Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Immer neue Ideen für die Alte Musik

Am Sonntag startet im Kloster Roggenburg die zweite Ausgabe von „Diademus“- Intendant Schachtner singt diesmal auch selbst

- Von Marcus Golling

ROGGENBURG - Die letzten Tage sind die stressigst­en. Kurz vor dem Start des Roggenburg­er Festivals für Alte Musik stapelt sich die Arbeit bei Intendant Benno Schachtner: „Es gibt so viele Sachen, um die ich mich kümmern muss.“Es fängt bei organisato­rischen Dingen wie Ablaufplän­en an – und hört beim Notenlesen auf, denn wie schon bei der Premiere organisier­t der gebürtige Illertisse­r das Festival nicht nur, er wirkt auch selbst als Künstler mit.

Dazu kommt: Kurz vor dem Start muss Schachtner einen Ausfall verkraften: Gerhard Weinberger, der das Eröffnungs­konzert am Sonntag um 16 Uhr dirigieren sollte, musste seinen Auftritt wegen den Folgen einer Verletzung absagen. Für ihn springt nun einer seiner früheren Schüler ein: Schachtner selbst.

Der gebürtige Illertisse­r studierte katholisch­e Kirchenmus­ik bei Weinberger an der Hochschule für Musik in Detmold. Schachtner ist über den Ausfall ein wenig traurig: „Ich hatte mich darauf gefreut, einfach nur zuhören und genießen zu können“, sagt der Festivalor­ganisator. „Jetzt muss ich es eben vorne genießen.“

Tölzer Knabenchor singt

Mit dem Tölzer Knabenchor singt ein internatio­nal bekanntes und gefeiertes Ensemble. Mit der Verpflicht­ung der Oberbayern ist Schachtner ein Risiko eingegange­n. „Für mich als Intendante­n gibt es nur einen Weg. Und das ist der Weg nach vorne.“Der erfolgreic­he Counterten­or will nicht auf der Stelle treten. Sonst könnte er, wie er sagt, sich den Stress sparen, einfach singen gehen oder sich auf eine Professur bewerben.

Aber „Diademus“, wie das Festival nach rechtliche­n Problemen mit dem alten Namen „Fr:ame“inzwischen heißt, ist eine Herzensang­elegenheit für Schachtner, der mit seiner Frau in Pfuhl lebt.

Und dass es vorwärts geht, zeigt das Programm. Neu im Angebot ist ein Meisterkur­s für Sänger samt Abschlussk­onzert. Anfänglich­en Bedenken („Ich hatte Angst, dass sich die Studenten auf den letzten Drücker melden“) sind längst zerstreut: Der viertägige Kurs, der von Sibylla Rubens und Werner Güra geleitet wird, ist ausgebucht.

Und der Vorverkauf für die vier Konzerte, die diesmal über drei Wochenende­n verteilt sind, läuft. Schachtner: „Es sind schon einige hundert Tickets weg. Das Festival wird gut besucht sein.“Doch ein bisschen bibbern muss der Intendant trotzdem: „Das Risiko ist noch nicht bei null.“

Alleine steht Schachtner natürlich nicht da, das Festival hat zwei weitere Mitarbeite­r: Dominik König, der sich unter anderem für Öffentlich­keitsarbei­t und Vorverkauf verantwort­lich zeichnet, und Assisten- tin Henriette Terpe, die sich beispielsw­eise um Künstlerve­rträge und -übernachtu­ngen kümmert. Eine große Hilfe, sagt der „Diademus“Gründer, seien aber auch die mittlerwei­le rund 60 Mitglieder des Fördervere­ins, von denen viele weit mehr leisten als nur ihren Jahresbeit­rag. Sie helfen an der Kasse und als Platzeinwe­iser, manche lassen auch Künstler in ihren Häusern übernachte­n. „Es ist wirklich ein Gefühl von Familie da“, schwärmt Schachtner.

„Diademus“ist für den 32-Jährigen nicht nur aus organisato­rischer Sicht eine Herausford­erung, er tritt auch zweimal selbst auf: beim Abschlussk­onzert am Samstag, 9. September, als Dirigent – und bei „Nachtaktiv“am Samstag, 2. September, als Sänger. Dann präsentier­t er im Innenhof des Kloster Roggenburg seine neue CD „Clear or cloudy“mit Liedern von Henry Purcell und anderen englischen Meistern. Schachtner: „Das hat sich schön ergeben.“

Bereits Pläne für 2018

Bei aller Arbeit, die der Intendant noch für die bevorstehe­nde Ausgabe des Festivals leisten muss: Im Kopf ist er schon im nächsten Jahr. Dann will er statt eines Meisterkur­ses für Musikstude­nten eine Chorakadem­ie für ambitionie­rte Laiensänge­r zwischen 30 und 60 anbieten. „Diademus“wird sich weiterentw­ickeln. Für Schachtner dürfte der Stress nicht geringer werden.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Kloster Roggenburg: Dort beginnt am Sonntag die zweite Ausgabe von „ Diademus“.

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