Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Sorgenkinder der Landwirte
Extreme Wetterschwankungen führen zu Unterschieden bei Ernte auf der Laichinger Alb
LAICHINGER ALB - Die Wetterkapriolen in diesem Jahr haben vielen Landwirten eine lediglich durchwachsene Erntebilanz verschafft – in Menge und Qualität. Besonders auffällig ist, wie regional unterschiedlich die Ernte auf der Laichinger Alb ausgefallen ist und wie empfindlich die Getreidepflanzen auf das äußerst wechselhafte Wetter reagieren.
Auch die Ernte selber war in diesem Jahr eine Nervensache: trockene Tage wechselten sich mit regnerischen ab, und mit jedem Regenschauer minimierten sich Qualität und Ertrag. Dazu kamen kräftige Hagelunwetter, die beispielsweise in der Region Römerstein, Westerheim und Hohenstadt 80 Prozent der noch nicht geernteten Rapserträge vernichtet haben. Auch die anderen Getreidearten wie Weizen erlitten unter dem Hagel starke Einbußen.
„Sorgenkind ist in diesem Jahr die Sommergerste, auch Braugerste genannt. Sie hat eher kleine Körner ausgebildet und überwiegend mit Qualitätsproblemen zu kämpfen, da die Getreidekörner zu viel Eiweiß enthalten und daher ungeeignet für die Mälzereien sind,“fasst Landhändler Hans-Martin Striebel aus Laichingen zusammen. Erfüllt die Gerste nicht ganz bestimmte, von den Mälzereien vorgegebene Kriterien, kann sie nicht als Braugerste vermarktet werden, sondern landet zu einem wesentlich niedrigeren Erlös als Futtergerste auf dem Markt.
Ausschlaggebend für diese Qualitätsprobleme sei die Wetterlage gewesen, die in diesem Jahr besonders extrem zwischen heiß und trocken und Dauerregen geschwankt habe, sagen auch die Mitarbeiter des BayWa Lagers in Nellingen.
Wasser fehlte an Pfingsten
Im regnerischen Frühjahr ist das Getreide rasch gewachsen. Während der Trockenheit um Pfingsten, als sich die Körner in der Ähre ausgebildet haben, fehlte das Wasser. Die Folge: Die Pflanzen bildeten nur reduziert Körner aus und diese konnten nicht mehr wachsen wie gewohnt. Aber: „Auch kleine Körner mit passendem Eiweißgehalt keimen und können an die Mälzereien verkauft werden“, werfen die Nellinger Landhändler ein.
Allerdings gebe es auch durchaus gute Braugerstenerträge. Dies wiederum hänge mit dem Zusammenspiel von Regen, Trockenheit und Düngemittel zum richtigen Zeitpunkt zusammen. Oft sei dies eine reine Glücksache. Die Wintergerste, welche als Futtergerste Verwendung findet und bereits im Herbst ausgesät wird, dagegen brachte einen recht ordentlichen Ertrag.
Nicht gut vertragen hat der Hafer die trockene Hitze im Wechsel mit dem Regen, hat HansMartin Striebel beobachtet. Nur kleine Körner haben sich ausgebildet, diese wurden jedoch bei den heftigen Regenfällen regelrecht ausgewaschen und sind dadurch ganz verwaschen schmutzig gelb geworden, anstatt wie gewohnt gelb. „Das wird schwierig mit der Vermarktung“, befürchtet Striebel.
Der Weizen habe sehr unter der Trockenheit gelitten, erläutert Striebel weiter. Wie auch bei der Sommergeste haben sich die Körner nicht voll ausbilden können und durch eine weitere Hitze ist das Getreide in die sogenannte Notreife übergegangen. Durch Wassermangel oder auch umgeknickte Halme wurde die Nährstoffzufuhr unterbrochen und das Korn bleibt klein und wird vor der Zeit reif.
Alles in allem lautet das Fazit von Hans-Martin Striebel aus Laichingen: „Trotz allem können wir froh sein, dass es bei der Getreideernte nicht noch schlimmer war.“
„Trotz allem können wir froh sein, dass es nicht noch schlimmer war.“Landhändler Hans-Martin Striebel aus Laichingen