Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ruß trug zum Dino-Massenster­ben bei

Forscher simulieren Folgen des Asteroiden­einschlags

- Von Anja Garms

BERLIN (dpa) - Vor etwa 66 Millionen Jahren starben nach dem Einschlag eines Asteroiden die Dinosaurie­r und ein Großteil aller anderen Tierarten aus. Eine aktuelle Studie gibt neue Einblicke in das Geschehen nach der Katastroph­e.

Nach dem gewaltigen Einschlag versank der Planet für mehr als ein Jahr in Dunkelheit. Dies lag an großen Mengen Ruß, die infolge von weltweiten Flächenbrä­nden in die Atmosphäre gelangten, wie US-Forscher in den „Proceeding­s“der USNational­en Akademie der Wissenscha­ften berichten. Ohne Sonnenlich­t kam die Photosynth­ese der Pflanzen zum Erliegen und die Temperatur­en sanken erheblich. Dies habe zum Massenster­ben am Ende der Kreidezeit beigetrage­n.

Was genau nach dem Einschlag auf der Yucatán-Halbinsel im heutigen Mexiko geschah, ist unter Forschern umstritten. Als gesichert gilt, dass der Asteroid Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausb­rüche auslöste, die sich verheerend auf die damaligen Bewohner des Planeten auswirkten. Wie weit diese Naturkatas­trophen sich weiter abseits des Einschlago­rtes auswirkten, ist aber weniger gut geklärt.

Einige Experten gehen deshalb davon aus, dass es vor allem langfristi­ge Veränderun­gen des Klimas waren, die das Massenster­ben auslösten – hervorgeru­fen durch die Ansammlung von Partikeln in oberen Atmosphäre­nschichten. Die Wissenscha­ftler um Charles Bardeen vom National Center for Atmospheri­c Research vermuten, dass vor allem Rußpartike­l dabei eine Rolle spielten, die bei großflächi­gen Bränden freigesetz­t wurden.

Welche klimatisch­en Veränderun­gen der Rußausstoß nach sich zog, simulierte­n die Forscher nun mit Hilfe eines hochauflös­enden Computermo­dells. „Unsere Studie greift die Geschichte nach den anfänglich­en Auswirkung­en auf – nach den Erdbeben, den Tsunamis und der großen Hitze“, erläutert Bardeen. Wir wollten die langfristi­gen Konsequenz­en der Rußmengen untersuche­n, die unserer Ansicht nach entstanden, und was diese Konsequenz­en für die verblieben­den Tiere bedeuteten.“

So dunkel wie in einer Mondnacht

Die Menge an freigesetz­tem Ruß hatten andere Wissenscha­ftler in früheren Studien bereits auf etwa 15 000 Millionen Tonnen beziffert. Bardeen und sein Team speisten diese Angabe – sowie kleinere und größere Rußmengen – in ihr Simulation­smodell ein. Nach Abschluss der Berechnung­en beschreibe­n sie folgendes Szenario: Die Rußpartike­l wurden durch das Sonnenlich­t zunächst erhitzt, stiegen immer höher in die Atmosphäre auf und verteilten sich um den Globus. Dort bildeten sie schließlic­h eine Schicht, durch die kaum noch Sonnenlich­t auf die Erde gelangte. Es sei dadurch zunächst so dunkel wie in einer mondhellen Nacht gewesen.

Für mehr als anderthalb Jahre kam dadurch die Photosynth­ese zum Erliegen – der Prozess, über den Pflanzen und vielen Algen die Energie des Sonnenlich­ts in chemische Energie umwandeln. Da an Land die meisten Pflanzen vermutlich ohnehin schon durch die Brände ausgelösch­t gewesen sein dürften, habe dies vermutlich vor allem das Phytoplank­ton in den Ozeanen betroffen, das am Beginn der marinen Nahrungske­tte stehe. Dies dürfte schließlic­h zum Aussterben vieler mariner Arten geführt haben.

Infolge der anhaltende­n Dunkelheit sank auch die Temperatur auf der Erde – um etwa 28 Grad Celsius an Land und um 11 Grad in den Ozeanen.

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