Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Lessing-Gymnasium: Warum es mit den Neubauplän­en nicht voran geht

Schulleite­r Martin Bader mahnt, dass sich der Zustand der in die Jahre gekommenen Schule nicht mehr lange halten lässt

- Von Ronald Hinzpeter

NEU-ULM/LANDKREIS - In allen Debatten über den Nuxit fällt irgendwann auch der Name des Neu-Ulmer Lessing Gymnasiums. Wie geht es damit weiter? Das Problem: Die Schule lässt sich nicht mehr mit vernünftig­em Aufwand sanieren, sie muss komplett neu gebaut werden. Doch momentan liegen die Pläne auf Eis, was zunächst mal nichts mit den Bestrebung­en Neu-Ulms zu tun hat, kreisfrei zu werden.

Natürlich ist das Gebäude noch funktionst­üchtig, versichert Schulleite­r Martin Bader, „es regnet nirgendwo rein“. Dennoch ist ihm „bang wegen der Zukunft“, wie er zugibt, denn er befürchtet, das Projekt werde nun auf die lange Bank geschoben. Der bestehende Zustand lasse sich noch begrenzte Zeit halten, „aber keine zehn Jahre mehr“.

Zu tun gäbe es durchaus einiges, so müsste etwa der Physik-Übungssaal erneuert werden, auch bei den Toiletten im ersten und zweiten Stock wäre eine Sanierung fällig. Das koste allerdings so viel wie ein Einfamilie­nhaus.

Das Geld wäre jedoch zum Fenster hinausgewo­rfen, wenn die Schule in einigen Jahren abgerissen wird. Das gilt für alle kleineren Sanierungs­maßnahmen, die eigentlich fällig wären. Bader beteuert, die könne er jedoch angesichts des beschlosse­nen Abbruchs nicht guten Gewissens fordern. Er habe da Skrupel. „Wir müssen jetzt eben die Zähne zusammenbe­ißen.“

Bekanntlic­h soll das Gymnasium im Wiley neu gebaut werden, was allerdings nach heutigen Schätzunge­n 42 Millionen Euro verschling­en würde. Diese Zahl dürfte sich allerdings nicht mehr lange halten lassen, denn angesichts der anhaltend guten Konjunktur klettern die Baupreise stetig in die Höhe. Doch selbst wenn die Regierung zügig das Raumproram­m genehmigt, werden noch einige Jahre ins Land ziehen, bis der Bau steht.

Noch ist das Gymnasium eine Schule des Landkreise­s, doch wenn die Neu-Ulmer mit dem Ausstieg ernst machen, dann wäre sie eines Tages städtisch. Allerdings ist der Übergang nicht so ganz einfach, denn aus der Vergangenh­eit werden wohl noch einige Ausgleichs­zahlungen fällig.

Dass momentan nichts mehr vorangeht, hat nach den Worten von Landrat Thorsten Freudenber­ger nichts mit den Nuxit-Bestrebung­en zu tun, sondern hänge damit zusammen, dass Bayern vom G8 zum G9 zurückkehr­en wird. Wegen des zusätzlich­en Schuljahre­s müsse das Raumprogra­mm des Neubaus überarbeit­et und von der Regierung von Schwaben gebilligt werden.

Damit ist zunächst nicht zu rechnen. Das liegt an einem Streit, der auf höherer Ebene ausgetrage­n wird: Die Staatsregi­erung und die kommunalen Spitzenver­bände sind sich noch nicht einig, wer bei Schulneuba­uten und Ausbauten die Kosten für die Räume trägt, die wegen der zusätzlich­en Jahrgangss­tufe nötig sind. Freudenber­ger: „Wir verlieren momentan also keine Zeit.“Er versichert, die Pläne für den Neubau würden unabhängig vom drohenden Nuxit weiterverf­olgt.

Allerdings ist von Kommunalpo­litikern auch zu hören, dass die Argumentat­ion vorgeschob­en wirkt. Tatsächlic­h gibt es Kreispolit­iker, die sagen: Wir bauen den Neu-Ulmern doch nicht ein neues Gymnasium hin, bevor sie aus dem Kreis aussteigen.

„Nuxit“schafft komplett neue Situation

Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg beteuert, der Ball „liegt nicht in unserer Hälfte“. Er habe keine Ahnung, wie lange der Stillstand noch dauern werde. Allerdings werden sich Vertreter des städtische­n Bauamts und des Landratsam­ts am „Ende des Sommers“treffen, um die Lage der Dinge zu erörtern und vor allem zu diskutiere­n, wie es weitergehe­n soll. Wenn sich in den nächsten Monaten tatsächlic­h abzeichnet, dass Neu-Ulm den Kreis verlassen wird, dann werde sich erstmals zeigen, wie die kommunale Zusammenar­beit zwischen Stadt und Landkreis unter den neuen Vorzeichen funktionie­re, sagt Freudenber­ger.

Schulleite­r Bader ist zumindest beruhigt vom Signal des Landrats, dass die Baupläne zunächst weiterverf­olgt werden. Er wünscht sich in absehbarer Zeit ein Spitzenges­präch mit Landrat, Oberbürger­meister und ihm als Schulleite­r. Mit Blick auf seinen Ruhestand sagt er: „Ich habe noch elf Jahre und hoffe, dass wir bis dahin umziehen.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Dem Lessing geht der Lack ab – und nicht nur der. Das Gebäude an der Augsburger Straße ist ziemlich in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden, sagt der Schulleite­r.

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