Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Lessing-Gymnasium: Warum es mit den Neubauplänen nicht voran geht
Schulleiter Martin Bader mahnt, dass sich der Zustand der in die Jahre gekommenen Schule nicht mehr lange halten lässt
NEU-ULM/LANDKREIS - In allen Debatten über den Nuxit fällt irgendwann auch der Name des Neu-Ulmer Lessing Gymnasiums. Wie geht es damit weiter? Das Problem: Die Schule lässt sich nicht mehr mit vernünftigem Aufwand sanieren, sie muss komplett neu gebaut werden. Doch momentan liegen die Pläne auf Eis, was zunächst mal nichts mit den Bestrebungen Neu-Ulms zu tun hat, kreisfrei zu werden.
Natürlich ist das Gebäude noch funktionstüchtig, versichert Schulleiter Martin Bader, „es regnet nirgendwo rein“. Dennoch ist ihm „bang wegen der Zukunft“, wie er zugibt, denn er befürchtet, das Projekt werde nun auf die lange Bank geschoben. Der bestehende Zustand lasse sich noch begrenzte Zeit halten, „aber keine zehn Jahre mehr“.
Zu tun gäbe es durchaus einiges, so müsste etwa der Physik-Übungssaal erneuert werden, auch bei den Toiletten im ersten und zweiten Stock wäre eine Sanierung fällig. Das koste allerdings so viel wie ein Einfamilienhaus.
Das Geld wäre jedoch zum Fenster hinausgeworfen, wenn die Schule in einigen Jahren abgerissen wird. Das gilt für alle kleineren Sanierungsmaßnahmen, die eigentlich fällig wären. Bader beteuert, die könne er jedoch angesichts des beschlossenen Abbruchs nicht guten Gewissens fordern. Er habe da Skrupel. „Wir müssen jetzt eben die Zähne zusammenbeißen.“
Bekanntlich soll das Gymnasium im Wiley neu gebaut werden, was allerdings nach heutigen Schätzungen 42 Millionen Euro verschlingen würde. Diese Zahl dürfte sich allerdings nicht mehr lange halten lassen, denn angesichts der anhaltend guten Konjunktur klettern die Baupreise stetig in die Höhe. Doch selbst wenn die Regierung zügig das Raumproramm genehmigt, werden noch einige Jahre ins Land ziehen, bis der Bau steht.
Noch ist das Gymnasium eine Schule des Landkreises, doch wenn die Neu-Ulmer mit dem Ausstieg ernst machen, dann wäre sie eines Tages städtisch. Allerdings ist der Übergang nicht so ganz einfach, denn aus der Vergangenheit werden wohl noch einige Ausgleichszahlungen fällig.
Dass momentan nichts mehr vorangeht, hat nach den Worten von Landrat Thorsten Freudenberger nichts mit den Nuxit-Bestrebungen zu tun, sondern hänge damit zusammen, dass Bayern vom G8 zum G9 zurückkehren wird. Wegen des zusätzlichen Schuljahres müsse das Raumprogramm des Neubaus überarbeitet und von der Regierung von Schwaben gebilligt werden.
Damit ist zunächst nicht zu rechnen. Das liegt an einem Streit, der auf höherer Ebene ausgetragen wird: Die Staatsregierung und die kommunalen Spitzenverbände sind sich noch nicht einig, wer bei Schulneubauten und Ausbauten die Kosten für die Räume trägt, die wegen der zusätzlichen Jahrgangsstufe nötig sind. Freudenberger: „Wir verlieren momentan also keine Zeit.“Er versichert, die Pläne für den Neubau würden unabhängig vom drohenden Nuxit weiterverfolgt.
Allerdings ist von Kommunalpolitikern auch zu hören, dass die Argumentation vorgeschoben wirkt. Tatsächlich gibt es Kreispolitiker, die sagen: Wir bauen den Neu-Ulmern doch nicht ein neues Gymnasium hin, bevor sie aus dem Kreis aussteigen.
„Nuxit“schafft komplett neue Situation
Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg beteuert, der Ball „liegt nicht in unserer Hälfte“. Er habe keine Ahnung, wie lange der Stillstand noch dauern werde. Allerdings werden sich Vertreter des städtischen Bauamts und des Landratsamts am „Ende des Sommers“treffen, um die Lage der Dinge zu erörtern und vor allem zu diskutieren, wie es weitergehen soll. Wenn sich in den nächsten Monaten tatsächlich abzeichnet, dass Neu-Ulm den Kreis verlassen wird, dann werde sich erstmals zeigen, wie die kommunale Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis unter den neuen Vorzeichen funktioniere, sagt Freudenberger.
Schulleiter Bader ist zumindest beruhigt vom Signal des Landrats, dass die Baupläne zunächst weiterverfolgt werden. Er wünscht sich in absehbarer Zeit ein Spitzengespräch mit Landrat, Oberbürgermeister und ihm als Schulleiter. Mit Blick auf seinen Ruhestand sagt er: „Ich habe noch elf Jahre und hoffe, dass wir bis dahin umziehen.“