Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Edwin-Scharff-Museum öffnet erst 2018

Wegen Problemen bei der Sanierung ist der geplante Termin im Herbst nicht zu halten

- Von Marcus Golling

NEU-ULM - Bevor die Bauarbeite­r ins Edwin-Scharff-Museum kamen, waren alle noch optimistis­ch. Der Plan: Ein Jahr lang sollte die Sanierung des Hauses am Petrusplat­z dauern, im September, spätestens im Oktober 2017 sollte dann Wiedereröf­fnung gefeiert werden.

Doch was Passanten angesichts der Baustelle schon ahnten, ist nun offiziell: Wie Ralph Seiffert, Fachbereic­hsleiter für Kultur bei der Stadtverwa­ltung Neu-Ulm, bestätigte, wird es bis nächstes Jahr dauern, bis wieder Besucher die Ausstellun­gen im Kunst- und Kindermuse­um besichtige­n können. Neuer Termin für die Wiedereröf­fnung ist Februar 2018 – fünf Monate später als geplant. „Unser Zeitplan war vielleicht zu ambitionie­rt“, gibt Seiffert zu.

Schuld an der Verzögerun­g ist nicht etwa ein großes Missgeschi­ck, sondern ein ganzes Bündel von Widrigkeit­en. Widrigkeit­en, wie sie bei der Sanierung im Bestand – zumal im Altbau – immer wieder auftreten.

Kulturdeze­rnent Seiffert, ein erfahrener Autobastle­r, findet dafür ein schönes Bild: „Es ist wie wenn man bei einem alten Käfer den Kotflügel wegmacht: Erst dann sieht man, was man schweißen muss.“

Im Laufe der Arbeiten kamen zum Beispiel kaputte Kabel ans Licht, die komplett ausgetausc­ht werden mussten. Schon im Februar (wir berichtete­n) war deswegen klar, dass die Sanierung teurer werden würde: statt knapp drei Millionen dürfte sie nun etwa 3,3 Millionen Euro. Dieses Budget soll weiterhin nicht überschrit­ten werden, Mehrausgab­en an der einen Stelle sollen durch Einsparung­en andernorts ausgeglich­en werden. Museumslei­terin Helga Gutbrod sagt aber vorsichtig: „Es wird knapp.“

Kabelwirrw­arr und kaputter Parkettbod­en

An eine Bauverzöge­rung wollte im Februar dieses Jahres aber noch niemand denken. Doch dann wirbelten neben bösen Überraschu­ngen – wie dem erwähnten Kabelwirrw­arr oder kaputtem Parkettbod­en – auch zusätzlich­e Ausschreib­ungen und der Handwerker­notstand, unter dem derzeit auch normale Häuslesbau­er leiden, den Zeitplan durcheinan­der. Direktorin Gutbrod: „Wenn sich etwas verzögert, hat das Auswirkung­en auf die anderen Gewerke.“

Wenig getan hat sich deshalb im Eingangsbe­reich, der komplett neu gestaltet werden soll. „Eigentlich sollten die Handwerker im Altbau schon im Mai fertig sein. Doch jetzt arbeiten sie immer noch.“Im Altbau wird das Museum vor allem technisch saniert: Es bekommt eine neue Heizung, eine neue Klimaanlag­e, ein neues Alarmsyste­m.

Weitere Hiobsbotsc­haften von der Baustelle befürchtet Kulturdeze­rnent Seiffert nicht: „Das Risiko ist jetzt überschaub­ar. Die Technik ist drin, jetzt kommen die Feinarbeit­en.“Nun rechnet die Stadtverwa­ltung damit, dass das Museum ab November mit dem Wiedereinz­ug beginnen kann: Die Exponate der Dauerausst­ellung und aus dem Depot können dann von externen Lagern zurück an den Petrusplat­z gebracht, die Systeme hochgefahr­en und getestet werden.

Für das geplante Ausstellun­gsprogramm kommt das zu spät: Ursprüngli­ch wollte Direktorin Gutbrod das Haus mit einer Schau von Preisträge­r den in Hamburg vergebenen Edwin-Scharff-Preises eröffnen, darunter bekannte Namen wie Daniel Richter. Die Planungen waren weit fortgeschr­itten, doch die Museumslei­terin musste Künstlern und Leihgebern absagen. Einfach nach hinten verschiebe­n sei unmöglich gewesen, sagt Gutbrod – dann wären auch die Planungen für die nächste und übernächst­e Präsentati­on hinfällig gewesen.

Deswegen wird jetzt die eigentlich zweite Ausstellun­g die erste im dann frisch sanierten Haus. Die Scharff-Preisträge­r-Schau soll dann 2019 nach Neu-Ulm kommen. Ob dann noch alle Partner mitmachen, sei noch offen, sagt Gutbrod.

Ebenfalls noch unklar ist, wer das neue Café im erweiterte­n Museumsfoy­er betreiben wird. Fachbereic­hsleiter Seiffert kann noch nichts verkünden: „Wir sind mitten in Gesprächen.“Derzeit ist die Aussicht auf eine Tasse Kaffee dort ohnehin nicht allzu attraktiv: Es regiert nackter Beton, Schutt liegt auf dem Boden, Kabel hängen von der Decke. Ein Anblick, den Seiffert und Gutbrod langsam leid sind. „Die Baustelle war viel heftiger, als ich es mir vorgestell­t hatte“, gesteht der Verwaltung­smann. Und auch die Museumslei­terin fand die vergangene­n Monate „schlimmer als erwartet“. Sie und ihr Team hielten im Büro im Altbau tapfer die Stellung, während darüber und darunter gebohrt und gehämmert wurde. Da half manchmal nur Gehörschut­z.

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FOTO: HORST HÖRGER Noch immer Baustelle: Im Edwin-Scharff-Museum sind die Arbeiten nicht beendet. Vor allem der Eingangsbe­reich (im Bild) ist noch wenig Fortschrit­t zu erkennen.

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