Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Stewe setzt auf anderen Standort
Merklinger Firma erhofft sich von Türkheim mehr Auswahl beim Personal
MERKLINGEN - 55 Jahre lang ist die Firma Stewe dem Standort Merklingen treu geblieben. Jetzt entsteht im etwa zehn Kilometer entfernten Türkheim, einem Stadtbezirk Geislingens, eine neue Produktionshalle für CNC- und Maschinenbauteile. Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp hatte Firmenchef Götz Steck zwar zwei Flächen dafür angeboten, doch den Ausschlag für den neuen Standort in Türkheim gaben andere Faktoren: Entscheidend waren die Suche nach geeignetem Personal und die Infrastruktur in Geislingen.
„Ich bedauere es zutiefst“, sagt Sven Kneipp über den neuen Standort der Firma Stewe. Zwei Flächen mit jeweils 4000 Quadratmetern hatte der Schultes angeboten, um Götz Steck zum Verbleib zu bewegen. Ohne Erfolg. „Die Flächen konnten mich nicht überzeugen“, erklärt Götz Steck, der seit 1994 Geschäftsführer des Unternehmens ist, das CNC-Sondermaschinen und Werkzeuge in hoher Präzision produziert.
Mehr qualifiziertes Personal durch die Nähe zu Geislingen?
Die Firma benötigt zum einen mehr Platz; an der Industriestraße stießen Götz Steck und seine etwa 30 Mitarbeiter an ihre Grenzen. Platz hätte es zwar andernorts auch in Merklingen gegeben. Doch in den Augen des Geschäftsführers gibt es einen viel wichtigeren Faktor: die Suche nach geeigneten Auszubildenden und qua- lifiziertem Personal. Hier sieht Götz Steck „ein Riesen-Potenzial“im Gewerbepark Schwäbische Alb in Türkheim durch die Nähe zur Kernstadt Geislingen mit etwa 28 000 Einwohnern. Dort gebe es mehr junge Menschen als auf der Alb, die einen Ausbildungsplatz suchen.
Außerdem könnten die Auszubildenden der
Firma Stewe künftig die Berufsschule in der Fünftälerstadt besuchen. Bisher fällt die schulische Ausbildung in den Zuständigkeitsbereich der Berufsschule in Ehingen. Die Fahrt der Azubis nach Ehingen sei von Merklingen aus mit dem Öffentlichen Personennahverkehr ein Unding, sagt der Geschäftsführer.
Götz Steck sieht außerdem durch die Nähe zu Geislingen größere Chancen, weibliche Angestellte zu finden, die bei Stewe CNC- und Maschinenbauteile in hoher Präzision fertigen wollen. Bisher beschäftigt das Unternehmen vier Mitarbeiterinnen. „Wir suchen Frauen in technischen Berufen, weil wir ganz tolle Erfahrungen mit ihnen gemacht haben“, betont der 55-Jährige. Auch für sie soll der Neubau im Gewerbepark entstehen; bislang fehlt es am Standort in Merklingen an getrennten Umkleideräumen und Duschen.
Mit Blick auf den künftigen Bahn- hof in Merklingen glaubt Götz Steck, dass auf der Alb der Kampf um Personal ausbrechen wird. Das begründet er mit dem großen Interesse von Firmen an Flächen in Merklingen und den Umlandgemeinden. „Der Run auf Arbeitskräfte wird noch größer.“
Auch was die Gesundheit seiner Mitarbeiter anbelangt, sieht er einen Vorteil im neuen Standort: Bei einem Arbeitsunfall, den es zum Glück seit längerer Zeit nicht mehr gegeben habe, mussten die SteweMitarbeiter bislang etwa 15 Minuten zum Blaubeurer Krankenhaus fahren – zur Unfallchirurgie in der Geislinger Helfensteinklinik fahren sie dage- gen nur fünf Minuten.
Der Umzug in den Neubau der Firma, der einen „nicht unerheblichen einstelligen Millionenbetrag“kostet, soll im März 2018 nach und nach erfolgen. Was mit dem Grundstück und Gebäude in Merklingen geschehen soll, steht noch nicht fest.
Im Übrigen glaubt Götz Steck, dass auch der Gewerbepark in Türkheim vom Bahnhof in Merklingen profitieren kann: „Dann wird auch die Situation für Geislingen besser.“Schließlich sei es nur ein Katzensprung von der Fünftälerstadt auf die Alb.
Bürgermeister Sven Kneipp bezeichnet die Gespräche mit Götz Steck als „offen und ehrlich“. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Merklingen sei nach wie vor vorhanden, ergänzt er und betont: „Ich mache mir keine Sorgen um den Gewerbestandort Merklingen“.
„Wir suchen Frauen in technischen Berufen, weil wir ganz tolle Erfahrungen mit ihnen gemacht haben.“Stewe- Geschäftsführer Götz Steck