Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Flügelflattern in der Dunkelheit
Batnight-Besucher erfahren in Sontheim, wie sie Lebensräume für Fledermäuse schaffen
HEROLDSTATT - Einen informativen und auch spannenden Abend haben rund 150 fledermausbegeisterte Besucher bei der Sontheimer Höhle erlebt. Der Höhlenverein Sontheim hat wie viele andere Vereine europaweit eine Batnight veranstaltet. Diese findet in der Regel stets Ende August statt, wenn die Fledermäuse schwärmen.
Dies konnten die Besucher in Sontheim hautnah erleben: Die Veranstalter hatten in der Sontheimer Höhle, die auf der Schwäbischen Alb das größte Winterquartier für Fledermäuse ist, eine Infrarot-Filmkamera aufgestellt. Im grünlich schimmernden Bild auf der großen Leinwand vor der Höhle war ein reger Fledermausflugverkehr in die Höhle hinein und wieder hinaus zu sehen.
Da die Fledermäuse jedoch erst zur fortgeschrittener Stunde, nämlich erst nach Mitternacht richtig aktiv werden, haben die Fledermausexperten Alfred Nagel und Elke Wunsch den Gästen die Wartezeit mit zahlreichen Informationen zu den nächtlichen Jägern verkürzt.
Während es weltweit rund 1000 Arten von Fledermäusen gibt, kommen in Deutschland etwa 26 Arten vor. Davon sind rund 20 Arten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb nachgewiesen – allerdings sind alle Fledermausarten stark gefährdet und stehen auf der Roten Liste, führte Alfred Nagel aus.
Mausohr verliert Lebensraum durch Dachsanierung
Probleme bereiten ihnen vor allem fehlende Lebensräume. „Das wichtigste Wohnquartier ist die abstehende Rinde von abgestorbenen Bäumen“, erklärt Alfred Nagel. „Das hatten wir aber in unsere aufgeräumten Wäldern immer weniger“, ergänzt er. „Bartfledermäuse wiederum bevorzugen Fensterläden, hinter denen sie schlafen; das Große Mausohr dagegen ist die typische Dachbodenfledermaus. Allerdings bekommen diese Tiere Probleme, wenn Dächer saniert werden und sie keine Möglichkeit mehr finden, in die Dachböden hineinzufliegen.“Wasserfledermäuse machen es sich unter einem Kanaldeckel bequem, ohne sich an den Autos, die oberhalb ihres Quartiers unterwegs sind, zu stören. Während für viele Fledermausarten die Höhlen im Sommer zu kühl sind, werden diese im Winter aufgesucht. „Die Tiere gleichen ihre Körpertemperatur der Umgebungstemperatur an und verbrauchen deshalb sehr wenig Energie. So überwintern sie beispielsweise in der Sontheimer Höhle“, sagt Nagel.
Fledermaus-Film zieht sogar Freizeit-Agenten in seinen Bann
Einen liebevollen Film über die Fledermäuse auf dem Dachboden des Schorndorfer Burgschlosses hat die Biologin Elke Wunsch im Anschluss präsentiert. Wochenlange Drehzeiten hat sie in Kauf genommen, um die Tiere lebensecht darzustellen. Und das ist ihr gelungen. Selbst die jüngsten Batnight-Besucher, die zuvor noch höchst aktiv in Agentenspiele rund ums Höhlenrasthaus verwickelt waren, kamen zur Ruhe und verfolgten gebannt die Wohn- und Wochenstube des Großen Mausohres im Gebälk des alten Gemäuers. In ihrem Film nahm Elke Wunsch dem Publikum die Angst vor den Fledermäusen und stellte diese als liebevolle Mütter vor, die ein reges Sozialleben führen.
Anschließend machten sich die Besucher auf zu einer Nachtwanderung rund um die Höhle. Die Höhlenvereinsmitglieder haben sich allerhand einfallen lassen, um ihre Gäste gut zu unterhalten. In der Blockhütte beim Spielplatz erhielten die Nachtwanderer einen roten Fledermaustrunk, der sich jedoch als Johannisbeersaft entpuppte. Nach einer Strecke durch die Dunkelheit tauchten plötzlich Sitzbänke mitten im Wald auf und es hieß, dort Platz zu nehmen. Schon erklang eine Stimme und las aus dem Buch Lilli Langohr, die Fledermaus aus dem Ulmer Münster vor. Nach einer weiteren Strecke durch den dunklen Wald baute Alfred Nagel seinen Laptop auf und die Besucher durften im Dunklen verschiedenen Rufen der Fledermaus lauschen. An der letzten Station schließlich war ein leuchtender Turm aufgebaut: eine UV-Lampe leuchtete unter einem Insektennetz. Auf diesem Netz ließen sich zahlreiche nächtliche Insekten nieder, der gedeckte Tisch der Fledermäuse. Elke Wunsch betrachtete mit den Besuchern all die Käfer, Heuschrecken, Wanzen, Spinner, Spanner und Eulen. Wobei es sich bei der Eule nicht – wie ein Besucher vermutet hat – um den Vogel, sondern um eine Schmetterlingsart handelte.
Kurz vor Mitternacht wieder am Höhleneingang angekommen, zeigten die Fledermäuse auf der großen Leinwand und eine stärkere Aktivität. Also ging es hinunter in die Tiefe, um dort das Schwärmen der Fledermäuse hautnah zu erleben und mit Hilfe eines Fledermausdetektors ihre Ruf zu hören.
Was kann jeder für einen für Fledermäuse
tun?
Fledermauskästen oder Fledermausbretter im Garten und am Haus aufhängen.
Nachtblühende Blumen im Garten anpflanzen.
Kleine Einfluglöcher auf dem Dachboden belassen.