Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wie hätte ich es eigentlich gemacht?
Ein junges, französisches Paar hat alles, was es braucht. Arbeit, Geld und keine großen Sorgen. Weil es mehr vom Leben will und sich langweilt, nimmt es ein Sabbatjahr und umsegelt die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel bei Kap Hoorn geraten Louise und Ludovic in einen Sturm, der ihre Yacht zerstört. Sie haben nur noch das, was im Rucksack ist: Feuerzeug, Kekse und zwei Jacken. Was als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner Großstädter gedacht war, mündet ganz plötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und Kälte. Zunehmend geht es ums nackte Überleben. Und zunehmend verändert sich auch die Beziehung. Ludovic war immer der Fröhlichere, der Strahlemann und Sonnyboy, Louise die Kleine, Sanfte und Stille. Jetzt scheint sich alles umzudrehen. Sie, die Bergsteigerin, kann die Natur besser einschätzen, ist zäher und vorausschauender. Erste Konflikte tun sich auf. Wer hat mehr Schuld, wer trifft bessere Entscheidungen und wo bleibt letztendlich die Liebe, wenn es um egoistische Entscheidungen geht? Sie töten Pinguine, sie schlagen sich durch und werden trotzdem immer schwächer. Bis Louise eine folgenschwere Entscheidung trifft.
Die Autorin Isabelle Autissier (Jahrgang 1956) ist eine grandiose Erzählerin und kennt sich aus auf den Meeren. Mit 35 Jahren umsegelte sie als erste Frau im Rahmen einer Regatta allein die Welt. Und vor einer unbewohnten Insel soll sie auch gekentert sein. Das merkt man, egal, ob es um „primitiven, animalischen Egoismus“geht oder um „den Geruch, der nicht lügt und der sich dem Willen am ehesten entzieht“. Die Sprache ist gewaltig, die Geschichte fesselnd, spannend, fast ein Psychothriller, den man nicht mehr weglegen kann und der den Leser am Ende mit der Frage zurücklässt: „Wie hätte ich es eigentlich gemacht?“