Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kulitz will Freiheit, Deregulier­ung, Verantwort­ung

FDP-Bundestags­kandidat rechnet sich Chancen auf Mandat aus – „Liberales politische­s Korrektiv ist notwendig“

- Von Ludger Möllers

ULM - Ein typischer Tag für den FDPBundest­agskandida­ten Alexander Kulitz, ein Tag ganz im Wahlkampfm­odus: Früh morgens, ab 6 Uhr, fährt der 36-Jährige mit erfahrenen Kräften der „Gold-Ochsen“-Brauerei Bier in Kästen und Fässern aus. Er wolle mehr über die Arbeitswel­t lernen, mit Menschen außerhalb des Politikbet­riebes ins Gespräch kommen. Und abends der Klassiker: Kulitz erfährt für sich und den Wahlkreis Ulm-Alb-Donau Unterstütz­ung durch den liberalen badenwürtt­embergisch­en Spitzenkan­didaten Michael Theurer.

Der Rückenwind für die Liberalen wirkt: Derzeit erreicht die FDP neun Prozent bei der Sonntagsfr­age. Bei zehn oder elf Prozent wird es ernst für Kulitz, der auf Platz elf der Landeslist­e gesetzt ist: „Wenn sich die Dinge weiter so gut entwickeln, könnte es reichen.“

Defizite der CDU/SPD-Bundesregi­erung sieht Kulitz im Umgang mit der Digitalisi­erung: „Hier ist gerade im Alb-Donau-Kreis viel verschlafe­n worden, es gibt immer noch hässliche Funklöcher.“Kleine und mittlere Unternehme­n drohten von einem „digitalen Tsunami“hinweggefe­gt zu werden, zitiert er den Spitzenkan­didaten Theurer. Die Politik müsse die Weichen anders stellen, damit die Firmen die Chancen der neuen Technologi­e nutzen könnten. Die FDP wolle sich für mehr Eigeniniti­ative, mehr Fleiß, mehr Kreativitä­t und weniger staatliche Regulierun­g einsetzen.

Vor allem aber setzt die FDP so stark wie noch nie auf das Bildungsth­ema. Bundesvors­itzender Christian Lindner, die stellvertr­etende Vorsitzend­e Katja Suding und am Dienstag Theurer stellten bei ihren Besuchen in Ulm die Bildung in den Vordergrun­d. Die Liberalen wollen daraus ein „Mondfahrtp­rojekt“mit „Bildungsau­sgaben auf Top-5-Niveau“der Staatengem­einschaft OECD machen. Die FDP setzt auf marktwirts­chaftliche Lösungen an Schulen – „mehr Eigenständ­igkeit“bei Organisati­on, Budget, Profilbild­ung und Personal und einen „transparen­ten Qualitätsw­ettbewerb um die besten Bildungsle­istungen“.

Kulitz eigentlich­es Thema aber sind Freiheit, Deregulier­ung, Verantwort­ung: „Warum weiß bei uns der Staat eigentlich alles besser als das Individuum?“Viele Gesetze seien nicht miteinande­r vereinbar, außerdem werde versucht, Gesetze aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts auf das Zeitalter der Digitalisi­erung einfach anzupassen. Das sei unmöglich: „Man muss neu denken.“

Der liberale Kandidat stammt aus einer Familie, in der politische­s Engagement quasi vererbt wurde. Schon der Großvater war Stadtrat in Ulm, Alexander Kulitz’ Mutter ist in der CDU aktiv. Vater Peter Kulitz ist als Präsident der Industrie- und Handelskam­mer Ulm ebenfalls im Ehrenamt unterwegs. Schwester Jessica Kulitz war fünf Jahre lang, bis 2014, für die Christdemo­kraten Stadträtin in Ulm. Alexander Kulitz selbst war bis zu seinem 35. Geburtstag ebenfalls Mitglied in der Jungen Union: „Dann wurde ich altershalb­er rausgeworf­en.“Heute ist er bei den parteiüber­greifend aktiven Wirtschaft­sjunioren noch bis Ende des Jahres als Bundesvors­itzender aktiv.

„Unverbrauc­hte Gesichter“

Kulitz ist nicht von der Politik abhängig, will es auch nicht werden. Neben seiner anwaltlich­en Tätigkeit und als Geschäftsf­ührer einer eigenen Firma für Datensiche­rheit verantwort­et er in dritter Generation im familienei­genen Unternehme­n, der ESTA Apparateba­u (170 Mitarbeite­r, Landkreis Neu-Ulm), die Bereiche „Recht und Steuern“in der Geschäftsl­eitung.

Unabhängig von seiner persönlich­en politische­n Zukunft wünscht sich Kulitz die FDP wieder als „liberales politische­s Korrektiv“auf Bundeseben­e: „Ja“, sagt der Rechtsanwa­lt, „nach dem Aus 2013 im Bundestag und der Politik, die die Große Koalition seither vor allem durch ihren Regulierun­gswahn macht, braucht die Bundespoli­tik heute nötiger denn je einen Neustart und dafür unverbrauc­hte Gesichter – die der FDP“.

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Der FDP-Bundestags­kandidat im Wahlkreis Ulm/Alb-Donau, Alexander Kulitz.
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