Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Computerspiele – ein nettes Hobby für jedermann?
Die Stunde des Abschieds naht, das Spiel ist vorbei, und ich muss eine kleine Träne verdrücken. Das also war es. Wochen, manchmal Monate mit einem Spiel oder einer Reihe liegen hinter mir. Ich habe mit meinen Spielfiguren mitgekämpft, mitgefiebert, mitge- lacht, mitgeliebt und manchmal auch mitgelitten. Diese intensiven Erfahrungen kann kein Film, kann kein Buch bieten. Als Spieler bin ich über einen langen Zeitraum mittendrin im Geschehen. Noch lange, nachdem der Computer aus ist, beschäftige ich mich mit dem Spiel. Warum bin ich in einem Kampf schon wieder gescheitert? Ich muss vor dem Einschlafen nochmal meine Strategie überdenken, die Aktionen für den nächsten Anlauf planen. Vielleicht nächstes Mal als Magier und nicht als Krieger? Besonders lieb sind mir Rollenspiele: Manche Charaktere werden regelrecht zu Freunden. Als in „Vampire: Redemption“die Storyline zwei Charaktere aus meiner Party ums Leben kommen ließ, war ich ein paar Tage mies gelaunt. Immer mehr Spiele bieten zudem die Möglichkeit, mit moralischen Entscheidungen zu experimentieren. Ich kann ein Streiter des Guten werden oder mich der dunklen Seite ergeben. Oder zuerst das eine und dann das andere. Spiele sind einfach eine Bereicherung. Ich will sie nicht mehr missen.
Es ist nicht so, dass Computerspiele keinen Spaß machen. Sie sind spannend und oft besser als jeder Film, weil man selbst der Akteur darin ist. Doch darin liegt auch die Gefahr. Vorbei sind die Zeiten, als man noch pixelige Grafiken auf dem Monitor gese- hen hat. HighendComputerspiele sind heute fotorealistisch und lassen den Unterschied zwischen Fiktion und Realität verschmelzen. Ist man einmal drin, kommt man dort schwer wieder heraus. Das hat durchaus Suchtpotenzial. Wer kennt nicht den Gedanken: „Ach, nur noch ein bisschen ...“Aus dem „bisschen“werden dann allerdings auch mal schnell drei, vier Stunden. Aus dem Sog kommt keiner so schnell raus.
Das kann kein Film bieten.
Von Robert Kolm Und ewig droht die Kostenfalle.
Von Mark Hildebrandt
Doch die meisten der grafisch aufwändig gestalteten Spiele sind wenigstens noch ehrlich, was die Folgekosten anbelangt. Richtig kritisch wird es bei Handyspielen. Das Programm ist in der Regel kostenfrei. Auftauchende Hürden allerdings kann man nur überwinden, wenn man Geld investiert. Oder viel Zeit. Aber – und hier kommt die soziale Komponente ins Spiel – wenn Freunde schon weiter sind, will man nicht hintanstehen. Und zahlt. Aber die drei Euro hier, die sechs Euro dort läppern sich. So zahlt man Hunderte Euro, ohne es zu bemerken. Spielen? Ja. Aber nicht um jeden Preis.