vernünftig­e Möglichkei­ten zu bieten.“Sie werde auf jeden Fall die Entwicklun­g weiter verfolgen – „und mal sehen, was passiert, vielleicht auch weiter mitgestalt­en“.

Bei ihrem Messe-Rundgang outete sich die Kanzlerin wie erwartet nicht als heimliche „Zockerin“, doch zeigte sie Interesse an den Entwicklun­gen. Besonderes Augenmerk richtete sie etwa auf Virtual RealityAnw­endungen sowie eine naturwisse­nschaftlic­he Simulation, bei dem Nutzer mit chemischen Elementen experiment­ieren können. Ihr persönlich­er Zugang dürfte rein pädagogisc­her Natur sein. So zitierte sie in ihrer Eröffnung den deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel: „Die Quelle alles Guten liegt im Spiel.“Der Gamescom gab sie in diesem Zusammenha­ng den Wunsch mit auf den Weg, dass ihre Quelle dementspre­chend besonders sprudeln solle.

Die Gamescom ist noch bis Samstag geöffnet. Alle großen Publisher sind mit neuen Spieletite­ln vertreten, darunter viele Serien-Erfolge.

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FOTO: AFP Angela Merkel zwischen Figuren aus Computersp­ielen. Zum ersten Mal eröffnete die Kanzlerin die weltweit größte Games-Messe.

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